Vor dem Aus?
Pflegegruppe Convivo ist insolvent

Der Convivo-Park in Fredenbeck wurde 2020 eröffnet | Foto: sb
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Die Convivo-Unternehmensgruppe aus Bremen hat am 23. Januar für ihre wesentlichen Gesellschaften Insolvenzanträge gestellt. Das betrifft auch den 2020 eröffneten Convivo-Park in Fredenbeck. Die Eröffnung des Convivo-Parks in Neu Wulmstorf war für das erste Quartal 2023 geplant. Die Unternehmensgruppe hat ihren Ursprung und Sitz in Bremen. Bereits seit 30 Jahren ist das inhabergeführte Unternehmen Convivo im Pflegemarkt aktiv, vereint mehr als 100 Pflegeeinrichtungen mit Schwerpunkt im Nord-Westen Deutschlands und beschäﬞigt 4.800 Mitarbeiter.

Das Gericht hat vorläufige Insolvenzverwaltungen durch die Bestellung der Rechtsanwälte Dr. Malte Köster (Kanzlei Willmerköster für Convivo Holding GmbH, Convivo Life GmbH) und Dr. Christoph Morgen (Kanzlei Brinkmann & Partner für Convivo Parks GmbH) angeordnet. "Im Moment verschaffen wir uns gemeinsam mit unseren Teams ein Bild vor Ort, um im Anschluss die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über die bevorstehenden Schritte im Insolvenzverfahren zu informieren", betonten Köster und Morgen in einer ersten
gemeinsamen Stellungnahme. 

Gehälter sind bis März gesichert

Gemeinsam mit der Geschäftsleitung wurden zentrale Maßnahmen eingeleitet, um die pflegerische Versorgung weiterhin sicherzustellen. Die Gehälter der Mitarbeiter konnten über das Insolvenzgeld für die Monate Januar bis März gesichert werden. "Die Unterstützung des Prozesses hat für uns oberste Priorität", sagt Torsten Gehle, gelernter Krankenpfleger und geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe. 

Der Convivo-Park in Fredebeck war schon Veranstaltungsort zahlreicher Feste | Foto: ig
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Der erhebliche Fachkräﬞftemangel und verdoppelte Krankenstände aufgrund hoher Belastungen der Corona-Pandemie hatten bei Convivo zu niedrigen Belegungszahlen geführt: Statt der branchenüblichen
Kalkulation von etwa 95 Prozent sank die Belegung zuletzt auf 70 Prozent im Bereich der stationären Pflege. Der notwendige Einsatz von Personal von Zeitarbeitsdienstleistern verursachte zusätzlich überproportionale Kosten. Die Kostensteigerung der Pflegereform führte zudem zu einem höheren Anteil Pflegebedürftiger
mit staatlicher Unterstützung, die nicht vollständig kostendeckend ist. Weitere Faktoren wie steigende Energie- und Sachkosten und allgemeine Preissteigerungen brachten die Convivo-Unternehmensgruppe in eine finanzielle Schieflage. 

Beteiligungspartner sind abgesprungen

Neben dem zwischenzeitlichen Verkauf von Standorten habe die Unternehmensgruppe bis zur letzten Sekunde versucht, Beteiligungspartner zur Stabilisierung des Geschäftsbetriebs einzubinden, teilen die Insolvenzverwalter mit. Nach anfänglich erfolgreichen Gesprächen kam es Ende 2022 und durch die nochmals verschärfte Marktsituation am Anfang des Jahres 2023 zu einer weiteren kurzfristigen Absage der angestrebten Beteiligungen. Auch das Einbringen umfangreicher privater Mittel Torsten Gehles konnten die
enormen Belastungen nicht kompensieren. Die parallel geführten Gespräche mit der Politik konnten aufgrund des zeitlichen Engpasses keine Lösung herbeiführen. 

Auf seiner Wahlkampftour im August 2022 besuchte Ministerpräsident Stephan Weil (Mitte) den Convivo-Park in Fredenbeck | Foto: Schönfeld
  • Auf seiner Wahlkampftour im August 2022 besuchte Ministerpräsident Stephan Weil (Mitte) den Convivo-Park in Fredenbeck
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Der Convivo-Park in Fredenbeck wurde 2020 eröffnet. Er umfasst insgesamt neun Häuser mit Wohnungen und Wohngemeinschaften. Hinzu kommen eine Tagespflege und ein Restaurant-Café. Zum Gebäudekomplex gehört auch die kommunale Kindertagesstätte "Ankerplatz", die für einen Zeitraum von 25 Jahren Räume im Mehrgenerationenwohnpark angemietet hat. Vermieter ist hier jedoch nicht Convivo, sondern eine andere Immobilienfirma. Ferner gibt es durch externe Betreiber eine Praxis für Physiotherapie und einen Friseur.

Wohnkomplex in Neu Wulmstorf noch vor Insolvenz übernommen

In Neu Wulmstorf steht ein Komplex mit vier Gebäuden vor der Fertigstellung – wie in Fredenbeck mit Wohnungen, Wohngemeinschaften, Tagespflege und Café. Convivo war dort mit 50 Prozent an dem Bauvorhaben als Partner beteiligt. Die ebenfalls in Bremen ansässige Firma Hesse + Partner GmbH hat diese Geschäftsanteile von Convivo noch vor der Insolvenz übernommen, teilt Hesse + Partner mit. Damit sei gewährleistet, dass das Bauvorhaben, wie geplant fertiggestellt sein wird. Hesse + Partner führe bereits Verhandlungen mit verschiedenen potenziellen Betreibern, welche die Wohnanlage als Pächter nach Fertigstellung übernehmen.

Redakteur:

Stephanie Bargmann aus Stade

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