Diebes-Coup wie im Actionfilm
jd. Ahlerstedt. Wo steckt der Backenbrecher? Ganoven klauten tonnenschwere Baumaschine und nieteten robustes Tor um. Die Szene muss filmreif gewesen sein: Wie in einem Action-Streifen nieteten unbekannte Langfinger mit einem geklauten Geländestapler einen stabilen Zaun und ein robustes Tor um. Anschließend düsten sie quer über einen holperigen Acker zu einem kleinen Wäldchen, wo das Diebesgut wahrscheinlich auf einen Lkw umgeladen wurde. Der Coup spielte sich vergangene Woche in der Nacht auf Donnerstag ab. "Da müssen Profis am Werk gewesen sein", meint Matthias Garske. Vom Hof seines Handels für gebrauchte Nutzfahrzeuge und -maschinen in Ahlerstedt wurde mit Hilfe des Staplers gezielt ein spezielles Gerät entwendet, mit dem nur wenige etwas anfangen können: ein sogenannter Backenbrecher.
Zum Einsatz kommt dieses steinbrechende Ungetüm bei Abbrucharbeiten. Der Backenbrecher wird bei Baggern anstelle der Schaufel montiert, um in einem Arbeitsgang den Mauerschutt abzuräumen und diesen zu zerkleinern. "Das Teil kann nur jemand gebrauchen, der Häuser abreißen will", sagt Garske. Er ist überzeugt davon, dass es sich um einen Auftragsdiebstahl handelt und die Ganoven vorher alles gründlich "ausbaldowert" haben.
Ohne genaue Ortskenntnis wäre der Klau des rund 1,8 Tonnen schweren Geräts kaum möglich gewesen, so Garske: "Außerdem wurden die Bewegungsmelder gezielt außer Gefecht gesetzt." Einen Einbruch in das Büro wagten die ungebetenen nächtlichen Besucher offenbar gar nicht erst. Sie erkannten wohl, dass das Gebäude durch eine Alarmanlage perfekt gesichert ist.
Um den Eisenklotz wegzuschaffen, bedienten sich die dreisten Diebe des Geländestaplers mit Allradantrieb, den Garske seit ein paar Wochen auf seinem Hof stehen hat. "Es ist gar nicht so einfach, dieses eigenwillige Gefährt anzuschmeißen und ohne Einweisung zu bedienen", erklärt der Händler. Er vermutet, dass die Spitzbuben sich in den Tagen zuvor als Kunden ausgegeben haben, um sich die Funktionsweise des Staplers erklären zu lassen. "Bei uns brennt oft die Hütte, da schaue ich mir natürlich nicht jeden Einzelnen genau an", sagt Garske. Seine Kundschaft komme aus halb Europa. Viele Interessenten würden auch aus osteuropäischen Ländern anreisen.
Daher liegt Garske mit seiner Vermutung, dass sich der geklaute Backenbrecher längst jenseits der Oder befindet und womöglich schon auf einer Baustelle irgendwo zwischen Legnica und Lublin eingesetzt wird, vielleicht gar nicht so verkehrt. Denn in Deutschland lässt sich das Gebraucht-Gerät, das immerhin noch einen Wert von mehr als 20.000 Euro hat, laut Garske nur schwer verkaufen. Es kann nämlich über eine Seriennummer identifiziert werden.
Der Beklaute will den Backenbrecher nun in einschlägigen Verkaufsportalen für Baumaschinen als gestohlen registrieren lassen. "Da schaut auch immer öfter die polnische Polizei rein", sagt Garske.
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