Hinter den Kulissen im Wildpark Lüneburger Heide
Unterwegs mit Tierpfleger Lukas Feyen
sv. Hanstedt. Ungewohnt menschenleer liegt der Wildpark Lüneburger Heide am frühen Morgen da. Die Ticketkassen sind noch unbesetzt, auf den Wegen tummeln sich keine Besucher und es toben keine Kinder auf der beliebten Kletterburg am Eingang.
Dafür ertönt in der Ferne schon das morgendliche Wolfsgeheul, als der leitende Tierpfleger Lukas Feyen in einem weißen Transporter vorfährt. Auf der offenen Ladefläche sind die Futterkisten mit Wildfutter, Rindfleisch für die Tiger und ein Eimer Rosinen für die beiden Bären bereits dicht gepackt, denn für Lukas beginnt der Tag um 6.30 Uhr mit der Fütterung der Wildtiere.
Dem Transporter folgen eine Auszubildende und eine Schülerpraktikantin in einem kleinen Golfkart, als Lukas zu den ersten Stationen seiner Tour mit dem WOCHENBLATT aufbricht. Elche, Damwild und Rentiere kommen zuerst dran. Das Damwild-Freigehege zählt zu Lukas Lieblingsorten im Park. "Das Wild ist unglaublich zutraulich und dankbar zu pflegen", erklärt der gebürtige Rheinländer. Er duckt sich unter dem Türrahmen der Pflegerhütte hindurch, einen Sack Möhren unter dem Arm, und beginnt mit der Fütterung.
Rund vier Jahre ist Lukas schon Tierpfleger und Falkner im Wildpark. Anfang des Jahres hat der 27-Jährige die Leitung des 13-köpfigen Pflegerteams übernommen. Nun gehören zu seinen täglichen Aufgaben als Tierpfleger auch Personalthemen, der Ausbau und die Neuplanung der Gehege sowie die Beschaffung neuer Tiere. So grenzt zum Beispiel im beliebten Damwild-Freigehege bei den Ponys seit einigen Wochen ein Zaun den Ruhebereich von den Wegen ab und in den Elchgehegen wurde der Boden erneuert, damit die Paarhufer im Trockenen stehen. Außerdem sollen die Teiche vergrößert und die Artenvielfalt bei den Wasservögeln ausgebaut werden.
Nachdem er das Damwild gefüttert hat, nimmt Lukas sich immer gern noch einige Minuten Zeit und spekuliert mit seiner Auszubildenden, welche Tiere dunkler oder größer geworden sind.
"Dadurch, dass wir auch die Futterautomaten für die Besucher bestücken, können wir die Futterzufuhr am nächsten Morgen immer gut steuern", erklärt er.
„Als Tierpfleger musst du natürlich ein Gefühl für die Tiere haben." Das ist für Lukas die Grundvoraussetzung. "Aber du musst auch die körperliche Arbeit leisten können, am Wochenende arbeiten und immer dazulernen wollen."
Was er an meisten an seinem Job schätzt, ist die Abwechslung: "Kein Tag ist wie der andere und das ist auch gut so. Dadurch lernt man immer was dazu und bleibt wach und aufmerksam eventuellen Schwachstellen gegenüber.“
Genauso wichtig sind für Lukas aber auch Rituale: Vor dem Kontrollgang durch die Raubtiergehege wie bei den Bären hängt er die beiden Vorhängeschlösser immer auf Augenhöhe ins Gitterfenster der Stahltür. „Damit ich sie nicht vergesse, bevor ich die Bären reinlasse", erklärt er und betritt das Gelände. Nachdem seine fleißigen Helferinnen das Gelände von den Hinterlassenschaften der Bären befreit haben, verteilt er "Rosinchen" auf der Wiese. Kräuter und Rosinen essen die großen Teddys nämlich am liebsten, Fleisch dagegen nur wenig.
Die Arbeit mit Wildtieren endet für Lukas aber nicht nach acht Stunden: Wenn er nicht im Wildpark unterwegs ist, verbringt er seine Zeit zuhause mit der Falknerei. Nachdem er mit zehn Jahren seinen ersten Greifvogel, einen Wüstenbussard, auf dem Arm gehabt hatte und lange in der Greifvogelstation Hellenthal in Nordrhein-Westfalen arbeitete, besitzt er inzwischen zehn eigene Vögel. Darunter ein Weißkopfseeadler, mehrere Falken und ein Wüstenbussard. Fünf Tage die Woche ist Lukas mit dem Training der Vögel beschäftigt, geht mit Vogel, Hund und Frettchen auch auf die Jagd. Die Arbeit mit Wildtieren ist für ihn mehr als nur ein Job, sie bestimmt sein Leben.
Alle Texte zum "Wildpark Lüneburger Heide"Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
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