Wasserdruck ist ein heikles Thema
Infoveranstaltung von Trinkwasserverband und Samtgemeinde in der Eissporthalle Harsefeld
jab. Harsefeld. Ein ganz heißes Thema ist die Wasserversorgung in der Samtgemeinde Harsefeld. Eine Informationsveranstaltung des Trinkwasserverbands und der Verwaltung sollte die Gemüter der Anwohner ein wenig kühlen. Das hierfür ausgerechnet die Eissporthalle als Veranstaltungsort gewählt wurde, war jedoch nicht dem heißen Thema, sondern dem Platzbedarf und den aktuellen Abstandsregeln geschuldet. Der Gesprächsbedarf war in der Tat groß: Rund 180 Bürger kamen, um sich vom Geschäftsführer des Trinkwasserverbands (TWV), Fred Carl, erklären zu lassen, welche Investitionen in das Trinkwassernetz in den kommenden zehn Jahren geplant sind. Im Anschluss hatten die Bürger die Möglichkeit, Fragen an Carl sowie an Samtgemeinde-Bürgermeister Rainer Schlichtmann zu stellen.
Im Gespräch mit den Bürgern gab Verbandschef Carl an, dass er erst seit 2018 von den Problemen im Neubaugebiet wisse. Hier gab es von Seiten der Zuhörer ein klares Veto: Schon vor mehr als zehn Jahren hätte es Probleme beim Wasserdruck im Zuständigkeitsbereich des TWV gegeben, so ein Anwohner. Damals wurde das Wasserwerk in Heinbockel gebaut, berichtete er. Das Problem müsste dem jetzigen Verbandschef also bekannt gewesen sein. Ein weiterer Bürger ergänzte, dass es zudem bereits 2015 eine Informationsveranstaltung zu dem Thema gegeben hätte.
Von wo kommt das Wasser nach Harsefeld? Und wird es nur über eine Leitung eingespeist? Das interessierte viele Bürger. Tagsüber komme das Wasser aus Heinbockel, nachts sei das Wasserwerk Dollern zuständig, erklärte Carl. Dabei fließe das Wasser aus Richtung Nottensdorf sowie aus dem Butendiek in einer Ringleitung.
Der Wasserdruck sei dabei prinzipiell ausreichend. Allerdings: Auf dem Weg ins Neubaugebiet gingen rund 3,6 Bar verloren, erläuterte Carl. Schließlich müsse das Wasser von zehn Metern über Normalnull im Butendiek, wo es mit 6,6 Bar eingespeist wird, auf 46 Metern im Baugebiet am Redder kommen. Für einen ausreichenden Wasserdruck in den höheren Etagen der anliegenden Häuser sei der Eigentümer verantwortlich. Abhilfe schaffen beispielsweise hauseigene Druckerhöhungspumpen.
Ein wesentlicher Grund für den niedrigen Druck, besonders an warmen Tagen, bleibt laut Carl die Gartenbewässerung. Dabei wies der Verbandschef die Kritik zurück, dass die Gartenbewässerung nötig sei, damit der Boden nicht austrockne, so weiter Wasser aufnehme und die Grundwasserspeicher auffülle. "Das Grundwasser wird nicht in Harsefeld neu gebildet", so Carl. Damit hätte die Gartenbewässerung nichts zu tun. Das Wasser der Wasserwerke käme zudem aus rund 60 Meter tiefen Brunnen.
Im Zuge der zahlreichen anstehenden Investitionen warf Carl eine Preiserhöhung für die Verbraucher in den Raum. Von rund 1 Euro pro Kubikmetern werden die Kosten wohl auf 1,30 bis 1,40 Euro pro Kubikmeter steigen. Private Brunnen könnten hier helfen. Anwohner allerdings bemängelten die Idee, denn nicht überall ließen sich Brunnen bohren bzw. Wasser finden.
Kritik übten die Anwohner auch daran, dass sie viel Geld beim Kauf ihrer Grundstücke ausgegeben hätten. Bei den hohen Kaufpreisen hätte man erwartet, dass die Infrastruktur in den Neubaugebieten angepasst wird. Daher forderten einige Besucher der Infoveranstaltung auch, dass neue Wohngebiete erst freigegeben werden, nachdem die vorhandenen Probleme beseitigt wurden. Verwaltungschef Rainer Schlichtmann machte hier jedoch keine Zusage. Denn nicht er als Gemeindedirektor, sondern die Ratsmitglieder hätten darüber zu entscheiden. Schlichtmann gab jedoch zu, dass Bebauungspläne für das Baugebiet am Brakenweg aus den genannten Gründen bereits zurückgestellt wurden.
Der TWV bot Anwohnern an, in ihren Haushalten direkt Druckmesser einzubauen. Zudem sei man bereit, Fragen auch auf dem kurzen Dienstweg zu beantworten. Außerdem gab Fred Carl das Versprechen ab, in einem Jahr erneut eine Infoveranstaltung abzuhalten, um über den Sachstand zu berichten. Am Ende bedankte sich Schlichtmann für die Kritik sowie die kontroverse Diskussion. "Nur so kommen wir weiter."
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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