"Wir haben Angst um unsere Tiere - und um uns selbst"
VNP-Schäfer hoffen auf schnelle Umsetzung der Wolfsverordnung.
mum. Undeloh. Seit Jahren wird eine stetig wachsende Anzahl von Wölfen im Beweidungsgebiet der VNP Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide beobachtet. Auch nach offiziellen Angaben verdoppelt sich die Wolfspopulation alle drei Jahre. Die Schäfer der Stiftung stehen in der ersten Reihe, wenn es um Begegnungen mit dem Wolf geht. Der Wolf sei ein beeindruckendes Tier, sagen sie, aber die Romantik, die in der Öffentlichkeit vermittelt wird, gehe an der Realität vollkommen vorbei. Dr. Barbara Guckes, Leiterin der Schafhaltung beim VNP: "Der Wolf genießt den höchsten Schutzstatus und breitet sich auf Kosten zahlreicher anderer Tierarten aus. Wir sind an einem Eskalationspunkt angelangt, der unsere Schäfer zwingt, ihre Tiere unter Einsatz von Leib und Leben zu schützen. Die Scheu der Wölfe auch vor dem Menschen hat sprunghaft abgenommen, seitdem eine unregulierte und ungehemmte Vermehrung des Wolfes geduldet wird. Um unsere Tiere schützen zu können, muss der Wolf den Menschen wieder als Feind wahrnehmen."
Der Standpunkt der VNP Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide ist klar: „Um die Freilandtierhaltung sowie die Pflege und Entwicklung der historischen Kulturlandschaft im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide gewährleisten zu können, ist eine Regulierung der Wölfe unerlässlich." Ein Schäfer in Grasengrund (Soltau) berichtet: "Inzwischen greifen sich Wölfe während des Hütens am helllichten Tage direkt neben uns hütenden Schäfern unsere Tiere. Solche Wölfe lassen sich kaum noch vertreiben. Wir haben Angst." Erst kürzlich habe er einen Wolfsangriff erlebt, bei dem er sich akut bedroht gefühlt habe.
Auch der Wilseder Schäfer Jürgen Funck hat ähnliche Erfahrungen gemacht: "Letzten Winter lungerte ein Wolf wochenlang direkt an meinem Schafstall herum. Ich habe große Angst um meine lammenden Tiere gehabt." Er sei seit 40 Jahren Schäfer beim VNP und fühle sich den Schafen tief verbunden. "Wie soll ich meine Tiere und mich verteidigen? Am liebsten würde ich schon jetzt in Rente gehen."
"Unsere Schäfer hoffen darauf, dass die neue Wolfsverordnung, die Umweltminister Olaf Lies auf den Weg gebracht hat, nun zügig die politischen Gremien passiert und umgesetzt wird, denn so kann die Schafhaltung nicht aufrechterhalten werden", sagt Guckes. "Die Bedrohung unserer Tiere und unserer Schäfer ist inzwischen völlig unannehmbar geworden." Laut des Verbands der Lüneburger Heidschnuckenzüchter haben bereits 15 große schafhaltende Betriebe in Niedersachsen aufgrund der Probleme mit dem Wolf aufgegeben. "Wenn die Schafhaltung in der Heide stirbt, wird auch die Landschaft sterben und mit ihr zahlreiche gefährdete Tierarten, die auf die Offenlandpflege durch Schafe angewiesen sind", warnt Guckes.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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