Gemeinde zog Bilanz
Egestorf bat zum Bauernrechnen mit Rückschau und Ehrungen

Ehrung mit der Gemeindenadel (v. li.): Hans-Jürgen Homann und Ingrid Peters, die die Auszeichnung für ihren Mann Hermann entgegennahm, mit Bürgermeister Christian Sauer | Foto: Astrid Sitarz
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  • Ehrung mit der Gemeindenadel (v. li.): Hans-Jürgen Homann und Ingrid Peters, die die Auszeichnung für ihren Mann Hermann entgegennahm, mit Bürgermeister Christian Sauer
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"Bürger deine Gemeinde, Gemeinde deine Bürger“ lautete das Motto des 26. Bauernrechnen, zu dem die Gemeinde Egestorf jetzt nach zweijähriger Corona-bedingter Pause wieder ihre Einwohner ins Evendorfer Schützen­haus eingeladen hatte. Das Interesse der Bevölkerung an aktuellen Informationen war groß, das Haus voll besetzt.

Bürgermeister Christian Sauer bezeichnete 2022 als Jahr der Krisen, die auch in Egestorf deutlich zu spüren waren. So mussten in der Samtgemeinde Hanstedt und damit auch in Egestorf im vergangenen Jahr rund 200 Flüchtlinge aus der Ukraine, darunter etwa 100 Kinder und Jugendliche, untergebracht werden. Für die Wohnraumbeschaffung ist die Samtgemeinde zu­ständig. Verwaltungschef Olaf Muus erklärte beim Bauernrechnen, dass Wohnungen zu marktüblichen Preisen angemietet worden seien, teils habe man private Unterkünfte bereit­gestellt. Die ukrainischen Flüchtlinge in Döhle im Quartier von "Salat-Behr“ würden im April nach Brackel um­ziehen.

Zum brisanten Thema "Neubautrasse der Deutschen Bahn durch die Heide“ präsentierte die Gemeinde Egestorf den derzeitigen Planungsstand mit dem möglichen Trassen­verlauf rund um Evendorf anhand von anschaulichem Kartenmaterial. "Wir haben uns auf den ge­troffenen Kompromiss aus dem Jahr 2015 mit Alpha-E verlassen“, stellte Olaf Muus klar. „Die öffentliche Beteiligung wurde durch die DB nun an die Wand gefahren. Das sorgt für Verdruss und Wider­stand in der gesamten Region. Wie verlässlich sind Vereinbarungen, die man trifft?“ Eine Ent­scheidung zur Vorzugstrasse werde der Bundestag in Berlin voraussichtlich bis zum Sommer beschließen. Die Evendorfer seien in Sorge, dass ihr Dorf dann zerschnitten wird mit einem viergleisigen Trassen­verlauf gleich hinter dem Friedhof und einer Verkürzung der Schießbahnen am Schützenplatz. Die Samtgemeinde Hanstedt und die Gemeinde Egestorf hatten in einer Resolution an die DB gefordert, am Alpha-E-Kom­promiss festzuhalten. "Wir haben an vielen Ver­anstaltungen und Demos teilgenommen und arbeiten eng mit der Bürgerinitiative UNSYNN in Bispingen zusammen“, erklärte Christian Sauer und appellierte an die Bürger, sich weiterhin zu beteiligen.

Erfreuliche Neuigkeiten verkündete Sauer zum Gewerbegebiet in Egestorf an der A7: Alle Flächen seien verkauft bzw. reserviert, was eine sehr gute Entwicklung für die Region bedeute. Mit Blick auf den Tourismus zeigte sich Sauer erfreut darüber, dass es in der Corona-Pandemie mehr Gäste in die Heide zog. So gab es im Naturer­lebnisbad "Aquadies“, dem Naturcamp und auf dem Wohn­mobil­stellplatz gestiegene Be­sucherzahlen. Die Badleitung im "Aquadies" übernimmt ab 1. April mit Sina Becker.

Anfang Mai wird laut Sauer voraussichtlich der Autohof Evendorf in Betrieb gehen mit rund 146 Pkw- und 150 Lkw-Stell­plätzen. Die Hotelführung übernimmt Alexander Kruse aus Egestorf.

Ab Mitte April bis zum Jahresende wird die Dorf­erneuerung in Döhle mit der Sanierung des Bereiches Hörpeler Weg/Dorfstraße und des Parkplatzes umgesetzt. Gleichzeitig werden Teile des Wasserleitungsnetzes erneuert. Die Gemeinde Egestorf investiert dort rund 2,03 Millionen Euro, Fördergelder in Höhe von rund 992.700 Euro sind in Aussicht gestellt.

Die Lücke im Radwegenetz zwischen Schätzendorf und Nindorf soll ebenfalls in diesem Jahr geschlossen werden. Geplanter Kostenanteil der Gemeinde Egestorf: 480.000 Euro. Zudem sind Baumaßnahmen an der  Ortsdurchfahrt in Schätzen­dorf und die Sanierung der Straßenbeleuchtung in Sahrendorf geplant.

Für Egestorf und seine Ortsteile wirbt das Unternehmen NovaNetz mit Glasfaser-Breitbandausbau für schnelles Internet. „Wir haben die erhoffte Auftragszahl mit 400 Verträgen leider bei weitem noch nicht erreicht, es sind erst 140 Vorver­träge abschlossen worden“, bedauerte Christian Sauer die unbefriedigende Situation. "Für die Zukunft werden 50 MB/Bit kaum mehr ausreichen, und aktuell könnten Interessenten von der jetzt noch kostenlosen Hausan­schluss­gebühr eben­falls profitieren.“

Mit der Egestorfer Gemeindenadel wurde für besondere, langjährige Verdienste im Ehrenamt Hans-Jürgen Homann aus Egestorf geehrt. Homann ist seit 68 Jahre aktiver Sänger im Männerchor "Harfe“ (davon 52 Jahre im Vorstand und 36 Jahre als Vorsitzender), seit 1981 Sänger im Kirchenchor Egestorf und Helfer bei der Initiative  "Heff keen Tied“. Ausgezeichnet wurde auch Hermann Peters aus Evendorf. Da er aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein konnte, nahm Ehefrau Ingrid die Ehrennadel entgegen. Peters gründete 1971 den Elternkinderverein, setzte sich 1980 für die Anschaffung der Evendorfer Friedhofsglocke ein, engagiert sich für den Friedhof und startet regelmäßig Pflanzaktionen im Wald. Viele Jahre schon ist er als Lektor in der Kirche tätig, hält plattdeutsche Gottesdienste und gründete 2011 die "Egestorfer Musikfreunde“ für die „Musik­ in alten Heidekirchen“. Seit 2005 ist Hermann Peters Sprecher im Seniorenzentrum "Haus Eichenhof“ in Egestorf. Darüber hinaus kümmert er sich seit 2015 um Flücht­­linge, indem er ihnen die deutsche Sprache vermittelt und ihnen bei Behördengängen und Jobsuche hilft.

Den musikalischen Rahmen gestalteten beim Bauernrechnen der Männergesangverein "Harfe“ aus Sahrendorf-Schätzendorf und die "Evendorfer Laternensänger“.

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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