Dorfmittelpunkt erhalten
Mulsumer kämpfen um Erhalt der Traditionsgaststätte "Deutsches Haus"
jab. Mulsum. Die Zeiten sind denkbar schlecht für Gaststätten: Immer mehr Traditionshäuser auf den Dörfern schließen. Auch das "Deutsche Haus" in Mulsum ist von der Schließung bedroht, wenn die derzeitige Wirtin 2021 in den Ruhestand geht. Doch eine Gruppe Mulsumer will ihren Dorfmittelpunkt nicht aufgeben.
Ein ganzes Dorf zu mobilisieren, um die Traditionsgaststätte zu erhalten, ist harte Arbeit. Das haben die "Kneipenretter" bereits festgestellt. Im November 2018 startete das Projekt, unter anderem initiiert von Stefan Allers. Nach einer ersten Informationsveranstaltung zum Erhalt des Deutschen Hauses, zu der rund 200 Personen kamen, legten die Kneipenretter los. Sie holten sich Informationen ein, z.B. beim Genossenschaftsverband und aus anderen Dörfern, die mit Genossenschaften ihre Gaststätten retten konnten. Auch Handwerker wurden beauftragt, eine Kostenschätzung für die Sanierung abzugeben. Vieles soll aber in Eigenleistung erledigt werden, um die Kosten möglichst gering zu halten.
"Leider erhielten wir immer weniger Rückmeldungen, was uns letztendlich den Mut genommen hat", so Allers. Nach einer kurzen Pause aber starteten die Kneipenretter einen zweiten Versuch. Zwar fiel die geplante Infoveranstaltung im März wegen Corona aus, trotzdem seien inzwischen rund 135.000 Euro an Genossenschaftsanteilen auf einem Treuhandkonto eingegangen. Für den Kauf der Gaststätte würden allerdings 250.000 Euro fällig werden. Ihre persönliche Frist, bis wann der Betrag zusammengekommen sein soll, haben die "Kneipenretter" auf November gelegt. Inzwischen seien sämtliche Dorfvereine mit im Boot. Die Politik habe zudem einen Zuschuss zu den Planungskosten von 10.000 Euro gewährt. Eine Förderung von bis zu 30 Prozent durch das Amt für regionale Landesentwicklung sei ebenfalls möglich, so Allers.
Gekauft werden soll das Objekt im Sommer 2021. Zum 1. Januar 2022 könne dann durch einen neuen Pächter eröffnet werden, so Allers. Denn die Pächtersuche war schon erfolgreich. "Ein Koch von der Geest, der die Örtlichkeiten kennt, soll das Deutsche Haus übernehmen." Mehr darf Allers noch nicht verraten.
Damit das Projekt auch funktioniert, hofft Allers auf das Engagement der Mulsumer. "Hier ist die Identifikation mit dem Dorf groß und unser Zusammenhalt ist sehr stark." Es gebe kein Dorfgemeinschaftshaus, in dem Familienfeiern oder Dorffeste stattfinden können. Auch der Dorfplatz gehört zu 80 Prozent zum Gebäude dazu. Würde das Deutsche Haus verkauft und sogar abgerissen, ginge auch die Fläche für Dorffeste wie den Weihnachtsmarkt verloren. "Wir wollen das Dorf lebendig halten, dazu brauchen wir die Gaststätte", so Allers. Er richtet einen Appell an die Mulsumer: "Wartet nicht darauf, dass wir auf euch zukommen, zeigt Eigeninitiative und bringt euch ein."
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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