Archäologen suchen Panzerturm
Universitätsteam ist in Kutenholz auf Spurensuche
Seit einigen Jahren erforscht das Team um den Kreisarchäologen Daniel Nösler zusammen mit dem Heimat- und Kulturkreis Kutenholz das Schicksal von zwei britischen Panzern, die bei Kutenholz noch kurz vor Kriegsende ein tragisches Ende fanden. Treibende Kräfte sind hier seitens des Vereins Debbie Bülau, die intensive historische Recherchen unternahm und Kontakte zu den Hinterbliebenen aufgenommen hat, und Frank Hoferichter, der unermüdlich nach Relikten der Geschehnisse sucht.
Geschichtlicher Hintergrund: Ein britischer Sherman-Panzer wurde noch am 1. Mai 1945 durch eine ferngezündete deutsche Seemine in die Luft gesprengt. Alle fünf Besatzungsmitglieder starben bei der gewaltigen Explosion.
Leutnant Robin Tudsbery war einer der Toten. Dem einstigen Leibwächter der königlichen Familie ist in Edinburgh eine Kapelle gewidmet – als Gedenkstätte. Seine Angehörigen unterhalten eine Stiftung, die sich um behinderte Soldaten kümmert. Mit den Angehörigen Tudsberys und dem britischen Königshaus steht Heimatforscherin Bülau in Kontakt. Sie hat, wie berichtet, dafür gesorgt, dass auf den Friedhöfen in der Samtgemeinde Fredenbeck mit Stelen und Informationstafeln der Opfer der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft gedacht wird.
Luftbild der Royal Air Force als Grundlage
Bülau fand bei ihren Nachforschungen kürzlich ein Luftbild, das die Royal Air Force im Juli 1945 über Kutenholz aufgenommen hat. Auf dem Foto sind die Explosionskrater und die Einschlagstelle des Panzerturmes noch gut zu erkennen. Laut Augenzeugenberichten ist der Turm bei der Detonation abgesprengt worden und soll sich noch heute im Boden befinden. Zwei der gefallenen Soldaten konnten damals nicht mehr identifiziert werden. Es besteht die Hoffnung, dass sich deren sterbliche Überreste noch im Inneren des Turmes befinden.
Um den Turm lokalisieren zu können, hat die Kreisarchäologie ein gemeinsames Projekt mit dem Institut für vor- und frühgeschichtliche Archäologie der Universität Hamburg initiiert. Die beiden Archäologen Lorenz Luick und Lukas Eckert von der Universität Hamburg haben den Bereich, in dem der Panzerturm vermutet wird, mit einem fahrbaren Magnetometer untersucht. Mit dem Messgerät können magnetische Anomalien wie archäologische Befunde oder auch Metallobjekte geortet werden, ohne dass hierfür in den Boden eingegriffen werden muss. Gemessen wurde eine Fläche von mehreren Tausend Quadratmetern. Eine große Anomalie lässt bereits den Fundort des Turmes vermuten. Die gewonnenen Daten werden derzeit an der Universität Hamburg detailliert ausgewertet. Sollte sich der erste Verdacht bestätigen, ist eine Bergung des Panzerturmes geplant.
Sondengänger Frank Hoferichter hatte zuletzt 2021 und 2022 Panzerteile und Granaten gefunden. Auch bei den jüngsten Untersuchungen fand er wieder eine Granate. Bereits vor acht Jahren wurde auf dem Acker am Kutenholzer Ortsrand ein Teil eines Panzers gefunden. Mit seiner Massivität hatte er auch Jahrzehnte nach Kriegsende dem Landwirt noch den Mäher zerstört. Zunächst gab es Streit mit Bundesbehörden um die Eigentumsrechte an der viereinhalb Meter langen, 75 Zentimeter breiten und sechs Zentimeter dicken Stahlplatte. Doch schließlich überließen die Ämter die Platte dem Eigentümer der Wiese. Unter den Trümmern befanden sich die Unterschenkelknochen eines Soldaten. Diese wurden von der Polizei beschlagnahmt, seither ist ihr Verbleib ungeklärt.
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