Nähmaschine gegen Speck

Margot und Heinz Pommnitz beim Reeperbahnbummel 1947, einen Tag nach dem Kennenlernen | Foto: Pomnitz privat
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  • Margot und Heinz Pommnitz beim Reeperbahnbummel 1947, einen Tag nach dem Kennenlernen
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65 Jahre verheiratet: "Gemeinsam haben wir uns ein schönes Leben aufgebaut!

tp. Fredenbeck. Das seltene Ehe-Jubiläum der Eisernen Hochzeit feierten jetzt Heinz Pomnitz (88) und seine Ehefrau Margot (85) aus Fredenbeck. Sie sind 65 Jahre verheiratet. Als sich das Paar am 3. April 1948 das Ja-Wort gab, lag Deutschland in den Trümmern der Zweiten Weltkrieges. Mit Fleiß und festem Zusammenhalt bauten sich die Pomnitz' aus dem Nichts eine Existenz auf und genießen nun einen bürgerlichen Wohlstand. Kaputte Nähmaschinen und Laufmaschen waren die Motoren ihres Aufstiegs.
Im April 1947 - knapp zwei Jahre nach Kriegsende - lernten sich Heinz und Margot Pomnitz in ihrer Heimatstadt Hamburg kennen. Geknistert hat es im "Zillertal" auf St. Pauli - dem damals einzigen Tanzlokal im zerbombten Hamburg. Einen Tag nach dem ersten gemeinsamen Walzer trafen sich die frisch Verliebten zum Bummel über die von Ruinen gesäumte Reeperbahn. "Als Heinz meine Hand nahm, wusste ich: 'Das ist mein Mann fürs Leben'", sagt Margot Pomnitz. "Von diesem Tag an haben wir alles gemeinsam gemacht", ergänzt Heinz Pomnitz.
In den ersten Jahren lebte das junge Paar in einem kleinen Zimmer. In dem engen Heim fand auch die Hochzeitsfeier mit der Familie statt. Geheiratet wurde in geliehener, aber edler Robe: Die Braut trug ein weißes Kleid aus Brüsseler Spitze, der Bräutigam Anzug und Zylinder. Mit dem Elb-Dampfer ging es in die Flitterwochen nach Cuxhaven.
Das Geld für die bescheidene, aber schöne Hochzeit verdiente Heinz Pomnitz mit einem besonderen Nachkriegsgeschäft: In Häusertrümmern sichte er nach Nähmaschinenwracks. Der gelernte Nähmaschinenmechaniker brachte die Apparate wieder in Schuss und tauschte sie gegen Brot, Speck und Bares ein.
Später gründeten die Pomnitz' in Buxtehude ein Nähmaschinenfachhandel mit Reparaturwerkstatt und Bekleidungsabteilung. Zur Wirtschaftswunderzeit brummte das Geschäft. "Nähen lag im Trend. Fast jeder Haushalt kaufte eine Nähmaschine", erinnert sich Heinz Pomnitz. Margot Pommnitz, gelernte Buchhändlerin und versierte Handarbeiterin, eignete sich eine gefragte Fähigkeit an: Laufmaschen stoppen (Repassieren). Scharenweise brachten Frauen ihre „Nylons“ mit Laufmasche zur Reparatur ins Fachgeschäft Pomnitz. Zudem fanden Damenstrumpfhosen reißenden Absatz: "Sie gehörten in jedes Paket, das Westdeutsche an die DDR-Verwandtschaft schickten", so Margot Pomnitz.
Das Ehepaar arbeitete auch Sonntags und zog neben dem harten Geschäftsalltag zwei Töchter groß. Gründergeist, Tatkraft und Strebsamkeit zahlten sich aus: Als Heinz Pomnitz 60 Jahre alt wurde, konnte er in den Ruhestand gehen.
Nähmaschinen und Textilien spielen für die Eheleute weiter eine wichtige Rolle: Heinz Pommnitz sammelt Kinder-Nähmschinen. Seine Ehefrau verschönert das schmucke Eigenheim mit Gobelins und Deckchen.
Ihren Ehrentag feierten die Pomnitz' mit Nachbarn mit einem Sektempfang. Im Mai gehen sie auf Eiserne Hochzeitsreise nach Kanada. Dort Leben die Töchter, Enkel und Urenkel.

Margot und Heinz Pommnitz beim Reeperbahnbummel 1947, einen Tag nach dem Kennenlernen | Foto: Pomnitz privat
In ihrem Garten in Fredenbeck: Margot und Heinz Pomnitz
Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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