Kampf um offizielle Anerkennung
Schwerbehinderter schaltet Landtag ein
"Als blinder Mensch der Bürokratie ausgelieferte", titelte das WOCHENBLATT, als es jetzt über den langwierigen Kampf des Buchholzers Günter Drögemüller mit dem Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie um einen Eintrag seiner Blindheit im Schwerbehindertenausweis berichtete. "Auch bei mir hat sich das Amt zunächst mit einer Anerkennung meiner Behinderung quergestellt. Ich habe daraufhin den Petitionsausschuss des Landtages eingeschaltet - mit Erfolg", erzählt Klaus Achsnick (76) aus Tespe, als er sich als Reaktion auf den Artikel beim WOCHENBLATT meldet.
Im Jahr 2002 wurde Klaus Achsnick an einem Krebsleiden operiert. Der Eingriff war jedoch nur teilweise erfolgreich, da der Tumor nicht komplett entfernt werden konnte, schon gestrahlt hatte und bis heute andauernde körperliche Beeinträchtigungen nach sich zog. Daher stellte Achsnick beim Landessozialamt den Antrag auf Anerkennung als Schwerbehinderter. Dies wurde ihm zu 80 Prozent bescheinigt. Fünf Jahre später wollte die Behörde die Anerkennung samt Behindertenausweis dann wieder einkassieren. "Die Begründung war, dass meine Erkrankung ja inzwischen verheilt sein müsste. Der Grad meiner Behinderung sollte daher auf 20 Prozent reduziert werden. Um als Schwerbehinderter zu gelten, müssen es 50 Prozent sein. Von einer vollständigen Genesung konnte und kann aber keine Rede sein", erklärt der Elbmarscher gegenüber dem WOCHENBLATT.
Dreimal legte Klaus Achsnick nach ärztlicher Rücksprache Widerspruch gegen den Amtsbescheid ein, dreimal wurde er abgelehnt. Daraufhin wandte er sich an den Petitionsausschuss des Niedersächsischen Landtages. Und bekam postwendend positive Post: "Meine Schwerbehinderung wurde offiziell immerhin wieder zu 50 Prozent anerkannt", so Achsnick. Das Sozialamt räumte auf Nachhaken des Petitionsausschusses ein, dass man fälschlicherweise von einem abgeschlossenen Heilungsprozess ausgegangen sei, zumal "keine vollständige Tumorentfernung" möglich gewesen sei.
"Ich habe zwar keine großen Vorteile durch den Schwerbehindertenausweis", so Klaus Achsnick. "Mir geht es aber ums Prinzip. Ich wollte zeigen, dass man sich von Behördenseite nicht alles gefallen lassen muss, und kann vielleicht auch anderen Menschen Mut machen, sich gegen Amtswillkür zu wehren."
- Gute Neuigkeiten gibt es unterdessen im Fall des blinden Günter Drögemüller aus Buchholz: "Wir haben Post vom Landessozialamt bekommen, dass mein Mann nun endlich den Eintrag 'Bl' für Blind in seinem Schwerbehindertenausweis hat", freut sich Ursel Drögemüller beim Anruf in der WOCHENBLATT-Redaktion. "Der Ausweis geht nun an den Landkreis Harburg, damit wir auch das Blindengeld bekommen."
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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