Wasserversorgung in der Region
Grundwasserschützer widersprechen Landkreis
"Mit Erstaunen" hat die Interessengemeinschaft Grundwasserschutz Nordheide (IGN) mit Sitz in Hanstedt auf den jüngsten WOCHENBLATT-Artikel "Was unternimmt der Kreis, wenn Wasser von unten nicht ausreicht?" reagiert. Darin nahm die Kreisverwaltung auch vor dem Hintergrund der langen Trockenheit Stellung zur Frage, ob eine Gewinnung von Trinkwasser aus Uferfiltrat nicht zweckmäßiger sei als das derzeitige Abzapfen von jährlich bis zu 16,1 Millionen Kubikmeter Wasser aus der Nordheide durch Hamburg Wasser. Kreissprecherin Katja Bendig erklärte hierzu, die Nutzung von Uferfiltrat sei "als ungeeignet ausgeschlossen" worden, weil sie nicht umweltverträglich sei und die Elbe "angezapft" würde.
Laut IGN wird Elbe bei Nutzung von Uferfiltrat nicht "angezapft"
"Bei der Alternative Trinkwasser aus Uferfiltrat handelt es sich nicht um Trinkwasser aus der Elbe, sondern um Trinkwasser aus Grundwasserbrunnen im Nahbereich der Elbe. Die zwischen Brunnen und Elbe liegenden Sandschichten sind ein natürlicher Filter", kontert IGN-Vorsitzender Gerhard Schierhorn. "Hamburg Wasser kann selbstverständlich Uferfiltrat zur Trinkwasserversorgung nutzen. Tut es nur nicht, weil die Gewinnungskosten höher sind als bei der Grundwasserförderung in der Nordheide."
Zudem hatte der Landkreis erklärt, dass er die Trinkwasserversorgung wie auch die Bedarfe von Land- und Forstwirtschaft sicherstellen könne, da die jeweiligen Institutionen über Entnahmerechte verfügten. Diesbezüglich weist die IGN darauf hin, das sowohl der Wasserbeschaffungsverband Harburg als auch die Landwirte neue Wasserrechte beantragt hätten. "Die gegenwärtigen Genehmigungen sind vorläufig bis zur Erteilung eines neuen Wasserrechtes", so die IGN. Die Erlaubnisse könnten gegebenenfalls noch im Zuge der Antragsgenehmigung zusammengestrichen werden. "Hamburg Wasser dagegen hat die Wasserrechte 2019 langfristig erneuert."
Derzeit vergebe der Kreis die Erstellung eines Wassermanagementkonzeptes extern. Er habe demzufolge selbst "weder einen guten Plan noch ausreichende Unterstützung durch die Landesbehörden (LBEG und NLWKN), um endlich konsequent und nachhaltig die Grund- und Oberflächengewässer im Landkreis zu schützen". Bestes Beispiel sei der Pastorenteich in Wesel, der zunehmend austrockne. "Die naheliegende These, dass die Grundwasserabsenkung durch Hamburg Wasser verursacht sein könnte, wurde bisher vom Landkreis nicht ausreichend untersucht. Wir fragen uns, was muss noch geschehen, um das FFH(Fauna-Flora-Habitat)-Gebiet zu schützen?", zeigt sich IGN-Chef Gerhard Schierhorn entrüstet. Das Vertrauen in die Wasserbewirtschaftungs-Kompetenz des Landkreises und in die beteiligten niedersächsischen Fachbehörden sei "schwer erschüttert".
Hat der Landkreis die Wasser-Probleme nicht unter Kontrolle?
Der Landkreis befinde sich im Klageverfahren mit Hamburg Wasser und der IGN. Dennoch fordert Letztere, dass Umweltbehörde und Kreispressestelle die Konflikte rund um Grundwasser und Oberflächengewässer in der Region "klar ansprechen". Das im WOCHENBLATT-Artikel zum Thema erkennbare Bemühen der Kreissprecherin um Rücksichtnahme auf "schwebende" Gerichtsverfahren verfälsche den klaren Blick auf die Probleme des Kreises und suggeriere den Lesern "Alles o.k. – Situation unter Kontrolle“. Gerhard Schierhorn: "Das Gegenteil ist der Fall!"
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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