Ein Bild der Verwüstung: Windhose wütet auf Zeltgelände der Harsefelder Pfadfinder
jd. Harsefeld. Die Mitglieder des Harsefelder Pfadfinderstammes "Horse" verbringen die Gruppenstunden oft draußen auf ihrem Zeltgelände "Buchenkamp". Dass sie am vergangenen Mittwoch nicht das kleine Waldstück am Ortsrand aufsuchten, sondern stattdessen ihrem Heim blieben, erwies sich als kluge Entscheidung: Das Unwetter, das an jenem Nachmittag über den südlichen Kreis Stade hinwegfegte (das WOCHENBLATT berichtete: Unwetter tobte im Südkreis Stade), wütete besonders heftig in der Samtgemeinde Harsefeld. Am schlimmsten traf es das Pfadi-Wäldchen. Binnen weniger Minuten krachten Dutzende von Bäumen um. "Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn sich dort Gruppen aufgehalten hätten", sagt Stammesführer Torben Dankers.
Die kleinsten Pfadis, die sogenannten Wölflinge, wollten gerade zum Waldgrundstück aufbrechen, als der Sturm aufzog. Regen schreckt die kleinen Abenteurer schließlich nicht ab. Doch ein Blick nach oben ließ die Gruppenleiter Böses ahnen: In kürzester Zeit verdüsterte sich der Himmel, heftiger Wind kam auf. Die jungen Pfadis wurden zurück ins Heim geschickt. Hätten sie ihren Weg zum Buchenkamp fortgesetzt, wären sie genau in dem Moment dort eingetroffen, als eine Windhose eine Schneise der Verwüstung schlug.
Am nächsten Tag bietet sich den Pfadis ein Bild des Horrors: Etwa zwei Drittel des Baumbestandes ist dem Sturm zum Opfer gefallen. Die entfesselten Naturgewalten haben viele der mehr als 20 Meter hohen Fichten, Lärchen und Buchen entwurzelt. Stattliche Stämme sind umgeknickt wie dünne Strohhalme. Zahlreiche Fichten hängen noch am "seidenen Faden" in bedrohlicher Schieflage, nur gehalten von ein paar Wurzeln. "Hier muss jetzt ein totaler Kahlschlag erfolgen", erklärt Dankers.
Der Stammesführer hat bereits mit einem Forstexperten Kontakt aufgenommen, der sich um die Rodung des gesamtes Geländes kümmern soll. Bis auf wenige Buchen wird nichts stehen bleiben. Zum Einsatz wird ein sogenannter Harvester kommen, ein spezielles Forstfahrzeug, das in einem Arbeitsgang Bäume fällt, entrindet und zerkleinert. Anschließend wird eine Fräse die Stubben zerschreddern. Dankers rechnet mit Kosten von bis zu 8.000 Euro.
Ein Teil des Geldes kommt über die Vermarktung des Holzes wieder rein. "Allerdings werden werden wir wohl auf einem hübschen Sümmchen sitzen bleiben", fürchtet der Pfadfinder-Chef. Der Stamm "Horse" hat bereits über Facebook eine Spenden-Aktion gestartet. Zu den schweren Maschinen gibt es keine Alternative: Ohne deren Einsatz würde es nicht nur Monate dauern, bis das Gelände geräumt ist. Die Pfadis dürften die Forstarbeiten allein aus Sicherheitsgründen nicht selbst erledigen. Sie waren am Wochenende lediglich vor Ort, um einen angrenzenden Wirtschaftsweg von Zweigen und Geäst zu befreien.
Was für die Pfadfinder besonders frustrierend ist: Sie hatten das damals verwilderte Gelände erst vor wenigen Monaten übernommen und mühsam hergerichtet, damit es als Zeltplatz genutzt werden kann. Jetzt muss der Stamm wieder ganz von vorn beginnen. Doch Dankers gewinnt diesem Neuanfang auch einen positiven Aspekt ab: "Wir haben jetzt die große Chance, das Gelände nach unseren Vorstellungen zu gestalten."
• Völlig zerstört wurde auch der auf dem Gelände befindliche Kanu-Anhänger mitsamt den Booten. Zwei umgestürzte Bäume drückten das Gefährt platt.
• Die Pfadis sammeln auf einem Spendenkonto Geld für die Beseitigung der Unwetterschäden: IBAN: DE33241511160000730242; Stichwort: "Sturmschaden"
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