Wider das Vergessen
Dieter Albers aus Hanstedt hat über die Bombennacht von Hanstedt recherchiert
lm. Hanstedt. "Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Besonders in der heutigen Zeit, in der die Zahl der Zeitzeugen aufgrund des fortgeschrittenen Alters immer weiter zurückgeht", sagt Dieter Albers.
Der Rentner aus Hanstedt hat den Zweiten Weltkrieg als Kind miterlebt und erinnert sich noch genau an die Zeit. Unter anderem auch an den Luftangriff der Engländer auf die Hansestadt Hamburg unter dem Namen "Operation Gomorrha" - von der auch die Samtgemeinde Hanstedt betroffen war. Über jene Nacht hat der ehemalige langjährige Hanstedter Gemeindedirektor nun viele Informationen zusammengetragen und niedergeschrieben. In der vergangenen Woche übergab er im Rathaus Samtgemeinde-Bürgermeister Olaf Muus sein Werk, um es in das Archiv der Gemeinde aufnehmen zu lassen.
In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1943 heulten die Sirenen in Hanstedt auf und die Bewohner waren gewarnt - Fliegeralarm. Die Familie von Dieter Albers rettete sich gemeinsam mit anderen Nachbarn in den Scheunenkeller und erlebte die Bombennacht mit.
Ein großer Feuersturm, wie er Hamburg traf, blieb in dem kleinen Ort zwar aus, allerdings kamen auch hier einige Bomben runter. Einem Flugzeug vom Typ "Lancaster-MK" wurde in dieser Nacht der Einschlag einer FLAK-Granate zum Verhängnis. Getroffen von dem schweren Geschütz hielt sich der Bomber noch einige Zeit am Himmel und klinkte zunächst die sich noch an Bord befindlichen Sprengkörper aus. Drei Bomben und eine Luftmine schlugen in Hanstedt ein. Eine davon dort, wo heute das Rathaus steht, zwei hinterließen große Bombenkrater auf einem Bauernhof. Die Luftmine detonierte in den Auewiesen der Schlossstraße und forderte dort das einzige Todesopfer der Bombennacht - einen Ochsen. Der Scheunenkeller der Familie Albers befand sich nur etwa 50 Meter entfernt von der Stelle, an der die erste Bombe einschlug.
Nach dem Abwurf drehte die Maschine ab und flog eine Schleife über Undeloh, ehe sie wieder Hanstedt ansteuerte und hier gegen 2 Uhr in ein Waldstück krachte und dabei eine Schneise der Verwüstung hinterließ. Die sieben an Bord befindlichen Besatzungsmitglieder der Royal Force überleben den Einschlag nicht.
Für seine Recherche sprach Albers auch mit anderen Zeitzeugen, die die Bombennacht und den Absturz miterlebt hatten. Einige berichteten davon, wie sie am nächsten Tag gemeinsam mit anderen Kindern die Unglücksstelle besuchten und zerborstene Wrackteile sowie die Leichen der Besatzungsmitglieder vorfanden. Wer Interesse hat, die Recherchearbeit von Dieter Albers selber zu lesen, kann sich im Archiv der Samtgemeinde Hanstedt im Rathaus melden. Hier kann das Dokument nach Terminvereinbarung gelesen werden.
Operation Gomorrha
Unter dem Namen "Operation Gomorrha" flogen die britische Royal Air Force und die amerikanische USAAF zwischen dem 24. Juli und dem 3. August 1943 eine Serie von Luftangriffen auf die Hansestadt Hamburg. Es waren die bis zum damaligen Zeitpunkt schwersten Angriffe in der Geschichte des Luftkrieges.
In mehreren Angriffswellen warfen die Bombenkommandos der Luftstreitkräfte eine Mischung aus Luftminen, Spreng-, Phosphor- und Stabbrandbomben ab. Begünstigt durch die herrschenden Witterungsbedingungen und eine ausgeklügelte Abwurftechnik kam es in der Hansestadt zu orkanartigen Feuerstürmen, die ganze Stadtteile in Schutt und Asche legte. Die Zahl der Todesopfer wird auf über 34.000 geschätzt, die Zahl der Verletzten auf 125.000. Operation Gomorrha
Redakteur:Lennart Möller aus Rosengarten |
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