Erster Besuch aus dem Westen: Harsefelder Jugendliche bereisten die Ukraine

Ein Smartphone besitzt fast jeder ukrainische Jugendliche. Hier posiert Pfadfinder This (3.v.r.) mit vier Mädchen für ein Selfie | Foto: Niklas Krüger
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jd. Harsefeld. Ihr Besuch galt mancherorts als kleine Sensation: Zwölf Pfadfinder aus Harsefeld bereisten in den Osterferien die Ukraine. Dabei kamen sie auch in Dörfer, in die noch nie ein Tourist aus westlichen Ländern einen Fuß gesetzt hat. Auf dem Reiseprogramm stand unter anderem die Besichtigung von Schulen. Gerade dort wurde den jungen Leuten ein besonders herzlicher Empfang bereitet: Die ukrainischen Schüler löcherten die Besucher aus Deutschland mit Fragen. Sie wollten alles über das Leben im Westen erfahren. Allerdings gab es Probleme mit der Verständigung: Bislang wurde fast ausschließlich Russisch als Fremdsprache gelehrt. Erst seit dem "Euro-Maidan", den Bürgerprotesten ab November 2013, nahm der Englisch-Unterricht zu.

Die zwölf Pfadis bereisten die ehemalige Sowjet-Republik im Rahmen eines Umwelt-Projektes. Sie pflanzten Hunderte von Bäumen, diskutierten über Atomkraft und griffen immer wieder das Thema Müll auf. "Während hierzulande ein Geschäft nach dem anderen Plastiktüten abschafft, herrscht in der Ukraine in dieser Hinsicht keinerlei Problembewusstsein", berichtet Fahrtenleiter Niklas Krüger. Jede gekaufte Ware werde doppelt und dreifach in Plastik verpackt.

Immer wieder nahmen die Harsefelder staunend zur Kenntnis, dass selbst bei den Pflanzaktionen Abfall achtlos weggeworfen wurde. Ebenso wunderten sich die jungen Deutschen über das unbedarfte Verhältnis der Ukrainer zur Kernenergie: Bei einem Besuch eines AKW seien jegliche negativen Aspekte ausgeblendet worden, so Krüger: "Im Kontrollraum wurden uns von Kindern gemalte Bilder präsentiert, die die Atomkraft geradezu verherrlichen."

Aus Sicht der Harsefelder Pfadfinder hat die Ukraine - zumindest die Provinz - eher den Status eines Schwellenlandes, was die Infrastruktur betrifft : Selbst die großen Überlandstraßen befinden sich in einem miserablen Zustand. Streckenweise wird das Feld neben der Straße als Fahrbahn genutzt, weil die Asphaltpiste mit metertiefen Schlaglöchern übersät ist. In den Dörfern übernachteten die Jugendlichen bei Gastfamilien. Die dortigen Lebensverhältnisse sind meist weit von westlichen Standards entfernt: In manchen Häusern gibt es weder eine Dusche noch ein WC. Nicht selten war die Wasserversorgung rationiert.

In einem merkwürdigen Kontrast dazu stehen die wenigen Errungenschaften der Moderne, die in den vergangenen Jahren aus dem Boden gestampft wurden - wie etwa jenes Einkaufszentrum unweit der südukrainischen Stadt Khersones: Dort steht ein gigantischer Konsumtempel: Auf mehreren Tausend Quadratmetern befinden sich westliche Boutiquen, Modeläden, Feinkostgeschäfte und jede Menge Freizeiteinrichtungen von der Eisbahn bis zum Jumppark.

Die Pfadfinder haben sich vorgenommen, bei nächster Gelegenheit wieder in die Ukraine zu fahren: Allein die freundlichen Menschen mit ihrer herzlichen Art seien eine Reise wert.

Ein Smartphone besitzt fast jeder ukrainische Jugendliche. Hier posiert Pfadfinder This (3.v.r.) mit vier Mädchen für ein Selfie | Foto: Niklas Krüger
Während der Umwelt-Aktionen kommen Johanna und Jonas (1.u.2.v.li.) mit Schülern ins Gespräch
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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