Eröffnung zu Weihnachten?
Mehr als 3.000 Stunden Eigenleistung am Deutschen Haus in Mulsum
Wenn es um den Zusammenhalt und ehrenamtliches Engagement geht, hat das Dorf Mulsum in der Samtgemeinde Fredenbeck Vorbildcharakter. Seit einem knappen Jahr packen die Bürgerinnen und Bürger jeden Samstag gemeinsam auf einer großen Baustelle in der Ortsmitte an, um den Dorfgasthof "Deutsches Haus" zu retten. Insgesamt flossen bereits mehr als 3.000 Stunden Eigenleistung in das Projekt. "Da hängt in einigen Familien schon mal der Haussegen schief, weil der Mann jedes Wochenende weg ist", sagt Stefan Allers mit. Er gehört gemeinsam mit Dr. Henning Götzke und Ralf Steffens zum Vorstand der offiziell eingetragenen Genossenschaft, die sich aus einer Bürgerinitiative für den Erhalt des Deutschen Hauses gebildet hat (s. Kasten).
Die Arbeiten begannen im September 2021. Bis auf den Saal wurden alle Räume entkernt, Deckenverkleidungen heruntergerissen, Wand- und Bodenfliesen abgeschlagen und Wände herausgenommen. Dann begannen die Vorarbeiten für die Elektro-, Wasser- und Heizungsinstallation. Ein großer Bereich der Arbeiten fällt auch in den vorgeschriebenen Brandschutz. In den letzten Wochen wurden neue Fenster eingesetzt, der Giebel neu verkleidet und die gesamte Fassade neu isoliert. Zudem musste ein vom Vorbesitzer errichteter, jedoch nicht genehmigter Küchenanbau abgerissen werden. "In Absprache mit dem Landkreis dürfen wir den Anbau jedoch unter Berücksichtigung der aktuellen Vorschriften ohne erneute Baugenehmigung neu errichten", erzählt Stefan Allers. "Hier haben wir bereits die Betonsohle geschüttet und erste Mauern in Massivbauweise hochgezogen. Zum Glück gehören zu unserem ehrenamtlichen Team viele versierte Handwerker."
Ein schnelles Ende der Bauarbeiten ist jedoch noch nicht in Sicht. Auf der Agenda stehen noch Fliesenarbeiten – nur für die Küche wird dafür ein externes Unternehmen engagiert –, Malerarbeiten und Fußbodenverlegung, der Bau eines Tresen für den Schankraum und ein Teil der Elektroinstallation. "Wir hoffen sehr, dass wir zur Adventszeit fertig werden, so dass wir das Weihnachtsgeschäft mitnehmen können", sagt Allers. Ein Pächter wurde für das Deutsche Haus bereits gefunden: Der gelernte Koch Norbert Schatz und sein Sohn Nils wollen in dem Gasthaus gutbürgerliche Küche servieren sowie Feste aller Art ausrichten. Norbert Schatz ist in Mulsum bekannt: In den 1990er Jahren hat er bereits als Angestellter in der Küche des Deutschen Hauses gearbeitet. Für das bevorstehende Schützenfest in Mulsum vom 22. bis 24. Juli ist er als Festwirt für das leibliche Wohl der Gäste verantwortlich.
Die Finanzierung der Gaststättensanierung könnte ein Punktlandung werden. Ursprünglich waren für das Projekt Kosten in Höhe von rund 517.000 Euro geplant. Aufgrund steigender Materialkosten, behördlicher Auflagen und unvorhergesehener zusätzlicher Arbeiten musste die Summe Anfang 2022 auf 805.000 Euro erhöht werden. Aufgefangen wird das u.a. durch einen Investitionskostenzuschuss der Gemeinde Kutenholz in Höhe von 150.000 Euro, hinzu kommen 180.000 Euro öffentliche Förderung vom Amt für regionale Landesentwicklung. Kutenholz ist gemeinsam mit der Nachbargemeinde Brest im Verbunddorfentwicklungsprogramm und erhält noch bis 2023 Förderung für kommunale und private Projekte. "Trotzdem kann es passieren, dass die Genossenschaft am Ende noch einen Kredit aufnehmen muss", sagt Stefan Allers. "Denn die größten Zahlungen, darunter die Kücheneinrichtung und die Sanitäranlagen, müsse noch getätigt werden."
Kurzer Rückblick
Die Genossenschaft wurde im Juni 2020 gegründet, um die Gaststätte und Kneipe "Deutsches Haus" am "Roten Platz" für Veranstaltungen, Feiern und vor allem als Dorfmittelpunkt zu erhalten. Denn Gastwirtin Trixie Büchler hatte bereits vor Jahren angekündigt, 2021 in den Ruhestand zu gehen. Von den Initiatoren wurden Genossenschaftsanteile im Wert von 269.750 Euro verkauft, hinzu kamen Geldspenden in Höhe von 13.000 Euro.
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