Nicht nur Haushalt und Handarbeiten
Die neue Kreislandfrauen-Vorsitzende setzt neben tradtioneller Vereinsarbeit auf aktuelle Themen.
Tradition und Moderne - das sind für Dörthe Neumann (48) aus Fredenbeck keine zwingenden Gegensätze. Was andere als Widerspruch auffassen, versucht die vor zwei Monaten neugewählte Vorsitzende des Stader Landfrauen-Kreisverbandes auf vielerlei Weise zu verbinden.
Beispiele gibt es reichlich: Da wäre der von ihren Eltern übernommene Milchvieh-Betrieb zu nennen, der auf eine neue, größere Hofstelle ausgesiedelt wurde. Dazu zählt ebenfalls, dass es der gelernten Krankenschwester gelungen ist, ihre beruflichen Ambitionen mit Haushalt und Familie unter einen Hut zu bringen. Und auch ihr Verständnis von der gesellschaftlichen Rolle der Landfrauen zielt in diese Richtung: "Die Landfrauen sind durchaus eine politische Macht", erklärt Neumann. Themen wie die Integration von Migrantinnen ergänzen die klassischen Arbeitsfelder. Die Bereiche Handarbeiten, Hobbys und Herd bestimmen längst nicht mehr allein die Landfrauen-Programme.
"Ich selbst zähle zu einer Minderheit", erklärt Neumann. Nur noch der geringste Teil der fast 6.000 Landfrauen im Kreis Stade lebe wie sie auf einem Bauernhof. Um der gewandelten Mitgliederstruktur gerecht zu werden, müsse sich auch die inhaltliche Arbeit der Landfrauen-Vereine auf die Lebenswirklichkeit der weiblichen Bevölkerung in ländlichen Regionen anpassen. Im Gegensatz zu früher seien die meisten Frauen inzwischen berufstätig, so Neumann. Daher sei es für sie auch selbstverständlich, die angestrebte Chancengleichheit von männlichen und weiblichen Arbeitnehmern zu thematisieren. Auch das Eintreten für Frauenrechte gehöre zu den Aufgaben der Landfrauen-Vereine.
Demographischer Wandel als Herausforderung
Als große Herausforderung für die künftige Vereinsarbeit betrachtet die Landfrauen-Funktionärin den demographischen Wandel. Die Menschen würden immer älter. "Hier setzt unser Projekt an, Frauen zu Seniorenbegleiterinnen auszubilden", sagt Neumann. Diese Tätigkeit sei beispielsweise ideal für Mütter mit schulpflichtigen Kindern. Ihnen werde so die Chance für einen beruflichen Neueinstieg geboten. Und ältere Menschen erhielten eine individuelle Betreuung.
Das Engagement bei den Landfrauen habe Tradition, so Neumann: "Meine Oma war Gründungsvorsitzende des Stader Ortsvereins und meine Mutter war sich viele Jahre als Ortsvertrauensfrau aktiv."
Anders als Mutter und Großmutter ging Neumann dann aber berufliche Wege, die sie zunächst vom heimischen Hof fort führten. Sie absolvierte eine Ausbildung als Krankenschwester, arbeitete lange Zeit in Hamburg und steht nach wie vor ihre Frau im Job. Jetzt ist sie wieder dort tätig, wo sie gelernt hat: im Buxtehuder Elbe-Klinikum.
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