Brackel: Landkreis plant weitere Unterkunft
Bald Weltflüchtlinge statt Ukrainer
Bei der Infoveranstaltung von Landkreis, Samtgemeinde und Gemeinde in der vergangenen Woche in der mit rund 150 Brackelern voll besetzten Festhalle ging es hoch her: Der Landkreis kündigte den Bau einer zweiten Unterkunft für bis zu 64 Weltflüchtlinge an. Viele der Brackeler machen sich nun Sorgen, was mit den zusätzlichen Geflüchteten auf sie zukommt. Werden die von Landkreis-Vertreter Michael Kröger angekündigten jungen Männer aus dem arabischsprechenden Raum, vor allem aus Syrien, der Türkei und Afghanistan, für mehr Ärger im Dorf sorgen?
Die diffusen Ängste der Anwohner versuchte Michael Stolze, Leiter der Polizeistation Salzhausen, zu entkräften: Die Kriminalität sei dort auch nach dem Zuzug von Geflüchteten nicht überproportional gestiegen. Hanstedts Samtgemeinde-Bürgermeister Olaf Muus schlug in die gleiche Kerbe. "Ich kann den Menschen ihr subjektives Angstgefühl nicht nehmen, aber sie werden merken, dass auch die Nachbarschaft von jungen Männern nicht schlimm ist, manchmal sogar ruhiger als die von Familien. Die kommen hier an, wollen schnell arbeiten und Geld verdienen, um ihre zurückgebliebenen Familien zu unterstützen." Das hätten Erfahrungen aus anderen Teilen der Samtgemeinde gezeigt.
Bisher sind in Brackel 50 Menschen aus der Ukraine zum großen Teil dezentral, also in Privatwohnungen, untergebracht. Zukünftig sollen bis zu 64 Weltflüchtlinge in zwei Gebäuden in Modulbauweise am Fischteichweg wohnen. Eines steht schon seit Mitte 2023, aber nicht alle Plätze darin sind belegt, es wohnen dort nur zwei ukrainische Familien. Bisher könnten dort theoretisch 24 Personen untergebracht werden. Der Landkreis plant den Bau eines zweiten, ähnlichen Hauses. Eine entsprechende Baugenehmigung liegt schon vor, denn auch die Gemeinde hatte hier zunächst zwei Häuser geplant, dann aber aus Kostengründen zunächst nur eines gebaut.
48 Plätze, aber 64 unterzubringende Geflüchtete - wie geht das? Statt zwei sollen jetzt drei Personen in den Mini-Wohneinheiten wohnen, nicht nur in Brackel, sondern überall im Landkreis. Zukünftig wird nicht mehr zwischen Welt- und Ukraineflüchtlingen unterschieden. Wenn der Landkreis die Unterkünfte in seine Verwaltung übernimmt - das war von Seiten der Landesregierung schon zum 1. Januar geplant, wurde aber erstmal verschoben -, soll es aber auch Vorteile für die Sicherheit der Anwohner geben. Schon jetzt gibt es eine Sozialarbeiterin, die sich im Auftrag der Gemeinde kümmert, dann wird es einen Hausverwalter - bisher wird das von der Rathausverwaltung miterledigt - und einen nächtlichen Sicherheitsdienst geben. "Das ist hier ein Alleinstellungsmerkmal", so Muus. "In anderen Regionen gibt es das nicht." Diesen Vorteil wolle er auf jeden Fall beibehalten. "Und dafür ist auch eine Mindestgröße erforderlich."
Für den Brackeler Ortsbürgermeisters Dirk Schierhorn ist dagegen das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen: Die Baugenehmigung gelte nur für zwei Gebäude für 48 Personen. Sollte dort Platz für mehr Menschen vorgesehen werden, sei eine neue Genehmigung erforderlich. Samtgemeinde-Bürgermeister Olaf Muus: "Das wird noch Diskussionen zwischen Gemeinde, Samtgemeinde und Landkreis geben, aber ich denke, wir werden eine gute Lösung finden."
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