Wer zündelt da in Hanstedt?
Mehrere kleine Brände im Ort - Harburger Straße besonders im Fokus
lm. Hanstedt. Ein Feuerteufel geht um in Hanstedt. Seit dem Frühjahr hat es rund um die Harburger Straße immer wieder gebrannt. Mal war es ein Papiercontainer, mal eine Hecke. Einmal sogar ein Pkw, dieses Feuer ging allerdings von alleine wieder aus.
Die Polizeiinspektion Harburg bestätigt auf Anfrage, dass alle Brände aufgenommen wurden und von einem vorsätzlichen Handeln ausgegangen wird. Einem Anwohner stößt das Zündeln besonders sauer auf: Joachim Stoll wohnt in einer Erdgeschosswohnung an der Harburger Straße und beschäftigt sich sehr genau mit den Bränden. "Es war die letzten Male schon auffällig, jedes Mal auf die Minute genau, wenn der Wetterbericht in der Tagesschau beginnt, fängt es vor der Tür an zu brennen", bemerkt der 75-Jährige.
Die Brände an der Hecke sind für ihn besonders gefährlich. Durch das trockene Nadelgehölz könnten sich die Flammen schnell den Weg in den Garten bahnen und von dort auf das Haus überspringen. Und dass Stoll sich deswegen vielleicht mehr sorgt als manch anderer Anwohner, hat auch einen ganz besonderen und mehr als verständlichen Grund:
Es ist der Silvestermorgen des Jahres 1989. Eine Zivilstreife der Hamburger Polizei bemerkt aufsteigende Rauchschwaden aus Richtung der Alsterarkaden. Sie alarmieren sofort die Feuerwehr, die mit mehreren Zügen aufbricht und ein Flammeninferno vorfindet. Große Teile des Gebäudes stehen in Flammen, brennende Brüstungselemente fallen auf die Treppe, die zur Kleinen Alster führt.
Direkt neben dem Flammenmeer befindet sich die Wohnung von Joachim Stoll. Der Kaufmann aus Heidelberg betreibt ein Büro im Gebäude der Alsterarkaden und ist am ersten Weihnachtstag aus der Heimat in die Hansestadt gefahren. Bereits auf der Autobahn musste er mit ansehen, wie ein Auto vor ihm gegen die Leitplanke prallte und mit den Insassen vollkommen ausbrannte. Vor den Flammen am Morgen des 31. Dezember kann er sich knapp retten.
Die Ermittlungen ergeben damals: Brandstiftung soll es gewesen sein. Der Pächter eines vegetarischen Restaurants in den Alsterarkaden stand vor dem unausweichlichen Konkurs und wollte die Versicherungsprämie kassieren. In den frühen Morgenstunden des 31. Dezember legte er dann das Feuer in der Küche seines Lokals.
Joachim Stoll kommt von dem, was er im späten Dezember des Jahres 1989 erlebt hat, nie ganz los. Auch heute noch weckt der Geruch von Feuer unliebsame Erinnerungen. Im Anschluss an die Erlebnisse begann er, sich selbst zu therapieren und suchte sich eine Beschäftigung in seiner Wohnung, die weitestgehend unversehrt geblieben ist.
Er freundete sich rasch mit den Handwerkern an, die nebenan an der Restauration des Gebäudes arbeiteten. Im Sommer spendierte er kalte Getränke, im Winter gab es heißen Kaffee und Tee, die Handwerker versorgten ihn im Gegenzug mit Überbleibseln aus dem vegetarischen Restaurant. Viele Teller und Tassen hatten die Flammenhölle überlebt, Stoll restaurierte sie in stundenlanger Handarbeit mit Schmirgelpapier und ließ sie wieder in altem Glanz erstrahlen.
Noch heute befinden sich diese Arbeiten in seinem Besitz. In seiner Hanstedter Wohnung fungieren sie unter anderem als Schale für Handseifen. Nie wieder möchte er eine Situation erleben, wie im Hamburger Winter vor 31 Jahren.
Redakteur:Lennart Möller aus Rosengarten |
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