Marvin Bülau nahm an der Bauern-Demo teil
Junglandwirt aus Kutenholz-Aspe protestierte mit in Berlin
Tausende Landwirte machten am gestrigen Montag ihrem Unmut Luft über die Pläne der Ampel-Koalition, die Subventionen für den Agrardiesel zu streichen. Auf der Großdemo in Berlin blockierten die Bauern mit ihren Traktoren Hauptstraßen wie die Straße des 17. Juni. Mit dabei waren auch Landwirte aus dem Landkreis Stade. Die meisten von ihnen reisten allerdings ohne Trecker an. So wie Marvin Bülau. Der 19-jährige Junglandwirt aus Aspe (Gemeinde Kutenholz) war mit einer Gruppe gleichaltriger Berufskollegen in zwei Pkw nach Berlin gefahren, um an der Protestkundgebung des Deutschen Bauernverbandes unter dem Motto "Zu viel ist zu viel! Jetzt ist Schluss!" teilzunehmen.
Unverständnis über Streichung der Kfz-Steuerbefreiung
Der Zorn der Bauern richtet sich gegen die Bundesregierung. Diese plant zur Entlastung des Haushaltes, die bisherige staatliche Beihilfe für den Agrardiesel in Höhe von rund 21 Cent zu streichen. Außerdem soll nach dem Willen der "Ampel" die Befreiung der landwirtschaftlichen Fahrzeuge von der Kfz-Steuer abgeschafft werden. Gerade den Wegfall der Kfz-Steuerbefreiung für Trecker und Co. hält Bülau für unlogisch. Diese Steuer diene doch der Erhaltung der Straßeninfrastruktur. "Wir Landwirte sind mit unseren Schleppern aber fast ausschließlich auf den Feldern und auf den Höfen unterwegs." Öffentliche Straßen würden kaum genutzt.
Bülau absolviert gerade die einjährige landwirtschaftliche Fachschule und ist außerhalb der Schule auf dem elterlichen Hof in Aspe tätig - so wie seine Schwester, die derzeit das Fachgymnasium für Landwirtschaft besucht. Die fünfköpfige Familie (die Oma lebt als Altenteilerin auf dem Hof) bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb mit 300 Kühen. Auf 150 Hektar Land wachsen Mais und Gras für die Silage als Tierfutter. Die fünf Schlepper sind häufig auf den Feldern im Einsatz und der selbstfahrende Futtermischwagen wird täglich auf dem Hof gebraucht.
15.000 Euro würden am Jahresende fehlen
Entsprechend ist auch der Dieselverbrauch. Bülau schätzt, dass dem Hof jährlich rund 15.000 Euro fehlen, wenn die Bundesregierung ihre Beschlüsse durchdrückt. "Das wäre eine ziemlich heftige Belastung für den Betrieb", sagt der Jungbauer. Die landwirtschaftlichen Betriebe seien nun einmal auf ihre dieselbetriebenen Schlepper angewiesen. Man könne die Arbeit auf den Feldern nicht anders erledigen und auch nicht einfach auf Elektroantrieb umsteigen. Wie viele andere Landwirte ärgert sich Bülau auch über eine weitere drohende Wettbewerbsverzerrung auf europäischer Eben: In anderen EU-Ländern werde Agrardiesel auch künftig steuerlich begünstigt. Die Bauern aus diesen Ländern könnten dadurch kostengünstiger produzieren - zum Nachteil der deutschen Landwirte.
Abwarten und sonst weiter protestieren
Der junge Landwirt aus Aspe hat die Stimmung in Berlin bei allem lautstarken Protest als eher bedrückt empfunden. Viele Berufskollegen würden sich Sorgen um die Existenz ihrer Höfe machen. Auch er macht sich Gedanken darüber, wie es mit dem elterlichen Hof weitergehen soll, wenn die finanziellen Belastungen weiter steigen. Er und seine Schwester haben sich bewusst für ein Berufsleben in der Landwirtschaft entschieden. Sie wollen nicht, dass ihnen die Politik die Freude an ihrem Beruf vermiest. "Nun heißt aber erst einmal abwarten bis Anfang Januar, ob die Regierung die geplanten Streichungen unserer Vergünstigungen wieder streicht. Wenn nicht, werden wir Landwirte bundesweit mit unseren Schleppern losziehen und in den Städten protestieren."
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