Infos über künftiges Vorgehen bei Flüchtlingsunterbringung in Fredenbeck
Mehr Betreuung gefordert

Thomas Schmidt (Sozialamtsleiter, v.li.), Immanuel Schramm, Nicole Streitz, Susanne Brahmst, Gerhard Seba (Ratsvorsitzender der Samtgemeinde) und Ralf Handelsmann klärten die Bürger über die Flüchtlingssituation in der Samtgemeinde auf | Foto: jab
  • Thomas Schmidt (Sozialamtsleiter, v.li.), Immanuel Schramm, Nicole Streitz, Susanne Brahmst, Gerhard Seba (Ratsvorsitzender der Samtgemeinde) und Ralf Handelsmann klärten die Bürger über die Flüchtlingssituation in der Samtgemeinde auf
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jab. Fredenbeck. Nach dem zweiten Tötungsdelikt unter Bewohnern in der Flüchtlingsunterkunft in Fredenbeck innerhalb nur weniger Monate ist die Unsicherheit und das Unverständnis, dass so eine Tat erneut vorgekommen ist, bei den Bürgern in der Gemeinde groß. Daher veranstaltete die Samtgemeinde zusammen mit dem Landkreis Stade eine Gesprächsrunde für Bürger, um über die Flüchtlingssituation in Fredenbeck aufzuklären und Fragen zu beantworten.

Rund 25 Bürger erschienen zu dem Termin im Fredenbecker Rathaus, der kurzfristig organisiert worden war. Hier erläuterte Samtgemeindebürgermeister Ralf Handelsmann zunächst die allgemeine Situation der Flüchtlinge in der Samtgemeinde. Bereits seit 30 Jahren, vornehmlich in Kutenholz, seien Geflüchtete aufgenommen worden, so Handelsmann. Im Straßenbild sichtbar wurde dies aber erst, als während der sogenannten Flüchtlingskrise auch in Fredenbeck Menschen verstärkt untergebracht worden sind. Die Verwaltung reagierte mit der Aufstockung von Personal und Arbeitsstunden. Ehrenamtliche sowie die Kirchengemeinde wurden mit ins Boot geholt. "Sie halten den Kontakt zu den Menschen. Sie schauen genau hin und geben Bescheid, wenn etwas im Argen ist", so Handelsmann. Dennoch sei eine Verlegung der Menschen bei Konflikten der Flüchtlinge untereinander von Fredenbeck in einen anderen Ort der Samtgemeinde problematisch. Bei Erledigungen in Fredenbeck sowie Terminen im Rathaus würden die ehemaligen Bewohner immer wieder aufeinandertreffen. Ein Streit könne so immer wieder aufflammen.

Nach den ersten gewalttätigen Auseinandersetzungen wurde die AWO kontaktiert, die nun mit Immanuel Schramm von der Migrations- und Flüchtlingsberatung zweimal in der Woche im Rathaus eine Beratung anbietet. Diese kann jeder Flüchtling in Anspruch nehmen und auch zusätzliche Termine bei Schramm ausmachen. Auch leitet er die Geflüchteten im Zweifel an die Psychosoziale Beratung oder Rechtsberatung weiter.

Ergänzt wurden die Informationen durch die Aussagen von Susanne Brahmst, Dezernentin für Soziales beim Landkreis Stade. Sie berichtete, dass der Landkreis die Gemeinden bei der Unterbringung der Geflüchteten durch Kostenübernahmen helfe. Zusätzlich wurde die Abteilung für Migration und Teilhabe geschaffen. Auch Bildungsmöglichkeiten sowie unterschiedliche Beratungen werden angeboten.

Nicole Streitz, Dezernentin für Ausländerfragen, erläuterte, wie ein Asylantrag abläuft und warum einige Flüchtlinge nicht einfach abgeschoben werden können. Dabei spiele u.a. das Herkunftsland eine große Rolle. Sei kein Pass vorhanden und der Flüchtling arbeite nicht mit den Behörden zusammen, sei es oftmals schwierig, die Identität und somit das Herkunftsland zu bestimmen. Eine Ausreise bzw. Abschiebung ist daher nicht möglich. Im Landkreis Stade befinden sich derzeit 600 Menschen mit einer Duldung, also Menschen, die trotz Ausreisepflicht nicht abgeschoben werden können.

Zu den Vorfällen in der Samtgemeinde warf Brahmst ein, dass das überall passieren könne, denn man wisse nie, was eine Person "im Gepäck dabeihabe". "Die Flüchtlinge sind so unterschiedlich wie die deutsche Gesellschaft", so die Dezernentin. Erst wenn es zu einer Krisensituation komme, könne man eingreifen. Vorher die Menschen einzusperren oder eine Zwangstherapie zu verordnen, sei rechtlich nicht möglich. Auch Sicherheitsdienste wären rechtlich nicht in der Lage, bei Konflikten in Privaträumen einzugreifen, ergänzte Handelsmann. Das Wegbringen von problematischen Personen sei ebenfalls nicht einfach, da sie nicht über die Samtgemeindegrenzen hinweg untergebracht werden können. "Eine andere Kommune müsste sich bereit erklären, den Flüchtling aufzunehmen", so der Bürgermeister.

Für die Zukunft ist geplant, weg von den Gemeinschaftsunterkünften bzw. Containern zu kommen. Aufgrund von sinkenden Zahlen - in der Spitze wohnten 270 Flüchtlinge in der Samtgemeinde, derzeit sind es nur noch 102, 18 davon in Fredenbeck - seien sie nicht mehr nötig. Man verfolge weiterhin das Ziel der dezentralisierten Unterbringung, meint Handelsmann. Die Akteure waren zudem offen gegenüber Vorschlägen der Zuhörer. Eine Erweiterung der Beratungsangebote, z.B. Krisenmanagement für die Bewohner der Unterkünfte, will der Landkreis mit der AWO abklären. Auch das Anbringen von Lampen an den Unterkünften für die "gefühlte Sicherheit" will Handelsmann in die Wege leiten.

Redakteur:

Jaana Bollmann aus Stade

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