Erfolgsautorin Sabine Weiß über Social Media, den Hamburger Michel und ihren neuen Roman
as. Jesteburg. Sie schreibt historische Romane und Krimis am laufenden Band und ist in beiden Genres äußerst erfolgreich: Autorin Sabine Weiß aus Asendorf. Seit ihrem Debüt "Die Wachsmalerin" im Jahr 2007 hat die Asendorferin elf historische Romane und fünf Kriminalromane veröffentlicht - und die Ideen gehen ihr nicht aus. Gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten ist jetzt ihr neues Werk "Gold und Ehre" im Lübbe-Verlag erschienen - einer von vielen Gründen, die Autorin im Interview der Woche vorzustellen.
WOCHENBLATT: Nicht nur Ihre historischen Romane erfreuen sich einer großen Leserschaft, auch Ihre Sylt-Krimis um Kommissarin Liv Lammers sind beliebt. Gibt es ein weiteres Genre, das Sie gern bedienen würden?
Sabine Weiß: Neben meinen Romanen habe ich mit dem Fotografen André Poling bereits zwei Reisebildbände über Lissabon veröffentlicht. Ich würde auch ganz gern mal einen Thriller schreiben, aber dafür benötige ich Zeit.
WOCHENBLATT: Woran arbeiten Sie aktuell?
Sabine Weiß: Nach "Die Krone der Welt" und dem gerade erschienenen "Gold und Ehre" schreibe ich an einem dritten Roman, der sich mit der Geschichte der Niederlande beschäftigt. Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen sich bestens mit der Geschichte der Tudors auskennen - aber nur wenig über die Vergangenheit unseres unmittelbaren Nachbarn wissen. Dabei ist die Geschichte der Niederlande Sie ist äußerst spannend und besitzt Relevanz bis heute. Es gibt zum Beispiel eine enge Verbindung zwischen den Niederlanden und Hamburg.
WOCHENBLATT: "Gold und Ehre" nimmt den Leser u.a. mit zum Bau des Hamburger Michels - was ist Ihre Verbindung zu dem Gotteshaus?
Sabine Weiß: Ich bin selbst in Hamburg aufgewachsen, in meiner Familie hat der Michel schon immer eine große Rolle gespielt. Mein Vater wurde im Michel konfirmiert, meine Eltern in dieser Kirche getraut. Anhand der Entstehungsgeschichte des Michels lässt sich auch die Geschichte Hamburgs erzählen. Zum Beispiel gab es, bevor der große Michel gebaut wurde, bereits einen kleinen Michel, eine Friedhofskapelle vor den damaligen Toren Hamburgs. Mit dem Wachstum der Stadt wurde die Kapelle zu klein - und der große Michel gebaut.
WOCHENBLATT: Heute leben Sie in Asendorf - wäre die Heide für sie auch eine spannende Kulisse für einen Roman?
Sabine Weiß: Meine Kollegin Kathrin Hanke schreibt tolle Heidekrimis. Mit "Die Perlenfischerin" und "Die Arznei der Könige" spielen zwei meiner Romane in der Region. Ich schließe einen Heideroman nicht aus, aber es braucht erst mal eine gute Idee dafür.
WOCHENBLATT: Im Schnitt erscheinen pro Jahr zwei Romane von Ihnen. Wie schaffen Sie es, kreativ zu bleiben?
Sabine Weiß: Es hält sich das Vorurteil, dass Autoren mit einem Glas Rotwein in der Hand am Strand sitzen und auf Inspiration warten, dabei ist das Gegenteil der Fall. Man setzt sich an den Schreibtisch und fängt an zu schreiben. Ich habe keine geregelten Arbeitszeiten, bin aber Vollzeit-Autorin und beschäftige mich mehrere Stunden pro Tag mit meinen Romanen. Mal fällt es mir leichter, mal schwerer. Als Autorin muss man auch aushalten, wenn man etwas schreibt, das sich als blöd erweist. Das ist der Moment, wo viele aussteigen - genau dann muss man aber dranbleiben. Wenn man das Gefühl hat, dass es gar nicht weitergeht, ist meistens eine Figur nicht stimmig oder die Geschichte nicht logisch. Dann muss man in der Handlung zurückgehen und eine Lösung dafür finden. Zum Glück schreibe und recherchiere ich sehr gern. Meine Arbeit macht mir Spaß.
WOCHENBLATT: Sie leiten am Buchholzer Gymnasium Am Kattenberge eine Schreibwerkstatt. Wieso ist es wichtig, Kinder und Jugendliche für das kreative Schreiben zu begeistern?
Sabine Weiß: Es gibt Kinder, die unglaublich viel Phantasie haben, die kann in der Schulzeit jedoch nur begrenzt bedient werden. Beim kreativen Schreiben können die Schüler ihre Phantasie wieder in Gang bringen. Und sie lernen, ihre Gedanken und Gefühle zu kanalisieren. Seit mehreren Jahren arbeite ich mit Schülern. Bei den Schreibaufgaben sieht man richtig, wie der Kopf anfängt zu rattern. Ich liebe den Moment, wenn ich sehe, jetzt passiert was. Im Übrigen greife ich selbst auch immer wieder zum kreativen Schreiben, um auf neue Ideen zu kommen.
WOCHENBLATT: Was lesen Sie selbst?
Sabine Weiß: Krimis, Thriller, historische Romane, aber auch Sachbücher und Klassiker - lieber Print als digital. Zuletzt habe ich den neuen Sebastian-Bergmann-Krimi des Autorenduos Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt verschlungen. Auch als Nächstes beschäftige ich mich mit Krimis - ich bin in der Jury des Glauser-Preises und muss dafür noch einige Debütromane lesen.
WOCHENBLATT: Wie wirkt sich die Pandemie auf Ihre Tätigkeit aus - ist die Lage schwierig, weil kaum Lesungen möglich sind, oder eine Chance, weil Sie mehr Zeit zum Schreiben haben?
Sabine Weiß: Besonders der Lockdown hat mich - wie viele andere Autoren auch - hart getroffen. "Die Krone der Welt" erschien im vergangenen Jahr und ist zum Beispiel ein Buch, das man im Buchladen in die Hand nehmen muss. Cover und Karte sind aufwendig gestaltet worden. Lesungen mussten abgesagt werden. Dass die Buchhändler ihre Geschäfte schließen mussten, war für mich bitter. Auch hat die Pandemie meine Recherche erschwert.
WOCHENBLATT: Welche Ihrer Geschichten sollte verfilmt werden?
Sabine Weiß: Ich denke, dass Liv Lammers bei den Fernsehkrimis schon eine besondere Heldin wäre: als 15-Jährige schwanger geworden, mit der Familie gebrochen - Liv setzt sich stark für Opfer häuslicher Gewalt ein. Ich denke, es ist eine Chance für Krimis, auch immer etwas über die Gesellschaft zu erzählen, in der der Roman spielt. Ich würde es toll finden, wenn einer meiner Romane verfilmt wird., mache mir aber keine extremen Hoffnungen.
WOCHENBLATT: Wie wichtig ist Social Media für Ihre Arbeit?
Sabine Weiß: Ein Verlag bringt mehrere hundert Titel pro Halbjahr heraus, das Werbebudget reicht vielleicht für eine Handvoll. Insofern haben Facebook, Instagram und Co. eine große Bedeutung für mich. Ich betreibe auf meiner Homepage sabineweiss.com einen Blog und einen Podcast. Dort kann ich zum Beispiel vieles, dass ich recherchiert habe, aber nicht im Roman unterbringen konnte, einbringen. Und ich komme so mit meinen Lesern in Kontakt. Am 17. Dezember plane ich eine Online-Lesung, der Zugang erfolgt über meine Homepage.
WOCHENBLATT: Was ist ihr liebster Ort in der Region? Wo tanken Sie Kraft?
Sabine Weiß: Vor drei Jahren habe ich das Klettern für mich entdeckt. Das ist nicht nur als Fitnessprogramm für den Körper gut, dabei kann ich auch prima abschalten. Wenn man klettert, dann klettert man, kann an nichts anderes denken. Das gibt einem Kraft. Ich besuche auch gern die Oldendorfer Totenstatt (ein Ensemble von sechs Grabhügeln und Megalithanlagen im Landkreis Lüneburg, Anm. d. Red.). Die Steingräber beeindrucken mich immer wieder.
WOCHENBLATT: Vielen Dank für das Gespräch.
• Mehr Infos zu Sabine Weiß und ihren Romanen gibt es unter www.sabineweiss.com.
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Signierte Romane zu gewinnen
Gemeinsam mit Autorin Sabine Weiß verlost das WOCHENBLATT zwei signierte Exemplare ihres neuen historischen Romans "Gold und Ehre". Wer gewinnen möchte, schickt eine E-Mail mit Namen und Adresse an gewinnspiel@kreiszeitung.net. Einsendeschluss ist Freitag, 17. Dezember, um 12 Uhr.
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Eine Reise ins 17. Jahrhundert
(as/nw). Ein großer historischer Roman um den Bau des Hamburger Michels, Krieg und Frieden und die Freiheit, sein eigenes Glück zu suchen.
Nach einem verunglückten Experiment wird Benjamin von seinem Vater nach Hamburg geschickt. Anfangs tut sich der junge Architekt schwer so fern der Heimat. Er wird belogen und betrogen, doch bald lernt er Menschen kennen, auf die er zählen kann – allen voran Lucia, die stehlen muss, um das Überleben ihrer Familie zu sichern. Sie fasziniert ihn, auch weil sie blitzgescheit ist. Als Benjamin von seinem Vater zurück nach Amsterdam gerufen wird, bleibt sie zurück. Kann dennoch mehr aus ihrer Verbindung werden?
"Gold und Ehre" ist eine spannende Reise ins 17. Jahrhundert, bei der der Leser Amsterdam und Hamburg von einer neuen Seite erlebt.
Gold und Ehre
14,90 Euro
685 Seiten
Verlag: Lübbe Belletristik
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-404-18483-5
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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