Wohnzimmer statt Vogelnest: Falkner Lothar Askani gelingt Handaufzucht eines Andenkondors

Falkner Lothar Askani mit seinem Schützling | Foto: Wildpark Lüneburger Heide
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kb. Hanstedt-Nindorf. So richtig niedlich ist „Baby“ nicht, aber die Besucher im Wildpark Lüneburger Heide in Hanstedt-Nindorf sind trotzdem ganz verzückt von dem jungen Andenkondor. Eine besondere Beziehung zu dem Tier hat Wildpark-Falkner Lothar Askani: „Baby“ verbrachte die ersten drei Wochen ihres Lebens im Hause des Falkners. Inzwischen steht das gut vier Monate alte Kondor-Weibchen quasi auf „eigenen Beinen“ und vollzieht gerade den Wechsel vom jugendlichen Flaum zum Erwachsenen-Federkleid.
Um Schlupf und Aufzucht des des wertvollen Kondor-Babys kümmerte sich Lothar Askani persönlich, denn jungen Andenkondoren den Weg ins Leben zu zeigen, ist eine heikle Angelegenheit! 58 bis 65 Tage brüten die Kondor-Eltern in der Natur. Nachdem das Ei gut neun Wochen in der Brutmaschine war, wurde Askani langsam nervös. Denn wenn das Küken zu lange im Ei bleibt, wächst die Gefahr von Infektionen. Der erfahrene Falkner war kurz davor, „Geburtshilfe“ zu leisten, da pickte „Baby“ aus eigener Kraft ein Loch ins Ei und kam wohlbehalten auf die Welt.
Aber damit begann die Arbeit für Askani erst richtig. „Die Nahrungsaufnahme gleich nach dem Schlupf ist das größte Problem bei der Aufzucht junger Kondore, da kann viel schief gehen“, erklärt Askani. „Die Tiere brauchen eigentlich vorverdaute Nahrung. Um die Natur zu simulieren, kommen bei der Handaufzucht verschiedene Sorten Fleisch - Rind, Hühnchen und, wenn verfügbar, ein wenig Ziege - in den Mixer und werden zu Brei verarbeitet. Durch Zusatz eines Enzyms wird der Fleischbrei für das Jungtier dann besser verdaulich“, so der Falkner. Um den kleinen Kondor bestmöglich betreuen und seine Entwicklung kontrollieren zu können, wurde Askanis Wohnzimmer zum Nest für den Greifvogel. Rund drei Wochen lang musste der Falkner seinem Schützling alle zwei bis drei Stunden einen kleinen Haps vom Fleischbrei verabreichen. Dann erfolgte der Umzug in eine Voliere im Wildpark, wo die Besucher seitdem die Entwicklung des Kondors verfolgen können.
Wenn „Baby“ im nächsten Jahres ausgewachsen ist, wird ihre Flügelspannweite rund 2,70 Meter erreichen. Dann soll das Kondor-Weibchen auch in den beliebten Greifvogel-Flugshows präsentiert werden. Andenkondore – auch „Neuweltgeier“ genannt – sind die größten flugfähigen Vögel der Welt. Die Männchen erreichen eine Flügelspannweite von bis zu 3,00 Metern, sie wiegen ausgewachsen zwischen zwölf und 15 Kilo und können bis zu 70 Jahre alt werden.

Redakteur:

Katja Bendig aus Seevetal

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