Blick in die Geschichte
Arbeitskreis "Deutsche Schrift" transkribierte alte Schulchronik für die Gemeinde Hanstedt
Sie sind wahre Schätze für Historiker und Ahnenforscher: Drei alte Schulchronik-Bände, die zwischen 1895 und 1960 entstanden sind. Doch im Archiv der Gemeinde Hanstedt fristeten sie einen Dornröschenschlaf, denn die jeweiligen Schulleiter notierten wichtige Ereignisse in Sütterlin. Eine Schrift, die heute kaum noch jemand lesen kann. Doch zum Glück gibt es den Arbeitskreis Deutsche Schrift des Buchholzer Geschichts- und Museumsvereins. Die Mitglieder übersetzen die Bände. Die Texte sollen in die geplante Chronik der Gemeinde einfließen.
mum. Hanstedt. Die Lehrer, die um 1900 in Hanstedt tätig waren, hatten eine besondere Aufgabe: In den so genannten Schulchroniken notierten sie besondere Ereignisse im Dorf. Unter anderem Hochzeiten und Einschulungen. Aber auch Preise für Dienstleistungen wurden festgehalten. Der ehemalige Schulleiter Max Noetzel, der die Chronik zwischen 1920 und 1960 führte, interviewte beispielsweise Heimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg. "Das Besondere an der Quelle ist, dass die Berichte in der Stimmung des Moments geschrieben wurden. Es gibt keinen verklärten Blick", sagt Historikerin Dr. Kai Rump. Sie erhielt vor einem Jahr den Auftag, eine Ortschronik mit einem wissenschaftlichen Ansatz zu erstellen. Eine Premiere für Hanstedt, denn bislang gab es keine umfassende Chronik für das Dorf. Auch die zur Gemeinde Hanstedt gehörenden Orte sollen in angemessener Weise berücksichtigt werden.
Im Archiv der Gemeinde befinden sich drei Schulchronik-Bande, die zwischen 1895 und 1960 entstanden sind. Das Problem: Die Aufzeichnungen sind in Sütterlin verfasst - und damit nur für sehr geübte Leser zu entziffern. Das Schriftbild wirkt fast künstlerisch. Doch nun liegt die Transkription (buchstabengenaue Abschrift) vor. Die Mitglieder des Arbeitskreises Deutsche Schrift des Buchholzer Geschichts- und Museumsvereins haben ein Jahr lang an den Texten gearbeitet. Vorige Woche übergaben sie einen Ordner sowie einen Datenträger an Gemeindearchivarin Ulrike Harms, Historikerin Dr. Kai Rump und Verwaltungschef Olaf Muus. "Das ist ein großer Schatz für uns", so Harms. Ab sofort können Interessenten die Texte im Archiv nachlesen. Auch Rump verwendet Teile der Übersetzung für ihre Chronik. "Dank des Datenträgers ist es möglich, gezielt nach bestimmten Begriffen zu suchen. Das ist eine große Hilfe." Die Hanstedt-Chronik soll übrigens im Sommer nächsten Jahres vorliegen.
"Transkribieren" alter Texte
Bei vielen Familien finden sich ältere Dokumente - aber wer kann sie noch lesen? Was steht in den Liebesbriefen der Großeltern? Was auf den Feldpostkarten aus dem Zweiten Weltkrieg? Die Mitglieder des Arbeitskreises "Alte Deutsche Schriften" nehmen sich den Texten an. Richtig heißt das Umsetzen von Texten, die in alten Schriften verfasst wurden, in die heute übliche lateinische Schrift transkribieren. Die Gruppe trifft sich jeden ersten und dritten Freitag im Monat zwischen 15 und 17 Uhr (im Sommer von 17 bis 19 Uhr) im Museumsdorf (Zum Mühlenteich 3). Die Dokumente sollten mitgebracht werden. Willkommen sind auch diejenigen, die gern lernen möchten, wie man alte Schriften liest.
• Mehr Infos gibt es bei Wiltrud Franke unter 04181 - 35833.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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