Blutwäsche als letzte Hoffnung
Long COVID macht Jasmin Ursics Leben zur Qual
Mit traurigem Blick zeigt sie Fotos, die sie beim fröhlichen Toben mit Kindern, bei der Gartenarbeit und beim Ausflug in den Hamburger Hafen zeigen. "Das alles kann ich leider nicht mehr, ein normales Leben ist für mich derzeit nicht möglich", sagt Jasmin Ursic (29) aus dem Elbmarsch-Ort Marschacht. Eine Corona-Infektion hat ihr den Boden unter den Füßen weggerissen.
Die Corona-Infizierung
Bis Anfang des vergangenen Jahres war Jasmin Ursic ein lebenslustiger Mensch und arbeitete mit viel Freude als Erzieherin. Dann infizierte sie sich mit Corona. "Es fing mit Geschmacksverlust, Fieber, Kreislaufbeschwerden, Kopf- und Gliederschmerzen an", blickt Ursic gegenüber dem WOCHENBLATT zurück. "Als sich auch die Muskeln und Nerven in den Beinen entzündeten, konnte ich vor lauter Schwäche und Schmerzen fast nur noch im Bett liegen. Mich anziehen und Essen kochen konnte ich ohne fremde Unterstützung nicht mehr."
Jasmin Ursic suchte Hilfe bei verschiedenen Ärzten. Diese erreichten, dass sie nicht mehr bettlägerig war und mit Gehhilfen und im Rollstuhl kleine Wege zurücklegen konnte. Die Elbmarscherin freute sich über die abnehmenden Schmerzen und begann mit Krankengymnastik. "Kurz darauf kam der harte Rückschlag: Ich bekam Krampfanfälle, mein linkes Bein versteifte sich und die Schmerzen kehrten zurück. Seitdem fällt mir langes Stehen und Sitzen schwer, und ich kann das Haus nur im Rollstuhl verlassen", so Ursic. Hinzu kommen durch Long-COVID bedingte Konzentrationsschwächen.
Letzte Hoffnung Blutwäsche
"Unsere letzte Hoffnung ist jetzt eine sogenannte Inuspherese, eine Art Blutwäsche, bei der entzündungs- und krankheitsauslösende Gifte aus dem Blut gewaschen werden", erklärt Jacqueline Nürenberg, die neben ihrer Schwester Jasmin lebt und diese tatkräftig unterstützt. In ihrem Bekanntenkreis - so die Schwestern - gebe es einige Menschen, denen mit einem solchen Verfahren geholfen werden konnte. "Die Krankenkasse signalisierte uns, dass ein Antrag auf Übernahme der rund 8.000 Euro für eine Inuspherese wenig Aussicht auf Erfolg hätte, da die Kosten sehr hoch seien und laut Ärzten die Wirksamkeit dieser Blutwäsche noch unzureichend dokumentiert sei", bedauert Jacqueline Nürenberg. Sie hat nun einen Spendenaufruf für ihre Schwester gestartet, über den bereits etwa 5.000 Euro zusammengekommen sind. "Wir setzen alle Hebel in Bewegung, damit Jasmin möglichst bald wieder ein so unbeschwertes Leben wie früher führen kann."
Stellungnahme der Krankenkasse
Das WOCHENBLATT bat Jasmin Ursics Krankenkasse um eine Stellungnahme. "Es wird derzeit mit Hochdruck an dem Thema 'Immunadsorption' (Therapieverfahren zur therapeutischen Entfernung von Autoantikörpern und Immunkomplexen bei Autoimmunerkrankungen, d. Red.) im Zusammenhang mit Long-COVID gearbeitet. Leider sind die Ergebnisse derzeit ernüchternd, so dass die Blutwäsche außerhalb von Studien derzeit nicht empfohlen werden kann", erklärte Michael Erdmann, Landespressesprecher der Barmer. Experten zufolge könnten bei einer Immunapherese, wovon die Inuspherese eine Spezialform ist, "Antikörper effektiv ausgewaschen werden", jedoch würden sich "die subjektiven Beschwerden nicht ändern". Ähnlich habe sich die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie geäußert. "Aufgrund der fehlenden wissenschaftlichen Grundlage müssen wir daher die Kostenübernahme leider ablehnen", so Michael Erdmann.
Wer Jasmin Ursic helfen möchte, kann sich per E-Mail an jacqueline.nuerenberg@gmail.com bei ihrer Schwester melden.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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