Ausgleich für die Ausgleichsfläche? In Harsefeld soll ein Wäldchen gerodet werden
Ein KOMMENTAR von Jörg Dammann:
Zwei Krähen sitzen in den obersten Zweigen einer majestätischen Eiche und warnen mit lautem Geschrei vor dem Eindringling, aus der Ferne ist das unnachahmliche "Ki-witt" eines Kiebitz zu hören und unten im Dickicht nimmt ein Hase mit großen Sprüngen reißaus: Ich nutze den Samstagnachmittag für eine kleine Exkursion in ein Fleckchen Natur, dass Idylle pur bietet. Ziel ist ein rund ein Hektar großes Wäldchen, das womöglich bald der Baggerschaufel zum Opfer fällt.
Der kleine Laubwald liegt genau auf der Fläche, in der der Flecken Harsefeld das nächste Neubaugebiet plant. Jetzt habe ich den kleinen Wald selbst in Augenschein genommen und frage mich: Muss an dieser Stelle wirklich jeder Quadratmeter in Bauland umgewandelt werden oder gibt es nicht andere Alternativen?
Was in diesem Fall besonders merkwürdig erscheint: Der kleine Laubwald, an dessen Rand sich fünf mächtige Eichen erheben, ist selbst vor vielen Jahren aus Ausgleichsmaßnahme für ein anderes Bauvorhaben angelegt worden. Jetzt sollen die Bäume, die bereits eine stattliche Höhe erreicht haben, dem Bau von rund acht bis zehn Häusern weichen - und auch das kleine Biotop am nordöstlichen Rand des Wäldchens wird verschwinden. Eine Nachfrage beim Landkreis ergab: Es ist im Prinzip zulässig, Ausgleichsflächen zu bebauen, wenn an anderer Stelle Ersatz geschaffen wird.
Doch ich finde eine solche Regelung recht verwunderlich: Es besteht schließlich keine Not, das Wäldchen zu roden. Angesichts von mehr als 300 hundert Ein- und Mehrfamilienhäusern, die in den vergangenen Jahren hier am Südrand von Harsefeld entstanden sind, kommt es auf eine Handvoll Häuser mehr oder weniger sicher nicht an.
Außerdem wirbt Harsefeld bei Neubürgern mit dem Argument, hier naturnah wohnen zu können. Naturnah würde für mich in diesem Fall bedeuten: Lasst die schönen Eichen und den kleinen Laubwald stehen und baut die Häuser bitte drumherum.
Jörg Dammann
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