"Behutsam wachsen und Tourismus fördern"
Was sich Undelohs neuer Bürgermeister Werner Rademacher alles vorgenommen hat
as. Undeloh. "Das ging gleich stramm los", sagt Werner Rademacher (66). Im November wurde er in Undeloh einstimmig zum neuen Gemeindebürgermeister gewählt - ein Ehrenamt, das der Landwirt vom Hof Meningen gern annimmt.
Den Stress der vergangenen Tage mit den vielen Übergabeformalitäten merkt man ihm nicht an. Das könnte an seiner Erfahrung liegen: Werner Rademacher ist seit mittlerweile 25 Jahren im Gemeinderat tätig, war rund 20 Jahre lang Stellvertreter seines Vorgängers Albert Homann. Auch Rademachers Vater Reinhard war schon Bürgermeister, 1968 in Wesel, und später Stellvertreter Homanns.
FWU-Kandidat Werner Rademacher holte bei der Kommunalwahl die meisten Stimmen und wurde einstimmig ins Amt gewählt. Zuvor hatte Albert Homann das Amt mehr als 53 Jahre lang inne. In Undeloh ist der Bürgermeister zusätzlich auch Verwaltungschef der Gemeinde. "Albert Homann hat mich schon vorgewarnt: Rund zwei Stunden täglich ist man mit dem Ehrenamt beschäftigt. Aber ich bin ohnehin kein Typ, der sich in seiner Freizeit vorm Fernseher berieseln lässt. Es macht Spaß, wenn man was für die Allgemeinheit reißen kann."
Werner Rademacher ist aufgewachsen in Wesel, führt den Hof seiner Familie in der dritten Generation. In den 1990er Jahren hat er den Betrieb umgestellt, von der Schweinehaltung zur Pferdehaltung. Jetzt stehen Pensionspferde in seinem Stall und er vermietet Ferienwohnungen. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, den Tourismus zu fördern. "Die 1970er Jahre waren die goldenen Zeiten Undelohs, da hat fast jeder ein Zimmer vermietet", erinnert sich Rademacher. Diese Zeiten seien zwar vorbei, dennoch sei wieder mehr los in der Heide. Undeloh sei auf den Tourismus angewiesen, viele Leute im Ort lebten davon. Die enge Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverein möchte der neue Bürgermeister fortführen.
Die Gemeinde ist schuldenfrei, fast alle Straßen schon erneuert und die Beleuchtung umgestellt auf LED. Es gibt schlechtere Ausgangssituationen für einen Bürgermeister. Dennoch warten auch große Herausforderungen auf Rademacher.
Denn Undeloh hat rund 1.000 Einwohner, jedoch kaum Gewerbeeinnahmen. "Ortsansässige Betriebe müssen abwandern, weil sie hier keine Erweiterungsmöglichkeiten erhalten. Das ist ein riesiges Problem", sagt der neue Bürgermeister. Und die Einwohnerzahlen stagnieren - dabei gebe es durchaus auch aus Undeloh den Wunsch nach mehr Wohnraum.
"Der Grund ist, das unsere Wachstumsmöglichkeiten stark begrenzt sind", erklärt Rademacher. Undeloh und Wesel sind umgeben von Naturschutzgebiet. "Auch wenn die Orte nur behutsam wachsen sollen, müssen die Flächen dafür aus dem Naturschutz raus. Daran führt kein Weg vorbei." Die Frage sei, wie das verträglich gelingen kann. Schließlich profitieren die Beherbergungsbetriebe, darunter auch sein Hof, idyllisch umgeben von Wäldern, Heide und Feldern, vom Naturschutzgebiet.
Eines der ersten Projekte, die der neue Bürgermeister angeht, dient dem Tourismus: Eine Ladestation für E-Autos - und Wohnmobilstellplätze. Die fehlen bisher, ebenso wie eine geregelte Ver- und Entsorgung für Wohnwagen. "Aus Erfahrung wissen wir: Die Wohnmobile kommen trotzdem - und entsorgen dann leider ihr Abwasser im Wald. Das wollen wir ändern."
In seinem Amt setzt Werner Rademacher auf starke Mitstreiter: "Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich das nur mache, wenn Olaf Wirth und Uta Hofmann mich als Stellvertreter unterstützen. Ich bin kein Alleinkämpfer, sondern arbeite lieber im Team." Auf dem Hof hält seine Ehefrau Heike ihm den Rücken frei, und auch seine zwei Kinder packen mit an.
Seine Leidenschaft, das Motorradfahren, musste Werner Rademacher nach 45 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufgeben, seit drei Jahren ist er stattdessen mit einem Quad unterwegs. Das sei auch praktisch als Bürgermeister, zum Beispiel, wenn er auf den Wanderwegen nach dem Rechten sieht.
Sein Vorgänger Albert Homann steht ihm zur Seite. "Eine vernünftige Übergabe ist wichtig. Ich bin froh über seine Hilfe", sagt Rademacher. Wie Homann hält auch der neue Bürgermeister nichts von einer festen Bürgermeistersprechstunde, sondern wählt den pragmatischen Ansatz: Bei Anliegen sollen die Undeloher einfach ihre Bürgermeister anrufen. "Ich bin vor Ort, und ich bin erreichbar. Das gilt auch für meine Stellvertreter."
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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