Feuerwehr-Delegiertentagung in Marschacht
Kreisfeuerwehr rügt Landesregierung

Redete Klartext: Kreisbrandmeister Volker Bellmann (re.), dem Landrat Rainer Rempe aufmerksam zuhört | Foto: Mathias Wille
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Mit der Landesregierung und dem Landesfeuerwehrverband hart ins Gericht ging Kreisbrandmeister Volker Bellmann auf der jüngsten Delegiertentagung des Kreisfeuerwehrverbandes. Diese fand - ebenso wie die Wettbewerbe (das WOCHENBLATT berichtete) auf dem Kreisfeuerwehrtag in Marschacht statt, mit dem die örtlichen Brandschützer ihr 150-jähriges Bestehen feierten.  

An der Tagung der 107 Ortswehren des Landkreises nahmen als Gäste Landrat Rainer Rempe, Kreisrätin Annerose Tiedt, die Elbmarscher Samtgemeinde-Bürgermeisterin Kathrin Bockey sowie die Landtagsabgeordneten André Bock und Jan Bauer teil. Von Seiten der Feuerwehr war unter anderem Olaf Kapke, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes,  anwesend. 

Neues Brandschutzgesetz hat schwerwiegende Mängel

In seinem Jahresbericht übte Volker Bellmann harsche Kritik an der Regierung in Hannover und dem niedersächsischen Feuerwehrverband. Die vorgelegten Entwürfe für die Novellierung des Brandschutzgesetzes und für den Erlass über die Kreisfeuerwehr-Bereitschaften seien von den kommunalen Spitzenverbänden aufgrund schwerwiegender Mängel und fehlender Rahmenbedingungen abgelehnt worden. Für vom Land beschaffte Stromaggregate und Löschfahrzeuge für den Katastrophenschutz gebe es weder definierte Überlassungsvereinbarungen noch Aussagen, auf welche Rahmenbedingungen zu achten sei.

Besonders empört - so Bellmann weiter - sei man im Kreis Harburg über den zukünftigen Ablauf der Ausbildung für Truppführer. Anstelle eines Lehrgangs an der Akademie des NLBK (Niedersächsisches Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz) seien ab 2024 eine modulare Onlineschulung und eine Ausbildung an den Heimatstandorten vorgesehen. Wie die genaue Ausgestaltung aussehen solle, sei immer noch nicht bekannt. Volker Bellmann erinnerte daran, dass der Standort der Akademie in Celle-Scheuen seit 2013 auch mit vier Millionen Euro aus der kommunalen Feuerschutzsteuer für die Erhöhung der Kapazität für diese Ausbildung ausgebaut wurde. "Das sind allein über 100.000 Euro jährlich aus dem Landkreis Harburg, die hier nicht für den Brandschutz zur Verfügung stehen“, so der Kreisverbandsvorsitzende. Aus der geplanten Aufstockung der Lehrgangsplätze sei mit der neuen Regelung eine Reduzierung um drei Viertel geworden.

Kritik übte Bellmann auch an der Einführung einer neuen Dienstbekleidung für Niedersachens Feuerwehren. "Prinzipiell halte ich es für eine gute Sache, auch in diesem Bereich ein zukunftsweisendes und modernes Image auf- bzw. auszubauen“, betonte er. Die Mehrheit der Führungskräfte störe sich jedoch daran, wie die neue Bekleidung eingeführt werde. Anstatt die von einem Arbeitskreis erarbeiteten Vorschläge den Beschlussgremien der Feuerwehr vorzustellen, würden diese gleich dem Innenministerium und dem Landesbranddirektor vorgelegt, um anschließend die Mitglieder des Landesfeuerwehrverbandes über die zukünftigen Uniformen zu informieren.

"Der Landesfeuerwehrverband ist nicht dazu da, die Interessen des Innenministeriums und des NLBK zu vertreten, sondern die seiner 130.000 Feuerwehrleute als Mitglieder“, gab Bellmann Olaf Kapke deutlich zu verstehen.

Psychosoziale Nachversorgung hat sich schon bewährt

Schließlich kam Volker Bellmann auf die weiteren Ziele zu sprechen. Das nach seiner Wiederwahl im Jahr 2021 gesetzte kurzfristige Ziel der Etablierung einer PSNV-E-Gruppe (Psychosoziale Nachversorgung für Einsatzkräfte) sei bereits erreicht. Seit Oktober letzten Jahres sei die aus freiwilligen Feuerwehrleuten unter Leitung des Superintendenten Dirk Jäger bestehende Einheit im Dienst und schon mehrfach erfolgreich tätig gewesen. So sei die Einheit auch bei dem tragischen Radlader-Unglück in Toppenstedt mit zwei Toten und vielen verletzten Kindern im Einsatz gewesen. "Nach knapp einem Jahr ist dieses Thema bereits eine Erfolgsgeschichte im Feuerwehrwesen des Landkreises“, so Bellmann.

Mittelfristiges Ziel sei die Neuausrichtung der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Hittfeld. "Hier dürfen wir jetzt nicht den Punkt verpassen, die Weichen für den Brandschutz, den Katastrophenschutz und den Zivilschutz auf Zukunft zu stellen“, mahnte Bellmann. Die derzeitigen Überlegungen und Überprüfungen gingen in die richtige Richtung. Ein langfristiges Ziel, das Projekt "Flächendrohnen zur Einsatzunterstützung“, werde derzeit von der Polizei bearbeitet. Hier werde man sich zu gegebener Zeit engagieren.

Abschließend bedankte sich Bellmann beim Vorstand des Kreisfeuerwehrverbandes für die konstruktive und kameradschaftliche Mitarbeit. Einen besonderen Dank richtete er an die Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter für Einsätze und Ausbildungen freistellten. Er erwähnte dabei die Firma Gehrmann aus Ramelsloh, die wenige Tage zuvor von Innenministerin Daniela Behrens und Landesfeuerwehrverbands-Chef Olaf Kapke mit der Plakette "Partner der Feuerwehr“ ausgezeichnet worden war.

Landrat Rainer Rempe lobte die hochprofessionelle Arbeit der Kreis-Feuerwehren. Er verwies hier unter anderem auf das Unglück in Toppenstedt und sprach allen Helfern seinen größten Respekt aus. 

Bei den Wahlen trat der bisherige Kreisfeuerwehrverbands-Kassenwart Michael Boer aus Winsen nach 21 Amtsjahren nicht mehr zur Wiederwahl an. Zu seiner Nachfolgerin wurde einstimmig Jessica Meyer aus Buchholz gewählt. Mit großer Mehrheit bestätigte die Versammlung die neue Führung der Kreiskinderfeuerwehr mit Kreiskinderfeuerwehrwart Thomas Runge sowie seinen Stellvertretern Björn Poost und Annika Cohrs. Ebenfalls bestätigt wurden Kreisstabführerin Andrea Meyn und Stellvertreterin Nadja Soetbeer. Die Versammlung wählte außerdem Michael Boer und Melanie Schumann zu Ehrenmitgliedern des Feuerwehrverbandes.

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Rekord bei der Verpflichtung neuer Feuerwehrleute

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Winsens Stadtbrandmeister Uwe Ehlers und Salzhausens Gemeindebrandmeister Jörn Petersen wurden mit dem Deutschen Feuerwehrehrenkreuz in Silber ausgezeichnet. Egestorfs ehemaliger Ortsbrandmeister Heiko Witte bekam das Feuerwehrehrenkreuz in Bronze verliehen. Die Ehrenmedaille des Kreisfeuerwehrverbandes erhielten Michael Boer (Winsen), Melanie Schumann (Hittfeld) und der scheidende Kreisausbildungsleiter Ralf vom Lehn (Egestorf).

Schließlich wurde die Rekordzahl von 335 Feuerwehranwärterinnen und -anwärtern in einer feierlichen Zeremonie als Nachwuchsbrandschützer verpflichtet

Feuerwehr Tönnhausen siegt bei Leistungsvergleichen
Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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