WOCHENBLATT-Leserin kämpfte mit Tücken der Technik beim Carsharing
Flotter Flitzer mit Startproblemen

Mit dem Harsefelder "Flecken-Flitzer" lief es bei einer Nutzerin nicht rund Foto: jab
  • Mit dem Harsefelder "Flecken-Flitzer" lief es bei einer Nutzerin nicht rund Foto: jab
  • hochgeladen von Jörg Dammann

jd. Harsefeld. Strom tanken und davonbrausen: Seit rund anderthalb Monaten stehen in Harsefeld die beiden "Flecken-Flitzer" bereit. Die zwei umweltfreundlichen E-Autos kann jeder per Carsharing ausleihen - für nur 5,99 Euro die Stunde. Doch mit dem Losflitzen klappt es offenbar nicht immer, wie der Fall von WOCHENBLATT-Leserin Martina F.* zeigt. Sie bekam den flotten Smart zunächst nicht vom Ladekabel abgeklemmt und musste am Ende sogar einen Servicetechniker bemühen, um das Auto wieder ordnungsgemäß abstellen zu können. Für eine böse Überraschung sorgte später auch noch die Rechnung: Martina F. sollte für eine Nutzungsdauer von einer Stunde und 25 Minuten 33,99 Euro zahlen.
"Vielleicht habe ich mich ein wenig dumm angestellt", sagt Martina F. Doch die Ausleihprozedur sei sehr verwirrend. Um das Auto in Gang zu bringen und anschließend wieder an der Ladesäule zu parken, sei der Einsatz von jeweils zwei Karten und Chips und natürlich einem Zündschlüssel erforderlich. Diese fünf Gegenstände müsse man drücken, irgendwo vorhalten oder in einen Schlitz schieben. "Das ist viel zu kompliziert", befindet unsere Leserin. Das Carsharing mit den beiden kleinen Elektroflitzern halte sie an sich für eine gute Sache, doch die Handhabung sei abschreckend.

Martina F. hatte sich den Wagen nur für eine Probefahrt ausgeliehen. Daher war es für sie auch nicht so schlimm, dass der Akku schon beim Start eine Ladekapazität von lediglich 45 Prozent aufwies. Wenn aber jemand eine längere Tour vorhat, wäre diese drastische Einschränkung des Aktionsradius schon ärgerlich gewesen. Nach den Startschwierigkeiten durfte sie sich am Schluss erneut mit den Tücken der Technik herumschlagen: Da anscheinend die sogenannte Ladekarte fehlte - sie sollte im Kofferraum liegen -, ließ sich das Auto weder verriegeln noch an die Ladesäule anschließen. Nur dann wird aber die Rückgabe vom System registriert.

So blieb Martina F. nur der Anruf bei der Hotline der Firma E-WALD, die das Harsefelder Carsharing-Projekt technisch und verwaltungsmäßig betreut. Ein Techniker verriegelte den Wagen schließlich per Fernwartung. Dass sie dafür schließlich 25 Euro zusätzlich zahlen sollte - neben einer Gebühr für die unverschuldete Zeitüberschreitung-, war für Martina F. ein weiteres Ärgernis. Ihr Fazit: "Insgesamt eine gute Idee. Aber die Ausführung lässt noch sehr zu wünschen übrig."

Den Einsatz des Technikers will E-WALD nicht mehr berechnen, da Martina F. offensichtlich kein Verschulden traf. Die Ladekarte sei vermutlich von einem Vornutzer falsch platziert worden, teilte E-WALD-Sprecher Michael Achatz auf WOCHENBLATT-Anfrage mit.

Laut Achatz ist der Einsatz der verschiedenen Chips und Karten aus technischen Gründen erforderlich. Der eine Chip löse den Sperrmechanismus aus, der andere diene für die Aufladung an den eigenen Ladesäulen von E-WALD. In Harsefeld stehen aber nur "Stromtankstellen" von EWE zur Verfügung, so dass dafür die Ladekarte benötigt werde.

Sei die Ladekapazität zu gering, könne die Buchung kostenlos storniert werden, so Achatz. Bei 45 Prozent liege die Reichweite aber noch bei 50 bis 75 Kilometern. "Mit einer kompletten Aufladung können 100 bis 150 Kilometer gefahren werden." Nach Angaben von E-WALD wurden die beiden Flecken-Flitzer bis Ende September 123 Stunden genutzt, wobei 647 Kilometer zurückgelegt wurden.

Bisher habe es - abgesehen von Martina F.s Problemen - keine großen Anlaufschwierigkeiten gegeben, so Achatz. Man werde jetzt gerade in Hinblick auf Neukunden die Bedienungsanleitungen "nachschärfen".

* Name der Red. bekannt

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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