Unerträglich und gefährlich
Durch Freiburg rollt eine Lkw-Karawane
Bürgerinitiative fordert Entlastung
ig. Freiburg. "Der Lärm ist unerträglich und macht uns krank." "Die schweren Laster beschädigen unsere Häuser." "Wir sind hier vor zwei Jahren hergezogen, wohnen direkt an der Landestraße – und überlegen, ob wir wieder wegziehen." Das waren nur einige Unmutsäußerungen von Freiburgern auf einer Versammlung am vergangenen Donnerstag im Kehdinger Hof, zu der die "Interessengemeinschaft gegen Lärmbelastung" eingeladen hatte.
Der beschauliche Flecken Freiburg im Herzen von Nordkehdingen hat ein Problem: die Landesstraße 111. Von früh bis spät rollt der Brummi-Verkehr durch den Ort. "Hauswände vibrieren und das Geschirr klappert in den Schränken", sagt Claus List. Der Freiburger ist mit Christian Witt und Ralf Stahl Initiator der Interessengemeinschaft. Im Zuge der Straßenbauarbeiten in Wischhafen, die noch bis Sommer 2020 dauern sollen, habe die Belastung durch den überregionalen Schwerlastverkehr erheblich zugenommen, so Stahl zu den mehr als 60 Bürgern. "Eine unerträgliche und gefährliche Situation." Zudem sei es aufgrund des Fahrbahnbelags mit Absätzen und Schwellen zu Erschütterungen in den Anliegerhäusern gekommen. Die Forderungen, die mit großem Applaus bedacht wurden: Ausbesserung des Straßenbelags, um die Belastung zu vermindern. Und die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit in der gesamten Ortsdurchfahrt auf 30 Stundenkilometer. Nur die 30-er Zone vor der Schule reiche nicht aus. "Da wird mit 100 und mehr in den Ort reingebrettert", empörte sich ein Anwohner. "Das ist lebensbedrohlich für die Schüler." Sein Fazit: Kaum jemand halte sich an die Geschwindigkeit. Auch werde überhaupt nicht geblitzt. "Und das würde sich hier wirklich lohnen."
Die höchste Stufe der Lärmbelastung erfahre man in der Allwördener Straße. "Da gibt es ein Haus, das von einer sechsköpfigen Familie bewohnt wird. Der Abstand beträgt von der Fahrbahnkante bis zu den Fenstern weniger als 1,80 Meter", berichtete der Freiburger Peter Loudovici. Eine weitere Gefährdung für dessen Nutzer stelle der kombinierte Rad- und Fußweg in der Allwördener Straße dar. "Dort befindet sich eine 1,40 Meter-Verengung, auf der sich alle Kinder der ersten bis zur zehnten Klasse bewegen", so Loudovici. Den Verkehrswahnsinn beobachte er als unmittelbarer Anlieger jeden Tag. Er sei überzeugt, dass eine deutliche Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit die Situation spürbar entschärfen würde.
30 Stundenkilomter in ganz Freiburg zu erreichen, das sei nicht einfach, stellte Samtgemeinde-Bürgermeister Edgar Goedeke heraus. "Da gibt es gesetzliche Regelungen." Gleichwohl wolle er Gespräche mit dem Landkreis und der Landesbehörde für Straßenbau führen. Goedeke berichtete, dass der Landkreis gerade eine Erfassung in der Tempo-30er-Schulzone abgeschlossen habe. Kontrolliert wurde über mehrere Tage die Verkehrsbelastung und die Geschwindigkeitsüberschreitungen.
Gespräche mit den Behörden führen will auch der Landtagsabgeordnete Kai Seefried (CDU), der zu der Versammlung eingeladen wurde. Ihm geht es vor allem um Verbesserungen der aktuellen Baustellen-Situation. Einfließen in die Gespräche soll auch der Vorschlag eines Teilnehmers, prüfen zu lassen, ob sich die Baustelle in Wischhafen so verändern lasse, dass dort Lkw passieren können – und die Fahrer nicht den Weg über Freiburg suchen. Das habe doch auch in Drochtersen geklappt. Ein weiteres Ergebnis: Bildung einer Arbeitsgruppe der Samtgemeinde. Stahl: "Wir bleiben am Ball. Und wollen nicht zu drastischen Mitteln wie Blockaden greifen." Was angenehm auffiel: Die Diskussion wurde emotional, aber stets sachlich, ergebnisorientiert und ohne Polemik geführt.
Redakteur:Dirk Ludewig aus Stade |
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