50 Flüchtlinge kommen nach Wesel
Vor drei Jahren sorgten fremdenfeindliche Parolen während einer Gemeinderatssitzung in Undeloh für großes Medien-Interesse. Damals sprachen sich die Dorfpolitiker gegen die Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft aus. Im Ortsteil Wesel sollen jetzt 50 Asylbewerber in das Hotel „Heidelust“ einziehen. Über die Pläne informiert der Landkreis am 15. März.
mum. Undeloh-Wesel. „Unsere Gäste wollen hier entspannen und nicht Dunkelhäutige oder Frauen mit Kopftuch sehen!“ und „Wer schützt unsere Frauen und Kinder vor den Asylanten?“ - es waren Sätze wie diese, die im Februar 2013 während einer Sitzung des Undeloher Gemeinderats fielen. Bürgermeister Albert Homann machte damals nicht einmal den Versuch, die ausländerfeindlichen Aussagen zu unterbinden. Die Konsequenz: Das kleine Dorf mitten in der Heide stand bundesweit monatelang in der Medien-Kritik. TV-Teams drehten mehrfach vor Ort - schnell machte das Vorurteil vom „brauen Nazi-Dorf“ die Runde. Der Landkreis wollte damals in dem ehemaligen Hermann-Löns-Café eine Unterkunft für Flüchtlinge einrichten. 29 Asylsuchende sollten dort einziehen. Doch daraus wurde nichts. Undeloh blieb „Flüchtlings-frei“ - bis heute. Jetzt sollen 50 Flüchtlinge nach Wesel - einem Ortsteil von Undeloh - kommen.
Seit 2013 sind im Landkreis Harburg mehr als 100 Unterkünfte entstanden. 3.000 Flüchtlinge haben hier ein neues Zuhause gefunden. Es gibt wohl keine Gemeinde, die nicht betroffen ist. Ehrenamtliche Helfer engagieren sich im hohen Maße um die Integration der Menschen. Das soll nun auch für Undeloh gelten.
„Der Landkreis Harburg hat in Abstimmung mit der Samtgemeinde Hanstedt und der Gemeinde Undeloh Teile des Hotels Heidelust in Wesel zur Unterbringung von etwa 50 Flüchtlingen gemietet“, teilt Landkreis-Sprecher Johannes Freudewald mit. Dazu findet ein Informationsabend am kommenden Dienstag, 15. März, um 19 Uhr in der Heidehalle (Am Höllenhoff 5-6) Wesel statt.
Ein Bezugstermin für das Hotel steht laut Freudewald noch nicht fest.
Insgesamt hat die Samtgemeinde Hanstedt bereits für mehr als 300 Asylbewerber Unterkünfte geschaffen - unter anderem in Asendorf, Egestorf, Hanstedt und Marxen. „Wir wollen die Flüchtlinge in unserer Samtgemeinde ebenso wie im Landkreis Harburg möglichst gleichmäßig verteilen“, sagt Samtgemeinde-Bürgermeister Olaf Muus. „Aus diesem Grund ist es unser Ziel, demnächst auch in der Gemeinde Brackel eine weitere Unterkunft zu erschließen.“
Verwaltungschef Olaf Muus lädt alle Nachbarn des Hotels sowie Einwohner aus Wesel und Undeloh zu der Informationsveranstaltung ein. Außer Muus und Undelohs Bürgermeister Albert Homann wird noch Thorsten Völker (Leiter der Abteilung Migration beim Landkreises Harburg) über den aktuellen Stand der Vorbereitungen informieren und Fragen der Bürger beantworten.
Auf ein Wort
Die Chance zur Rehabilitation
Die Parolen einiger Undeloher Anfang 2013 haben das ganze Dorf in Verruf gebracht. Noch heute ist beispielsweise in der Internet-Enzyklopädie „Wikipedia“ von der ausländerfeindlichen Stimmung zu lesen. Vor diesem Hintergrund ist die Unterbringung von Flüchtlingen im Ortsteil Wesel eine große Chance. Die Dorfgemeinschaft kann jetzt zeigen, dass sie nichts mit dem Bild, das damals in den Medien gezeichnet wurde, gemein hat.
Aber: Wesel ist nicht Undeloh. Der Ortsteil liegt gut fünf Kilometer entfernt. Es wäre ein feiner Zug der Undeloher, die Weseler bei der Aufgabe der Integration nicht allein zu lassen. Nachbargemeinden wie Handeloh und Hanstedt machen es gerade vor, wie aus fremden Asylbewerbern Freunde werden.
Sascha Mummenhoff
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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