"Die Dauerparker sind schuld"
Parkplatz-Ärger in Hanstedt: Michael Kölln verlangt ab sofort einen Euro pro Stunde.
mum. Hanstedt. "Ich kann verstehen, dass einige Bürger auf mich sauer sind", sagt Michael Kölln, Inhaber der Hanstedter Geschäftsimmobilie an der Winsener Straße, in der sich unter anderem mehrere Arztpraxen, eine Apotheke und die Drogerie Rossmann befindet. "Aber ich bin der Überzeugung, dass sich durch mein Handeln die Parkplatzsituation für die Kunden der Geschäfte in meiner Immobilie verbessert hat." Kölln hat vor wenigen Tagen für seine etwa 55 Stellplätze die Parkbedingungen verändert. Ab sofort wird für jede Stunde ein Euro fällig. Bislang durfte man auf dem Parkplatz bis zu zwei Stunden sein Auto kostenlos abstellen. Nun müssen Kunden an einem Automaten - der nicht wechselt - Tickets ziehen. Ein privates Unternehmen kontrolliert die Einhaltung der neuen Bedingungen. Fehlt das Billet werden schnell bis zu 30 Euro fällig.
"Ich musste so reagieren", rechtfertigt sich Kölln. Er kenne Mieter des Gebäudes, die den ganzen Tag die Stellplätze blockieren würden. "Unter anderem haben die Mitarbeiterinnen der Arztpraxen dort bis zu zehn Parkplätze dauerhaft genutzt, obwohl ihnen laut Mietvertrag nur drei zugestanden haben", so Kölln. "Ich finde das egoistisch, denn dadurch fehlen Kunden und Patienten Parkplätze, die darauf angewiesen sind." Kölln sieht vor allem ältere Menschen und junge Familien mit Kinderwagen benachteiligt. "Die haben hier nie einen Parkplatz gefunden."
Außerdem argumentiert Kölln mit den Unterhaltungskosten des Parkplatzes. "Die Fläche grenzt an die Aue und ist leicht abschüssig", so der Eigentümer. "Ich gehe davon aus, dass ich auf Sicht das Gelände mit Spundwänden sichern muss." Er rechne mit Kosten von bis zu 30.000 Euro.
Dr. Jörn Jepsen, der gemeinsam mit Albrecht Pellens und Sabine Schmidt eine Gemeinschaftspraxis in dem Kölln-Gebäude unterhält, ist entsetzt. "Ich kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen." Es sei eine Frechheit, dass seine Patienten jetzt gleich zur Kasse gebeten werden. "Es sollte doch zumindest erlaubt sein, kurzfristig kostenlos zu parken." Er habe beobachtet, dass der Parkplatz nach der Umstellung nahezu komplett leer ist. "Die Leute suchen sich andere Möglichkeiten." Jepsen warnt davor, dass die neue Regelung auch dazu führen könnte, dass Patienten nicht mehr die Praxen besuchen. "Dann müssen auch wir Konsequenzen ziehen. Viele Gemeinden würden Ärzte dringend suchen."
Samtgemeinde-Bürgermeister Olaf Muus sind die Hände gebunden. "Die Fläche ist Privatbesitz. Allerdings würde ich mir sehr wünschen, wenn es in Hanstedt eine einheitliche Lösung geben würde."
• Edeka-Chef Siegfried Dalinger lässt beispielsweise ausschließlich Kunden auf seinem Parkplatz stehen - diese zumindest kostenlos. Auf dem Volksbank-Parkplatz stehen Kunden die erste Stunde gratis. Dann wird je angefangene 60 Minuten ein Euro fällig. Nicht-Kunden parken 30 Minuten kostenlos; dann werden zwei Euro pro 60 Minuten fällig. Die Nutzung des Parkplatzes ist übrigens kinderleicht. Einfach die EC-Karte in das Lesegerät an der Schranke stecken. Der Betrag wird einmal im Monat automatisch abgebucht. „Dorfkrug“-Inhaber Günther Killer ließ auf eigene Kosten eine Fläche hinter seinem Gebäudekomplex als Parkfläche für bis zu 50 Auto herrichten. Die Parkfläche ist ausgeschildert und über die Straße „Bei der Kirche“ zu erreichen. "Meine Lösung ist nicht in Stein gemeißelt", sagt Michael Kölln. "Vielleicht werde ich noch etwas ändern. Aber nicht sofort."
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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