Kein Herz für verletzte Tiere? Wer ein Fundtier zum Arzt bringt, muss auch die Kosten übernehmen!
mum. Hanstedt. "Ich finde es sehr traurig, wie hier mit Leuten umgesprungen wird, die eigentlich nur helfen wollen", sagt Frank Pfannschmidt aus Ollsen (Samtgemeinde Hanstedt). Kürzlich entdeckte der Biologe einen verletzten Igel und brachte ihn zum Tierarzt. Dieser wollte den Igel aber nur gegen die Zahlung von 25 Euro versorgen. "Mir wurde gesagt, das Geld bekomme ich von der Gemeinde zurück." Das war aber nicht so. "Im Rathaus hieß es dann, wer Tiere zum Arzt bringt, muss auch dafür zahlen", so Pfannschmidt. Die Gemeinde habe gar nicht die finanziellen Möglichkeiten, die ganzen Kosten, die für die Versorgung von verletzten Tieren anfallen würden, zu übernehmen.
Pfannschmidt, der im Umweltschutz arbeitet, ist entsetzt. "Dann entscheidet der Geldbeutel des Finders, ob ein Tier gerettet wird oder nicht!" Als Pfannschmidt noch in Hamburg wohnte, sei es nie ein Problem gewesen, verletzte Igel oder Vögel zu versorgen. "Der Tierarzt hat die Kosten stets übernommen."
"Viele Leute sind pikiert darüber, dass sie zahlen müssen", sagt Christian Erdmann, Leiter der Wildtierstation Hamburg (www.wildtierstation-hamburg.de). Er versteht den Unmut derjenigen, die einem verletzten Tier etwas Gutes tun wollen und dann auch noch zahlen müssen. Aber die Tierärzte müssten ihre Kosten decken und sind verpflichtet, nach der Gebührenordnung abzurechnen. Dabei gilt: Wer ein Tier zur Behandlung bringt, ist Auftraggeber und zahlt - unabhängig davon, wem das Tier gehört oder ob es ein Wildtier ist. Zum Glück gebe es aber viele Tierärzte, die kostenlos behandeln. In der Wildtierstation Hamburg werden jedes Jahr bis zu 2.000 Tiere abgegeben. Die Einrichtung finanziert sich über Spenden. "90 Prozent der zu uns gebrachten Tiere wurden übrigens von Menschen verletzt", so Erdmann.
Folgende Regelungen gelten:
• Haustiere: Entlaufene und ausgesetzte Haustiere wie Hunde oder Katzen sind im Tierheim abzugeben. Außerhalb der Öffnungszeiten des Tierheims ist die Feuerwehr zu kontaktieren, die das Tier abholt und ins Heim bringt. Sollte das Tier verletzt oder krank sein und der Bürger bringt es zum Tierarzt, muss er für die Behandlung bezahlen, falls der Tierarzt etwas berechnet.
• Wildtiere: Wer kranke oder verletzte Wildtiere wie Rehe, Enten oder Kaninchen entdeckt, ist gut beraten, den zuständigen Jagdausübungsberechtigten zu informieren. Weil die meisten nicht wissen, wer das ist, ist die Polizei ein guter Ansprechpartner: Sie leitet entsprechende Informationen weiter. Entscheidet sich ein Finder, das verletzte Wildtier zum Tierarzt zu bringen, muss er gegebenenfalls die Behandlungskosten begleichen und kann sich den Betrag nicht von Dritten wiederholen.
Achtung Rehkitz:
Rehkitze liegen den Großteil des Tages allein auf Wiesen. Sie werden nur wenige Male täglich von der Ricke aufgesucht, um von ihr gesäugt zu werden. Dadurch verhindert das Muttertier, dass sie unnötig auf ihren Nachwuchs aufmerksam macht und es Fuchs & Co. finden. Es ist also völlig normal, wenn man Rehkitze allein in freier Wildbahn sieht. "Daher unsere Bitte: Nur verletzte oder tatsächlich verwaiste Rehkitze melden", so Christian Erdmann.
Leider kursiert laut Erdmann immer noch das Gerücht, man dürfte ein junges Wildtier nicht anfassen, da sonst das Muttertier es verstoßen würde. "Das ist falsch", so der Experte. Der Mutterinstinkt sei stärker als die Furcht vor einem potentiellen Fremdgeruch. "Natürlich sollten Wanderer trotz allem nur dann ein Wildtier anfassen, wenn es wirklich Not tut." Zum Beispiel, wenn sich der Finder vergewissern möchte, ob das Tier verletzt ist oder um es von einer gefährdeten Stelle an einen sicheren Platz zu setzen. Einige Jungtiere haben keinen Eigengeruch, damit potentielle Räuber sie nicht so leicht aufspüren können. So schützen sich etwa Rehe und Hasen. "Wer ein solches Tier angefasst hat und es wieder zurücksetzen möchte, sollte es leicht mit etwas frischem Gras abwischen."
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.