Dieser Brocken gibt Rätsel auf: Der Rillenstein von Hollenbeck
jd. Hollenbeck. Ein ungewöhnliches Objekt ziert seit kurzem den Hollenbecker Dorfplatz. Dort stellte der örtliche Heimatverein "Rund ums Dörp" einen Stein auf, um den sich merkwürdige Begebenheiten und einige Geheimnisse ranken: Der sogenannte "Hollenbecker Rillenstein" ist ein Granitblock, der Millionen von Jahren auf dem Buckel hat und einst mit den Gletschern aus Skandinavien nach Norddeutschland kam. Hier bearbeiteten ihn Menschen in grauer Vorzeit - vermutlich zu kultischen Zwecken. Vor 100 Jahren schließlich diente er als Gedenkstein und dann landete er als Ausstellungsstück im Museum.
Einer, der sich mit der Geschichte des Rillensteins genau auskennt, ist Oliver Barth. Der Schmied und Kunsthandwerker aus Hollenbeck hat den Koloss mehrere Wochen in seiner Werkstatt gehabt. Seine Aufgabe war es, für den Stein einen Sockel zu schaffen, damit dieser als Blickfang in der Dorfmitte platziert werden konnte. Am kommenden Samstag, 12. September, um 14 Uhr soll das Prachtstück offiziell eingeweiht werden. Als Material verwendete Barth anderthalb Zentimeter dicken Cortenstahl. Dieser besonders haltbare Spezialstahl bildet eine Schicht aus "Edelrost". Darunter bliebt das Metall vor weiter Korrosion geschützt.
"Der Stein ist so eingefasst, als würde er von unten durch den Stahl-Sockel hindurchstoßen", sagt Barth. Damit solle versinnbildlich werden, dass der Granit-Klotz einst das Erdreich durchbrochen habe, um ans Tageslicht zu gelangen.
Irgendwann zwischen Jungsteinzeit und früher Bronzezeit ist der Stein wohl erstmals von Menschenhand bearbeitet worden: Rundherum wurde eine tiefe Rille geschaffen. Hinsichtlich der Bedeutung solcher Rillensteine tappen die Archäologen im Dunkeln. Es wird vermutet, dass sie im Rahmen eines Fruchtbarkeits-Ritus Verwendung fanden. Etliche Forscher halten diese Steine für Phallus-Symbole.
Diese Deutung hielt auch Willi Wegewitz, gebürtiger Hollenbecker, Nestor der Archäologie in Norddeutschland, langjähriger Leiter des Helms-Museums sowie Gründer des Kiekeberg-Museums, für die naheliegendste. Das Kurios an der Geschichte: Wegewitz' Vater, der einst als Förster in Hollenbeck arbeitete, hatte den Stein eine Zeitlang im Garten stehen. Damals wurde noch angenommen, dass der Granitblock zuvor einem Schmied als Schleifstein gedient hatte. Wenig später gelangte der Stein in den Neukloster Forst, wo er - versehen mit einer Inschrift - als Gedenkstätte für einen verstorbenen Förster diente.
Jahrzehnte später stieß Wegewitz erneut auf den Stein. Als dann das Stader Schwedenspeicher-Muesem mit Exponaten betstückt werden sollte, bot Wegewitz den Stein an. So kam der schwere Brocken an die Schwinge.
Der letzte Teil der Odyssee ist schnell erzählt: Im Schwedenspeicher wurde ausgemistet und für den Stein bestand kein Bedarf mehr. "Ursprünglich wollten wir Hollenbecker eine Kopie aus Metall fertigen", berichtet Barth. Plötzlich habe es dann geheißen, dass das Original zur Verfügung stehe: "Das war natürlich viel spannender, mit dem echten Stein zu arbeiten."
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