"Gammelblock" in Drochtersen vor der Sanierung?
Wasser im Keller, Schimmel in der Wohnung
ig. Drochtersen. Das Dach ist undicht, die Keller wegen einer mangelhaften Drainage voll mit Wasser, in den Wohnungen blüht der Schimmel. Zustände, die Bewohner und Bewohnerinnen des viergeschossigen Wohnblocks in der Hohen Straße in Drochtersen zum Weinen bringen (das WOCHENBLATT berichtete).
Der Frust ist den Menschen ins Gesicht geschrieben. Auch bei Bettina Pospischil, die seit sieben Jahren im zweiten Obergeschoss wohnt. Große Sorgen bereite ihr auch die Elektrik. „Lichtschalter und die Leitung im Kellerflur liegen in einer nassen Wand.“ Sie habe mittlerweile feuchte Flecken in der Wohnung, ihre Nachbarn würden größere Wasserschäden im Schlaf- und Kinderzimmer beklagen. Mehrfach habe sie die Betreiberfirma des Wohnblocks angeschrieben, erzählt sie. „Aber nie Antwort erhalten.“ Kein Wunder: Die Hausverwaltungen würden ja ständig wechseln. „Und uns nehmen sie nicht ernst.“
Das sei üble Abzocke, sagt der stellvertretende Drochterser Bürgermeister Dirk Ludewig, der auf Bitten der Bewohner die Hausverwaltung mit der Forderung kontaktiert hatte, „dass sich endlich Mitarbeiter die Misere vor Ort anschauen und für eine Beseitigung der eklatanten Missstände sorgen“. Die öffentliche Diskussion und die massive Kritik scheint jetzt die Eigentümer – „Rea Wohnungen GmbH in Pullach“ – zum Handeln animiert zu haben. So soll das Gebäude in Kürze eingerüstet werden, um Schäden zu beseitigen. Allerdings: Inzwischen steht der Wohnblock im Internet zum Verkauf. Gefordert werden mehr als sechs Mio. Euro. "Also wieder Ungewissheit, mit wem möglichweise demnächst zu sprechen ist", so eine Bewohnerin.
Rückblick: Der Sturm „Zeynep“ hatte vor rund fünf Wochen einen Teil des Dachs weggerissen. Reste wurden auf die Straße geschleudert und beschädigten parkende Wagen. Manche so stark, dass die Autos verschrottet werden mussten. Die Dachreste blieben wochenlang vor dem Gebäude – teilweise sogar auf der Straße – liegen, wurden erst vor Kurzem abtransportiert. Anschließend wurde das Dach nur notdürftig repariert, so dass es weiter durchregnet. Eimer mussten in den Hausfluren aufgestellt werden. „Die waren nach gut einer halben Stunde voll mit Wasser“, so Pospischil.
Wegen des starken Schimmelbefalls ist Jessica Hoffmann Anfang Februar mit ihrer fünfjährigen Tochter ausgezogen. Beschwerden bei der Hausverwaltung hätten nichts bewirkt. „Kein Wunder, dass nur noch 16 der 24 Wohnungen bewohnt sind und viele Mieter ausziehen möchten“, sagt sie. Auch Frauke Kettel wohnte mit ihren zwei Kindern in dem Block und ist glücklich über eine neue Bleibe. „Das waren dort unzumutbare Zustände. Und dann diese Ignoranz der Hausverwaltungen.“ Manuela Petrat lebt seit 2015 im Wohnblock, berichtet von undichten Fenstern, die „angeblich nicht mehr ersetzt werden können“. Sie habe im vergangenen Jahr vier Monate warten müssen, bis neue Heizkörper genehmigt wurden. „Ich habe lange in einer kalten Wohnung gesessen.“ So recht möchte sie deshalb an die Sanierung nicht glauben. „Lassen wir uns überraschen.“
Redakteur:Dirk Ludewig aus Stade |
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