Elbmarscher Politiker zur Ortsentwicklung
Verkehr geht vor Städtebau
ce. Elbmarsch. "Es müssen zuerst die Verkehrsprobleme angegangen und gelöst werden, bevor neues Wachstum generiert wird." Das fordern die Gruppe Grüne/Piraten und die Freien Wähler im Elbmarscher Samtgemeinderat in einer Pressemitteilung mit Blick auf das städtebauliche Entwicklungskonzept, über das der Rat am heutigen Mittwoch debattiert.
Gruppe und Freie Wähler verweisen auf den Entwurf des Konzeptes, das als Ziel für die Bevölkerungsentwicklung ein Wachstum von 20 Prozent verteilt über die nächsten 20 Jahre anpeilt. In der Elbmarsch würden dann etwa 15.900 Einwohner leben und damit 2.600 mehr als derzeit. Ziel solle es sein, angesichts einer alternden Bevölkerung die Auslastung der sozialen Infrastruktureinrichtungen wie Schule, Kindergärten und Feuerwehren langfristig zu sichern, aber auch nicht zu überfordern.
"Leider gilt dies nicht für den Verkehr. Hier ist die Infrastruktur, insbesondere an der Rönner Elbbrücke, schon jetzt teilweise überlastet. Sollten neue Baugebiete in dem vorgeschlagenen Rahmen realisiert werden, muss mit einer deutlichen Zunahme des Autoverkehrs gerechnet werden", betonen Gruppensprecherin Dörte Land und Ulf Riek von den Freien Wählern. Die Verkehrsprognose gehe von 8.000 Kraftfahrzeug-Fahrten mehr pro Tag als heute aus. Der überwiegende Teil werde über die B404 Hamburg ansteuern. "Man muss keine Hellseherin sein, um vorherzusagen, dass sich die jetzt schon bestehenden Probleme bei der Einfädelung auf die Rönner Brücke zwangsläufig massiv verschärfen werden, wenn bei der Verkehrsinfrastruktur nichts getan wird“, warnt Dörte Land. "Ein 'Weiter so' ist weder den alt eingesessenen Elbmarschern zumutbar noch den Zuziehenden."
Die Gruppe Grüne/Piraten und die Freien Wähler sprechen sich daher dafür aus, dass zuerst ein belastbares Konzept für die Lösung der Verkehrsprobleme umgesetzt werden müsse, bevor neue Baugebiete ausgewiesen würden. "Die Elbmarschgemeinden sollen sich dazu verbindlich verpflichten", fordern die Kommunalpolitiker. Sie plädieren außerdem dafür, dass die Samtgemeinde sich auf allen Ebenen für eine Schienenverbindung von Bergedorf über Geesthacht und die Elbmarsch nach Lüneburg einsetzt. Alle Fraktionen im Samtgemeinderat hätten sich bereits 2013 darauf geeinigt und versucht, eine derartige Verbindung in das Regionale Raumordnungsprogramm aufnehmen zu lassen – damals ohne Erfolg. "Diese Verbindung hätte das Potential, die B404 vom Pendlerverkehr auch aus Richtung Lüneburg zu entlasten sowie Kapazitäten zu schaffen für Gewerbetreibende und für diejenigen, die nicht auf den ÖPNV umsteigen können", sind Dörte Land und Ulf Riek überzeugt. "Es kann nicht sein, dass Berufspendler überwiegend immer noch deutlich langsamer mit Bus und Bahn an ihren Arbeitsplatz gelangen als mit dem eigenen Auto."
Für die Übergangszeit bis zur Herstellung einer Schienenverbindung sollten schnelle Bustouren nach dem Vorbild des Bergedorfer Busses (Linie 4400) auch Richtung Lüneburg eingeführt werden.
Der Ruf nach einer Autobahn oder vierspurigen Straße sei kurzsichtig und führe mangels Alternativen zu noch mehr motorisiertem Individualverkehr. "Wir sind überzeugt, dass ein weiterer Ausbau der Straßeninfrastruktur in großem Stil unsere Probleme verschärfen wird. Auch laut dem Konzeptentwurf der städtebaulichen Entwicklung wird für die B404 bei einem vierspurigen Ausbau eine deutliche Zunahme des überregionalen Verkehrs erwartet", mahnen schließlich Land und Riek.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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