„Herz ist wichtiger als Gemeindeordnung“: Walter Kruse legt Bürgermeister-Amt nieder
mum. Egestorf. Mit Superlativen ist das so eine Sache. Zu häufig eingesetzt, wirken sie unglaubwürdig. In diesem Fall sind sie aber angebracht: Am gestrigen Dienstag ging in Egestorf eine Ära zu Ende: Bürgermeister Walter Kruse hat nach mehr als 30 Dienstjahren sein Amt niedergelegt. „Ich möchte unser schönes Heidedorf voranbringen. Bei dieser Arbeit sind mir Herz und Kopf wichtiger als die Niedersächsische Gemeindeordnung“, lautete stets Kruses Credo.
Bereits anlässlich seines 30-jährigen Bürgermeister-Jubiläums vor zwei Jahren überschlugen sich die Laudatoren mit Komplimenten für den 65-Jährigen. „Sie sind ein Beispiel für den gesamten Kreis“, meinte etwa Landrat Joachim Bordt. „Beharrlich haben Sie es verstanden, für Ihre Gemeinde immer wieder dicke Bretter zu bohren.“ Während seiner Amtszeit hat Kruse gemeinsam mit dem Gemeinderat zahlreiche Projekte realisiert. Dazu gehören der Barfußpark, die Umwandlung des Waldbades in das Naturbad „Aquadies“, die Schaffung des Gewerbegebietes und das Pastor-Bode-Jubiläumsjahr 2010. Auch die Dorferneuerung, die Einrichtung eines Heimatmuseums in „Dresslers Hus“ und der „Philosophische Steingarten“ auf dem alten Friedhof tragen die Handschrift Kruses.
Nach dem Besuch der Handelsschule in Harburg erlernte er den Beruf des Hotelkaufmannes. In der Schweiz, London und Wien vertiefte er seine Kenntnisse. Als er 1975 aus London nach Egestorf zurückkehrte, bat ihn Altbürgermeister Schlüschen, für den Gemeinderat zu kandidieren. Kruse sagte zu - und wurde nicht gewählt. 1979 hat es dann im zweiten Anlauf geklappt. Kruse erhielt für die CDU Sitz und Stimme im Dorfparlament. Als 33-Jähriger wurde er 1981 Bürgermeister. Zudem war er von 1981 bis 1990 Mitglied im Hanstedter Samtgemeinderat, dem Kreistag gehört er seit 2001 an.
Stets hinter Walter Kruse stehen seine Ehefrau Susanne und Sohn Philipp, der inzwischen im Hotel „Zu den acht Linden“ die rechte Hand seines Vater ist. Tochter Christina hat als Topmodel international Karriere gemacht und lebt in New York. Sohn Alexander arbeitet als Hotelbetriebswirt.
„Manche Politiker und besonders die Verwaltungen ignorieren Veränderungen oder reagieren viel zu spät“, sagt Kruse. Es seien Visionen und mutige Konzepte gefragt. Der Egestorfer Gemeinderat habe ein paar solcher zukunftsorientierter Entscheidungen jetzt getroffen. Zum Abschied gibt es auch ein paar mahnende Worte: „Für den Urlaubstourismus muss eine zukunftsorientierte Entwicklung beginnen.“ Kruse ist davon überzeugt, dass für einen attraktiven Tourismus mindestens 200 Betten in Egestorferforderlich sind. Derzeit sind es nur 78.
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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