Einblicke ins Judentum
Elbmarscher Konfirmanden besuchten Hamburger Synagoge
Eine Konfirmandengruppe aus den Gesamtkirchengemeinde Elbmarsch war jetzt zu Besuch in der Liberalen Synagoge in Hamburg. Begleitet wurde die Gruppe von Pastor Georg Stahlmann (31). Ziel des Ausflugs war es, dass die Jugendlichen das Judentum kennenlernen und sich mit einer anderen Religion über Glaubensfragen austauschen können.
Austausch mit anderer Religion über Glaubensfragen
„Kann man überhaupt Jude werden? Und wenn ja, wie?“, wollte Konfirmand Tjorve Kliemann (14) wissen. "Warum wird bei der jüdischen Hochzeit ein Glas zertreten?", fragte Konfirmandin Meena Schlefske (13).
Synagogen-Vorsteher Michael Heimann beantwortete die Fragen, die die Konfirmanden aus der evangelischen Gemeinde zuvor erarbeitet hatten. „Wenn du einen Rabbiner anrufst und Jude werden möchtest, schickt der dich zweimal weg. Wir sind alles andere als missionarisch“, erklärte Heimann, was die Konfirmanden überraschte. „Das zertretene Glas erinnert an die Zerstörung des Jerusalemer Tempels in der Antike. Selbst bei einer fröhlichen Hochzeit gehört diese gewisse Traurigkeit mit dazu, genauso wie die Fröhlichkeit bei traurigem Anlass zum Totengebet Kaddisch dazugehört.“
„Als ich diese Konfirmanden-Aktion in den Sommerferien 2023 plante, hatte ich noch keine Vorstellung, was alles bis dahin passieren würde“, gestand Pastor Georg Stahlmann. „Ich glaube nur, dass es immer spannender ist, sich mit einem echten Menschen über seinen Glauben auszutauschen, als nur aus zweiter Hand über diesen Glauben zu erzählen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage war es mir umso wichtiger, diesen Besuch zu machen."
Jüdische Vergangenheit des christlichen Glaubens
Die Idee kam Stahlmann, weil das Christentum aus dem Judentum hervorgegangen sei: "Wir teilen uns die Heilige Schrift zum Teil. Was wir meist 'Altes Testament' nennen, ist in weiten Teilen der 'Tanach' des Judentums. Ohne diese jüdische Wurzel hätten wir als Christen keinen Altar, keinen 'Christus'-Titel für Jesus. Den wohl bekanntesten Psalm, "Der Herr ist mein Hirte", verdanken wir ebenfalls der jüdischen Vergangenheit unseres Glaubens.“
Diese Entwicklung von einer jüdischen „Jesus-Sekte“ zur eigenständigen Religion sei immer wieder von antijüdischen Ressentiments und Vorurteilen aufseiten der Christen begleitet worden - teilweise bis heute. "Gerade Martin Luther, immerhin im Namen meiner Konfession vertreten, war leider ein entschlossener Judenhasser“, so der evangelisch-lutherische Theologe Stahlmann. „Das sollten die Konfis als junge Christen einfach ehrlich wissen. Bei allen Verdiensten des Reformators Luther: Auch diesen Teil der Geschichte müssen wir erzählen.“
Seit den Angriffen der Hamas auf israelische Gebiete am 7. Oktober 2023 sei jüdisches Leben in Deutschland noch massiver als sonst in Gefahr. Viele antisemitische Stereotype würden offen geteilt, und jüdische Kinder könnten nicht einfach so zur Schule gehen.
„Lieber Herr Heimann, vor Ihnen sitzen über 20 junge Staatsbürger, junge Christen. Was würden Sie sich von uns wünschen?“, fragte Pastor Stahlmann zum Abschluss den Synagogen-Vorsteher. Dessen Antwort: „Wir sind genauso Menschen wie ihr. Keinen Deut besser als ihr, aber auch keinen Deut schlechter. Es wäre schön, wenn wir uns einfach als Menschen friedlich begegnen könnten.“
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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