Die Liebe zur Musik hält sie jung
Rockröhre Jutta Weinhold feiert 75. Geburtstag
"Im Rock 'n' Roll stirbt man entweder jung oder gar nicht. Ersteres kann mir nicht mehr passieren", lacht Jutta Weinhold mit ihrer markanten Stimme, der sie den Namen "Rockröhre" verdankt. Und wer die Sängerin aus Hanstedt (Landkreis Harburg) erlebt, hält bei ihr tatsächlich Unsterblichkeit für möglich. Weinhold, die seit mehr als einem halben Jahrhundert im Showgeschäft ist und mit Udo Lindenberg und internationalen Größen tourte, wird am 19. Oktober 75 Jahre alt - und ist angesagter denn je.
Ein gutes Dutzend Konzerte und Festivals hat Jutta Weinhold in diesem Jahr schon mit ihrer Metal-Band "Velvet Viper" gespielt, die sie Anfang der 1990er Jahre gründete. "Wenn das Publikum gut drauf ist und ich 'good Vibrations' zwischen uns auf der Bühne spüre, ist das für mich wie ein Jungbrunnen", erklärt die Künstlerin beim WOCHENBLATT-Besuch, weshalb sie keinerlei Anti-Aging-Mittel nötig hat.
"Sie will immer nur singen", wusste schon die Lehrerin, als die 1947 in Rheinland-Pfalz geborene Jutta Weinhold mit 14 Jahren in der Schülerband "Special Voices" auftrat. Deren erster Song: eine Cover-Version des Animals-Klassikers "House Of The Rising Sun". Nach der Schule absolvierte Weinhold eine Ausbildung zur Industriekauffrau. 1969 zog es sie nach Düsseldorf, wo die deutsche Version des amerikanischen Kult-Musicals "Hair" inszeniert wurde. "Es gab zwei Ensembles, in meinem bekam ich die Hauptrolle der Sheila. Da packte mich das Rock-Fieber endgültig, denn ich habe die Musik dieser Zeit geliebt", erinnert sich Jutta Weinhold. Mit "Hair" ging es drei Jahre auf eine umjubelte Städte-Tournee. Weit weniger erfolgreich war die anschließende Tour mit dem Musical "Jesus Christ Superstar" durch Deutschland. "König Herodes als schwule Tunte kam beim Publikum nicht so gut an."
Bei ihrem Gastspiel in der deutschen Rockband "Amon Düül II" lernte Jutta Weinhold 1974 Ralf Basten kennen und lieben, mit dem sie bis heute verheiratet ist. Er unterstützt sie zudem als Producer und Tontechniker bei Plattenaufnahmen. Im gleichen Jahr wurde die "Jutta-Weinhold-Band" aus der Taufe gehoben, bei der Blues- und Rockfans gleichermaßen auf ihre Kosten kamen. Einer von ihnen war Udo Lindenberg, der Weinhold bat, bei den Bandsessions trommeln zu dürfen. Im Gegenzug nahm der Rockstar sie mit auf seine legendäre dreijährige "Livehaftig"-Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. "Sex, Drugs und Rock 'n' Roll, jede Nacht Party. Das war toll, aber auch anstrengend", blickt Weinhold zurück. Gelegentlich mailt sie sich noch mit Lindenberg. "Er schrieb mir mal, ich sei wie er ein Rock-Alien. Dieses Unkonventionelle verbindet uns."
Für Furore sorgte Jutta Weinhold nach einigen weiteren Stationen auch ab 1985 als Gründerin und Sängerin der Metal-Formation "Zed Yago", benannt nach der Tochter des als Sagenheld berühmten fliegenden Holländers. Mit dieser Band stürmte Weinhold die Charts, spielte im Vorprogramm der berühmten englischen Kollegen von Deep Purple und wurde in Großbritannien mit Lobeshymnen wie "Fasten Your Intellectual Seatbelts" überhäuft. "Jeder Musiker muss die Musik machen, die zu seiner Mentalität passt. Ich schreibe sehr poetische Texte, befasse mich mit Legenden und Mythologien und Poesie", begründet Weinhold ihre Liebe zum Metal mit Tiefgang.
Weil die männlichen Mitglieder von "Zed Yago" irgendwann nicht mehr damit klarkamen, dass Jutta Weinhold "mehr war als nur eine Tanzmaus", verließ die Frontfrau die Band 1990. Ihre heutige Band "Velvet Viper" brachte später einige Alben nach dem bewährten "Zed Yago"-Konzept heraus.
auf und zog mit Ehemann Ralf von Hamburg nach Hanstedt.
- Mehr Infos auf www.velvet-viper.net und auf Facebook unter
https://www.facebook.com/profile.php?id=100068819401131
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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