Landkreis Stade
Junge Flüchtlinge ziehen nach Harsefeld: Betreuungsfirma B+S mietet Mehrfamilienhaus an
jd. Harsefeld. Der Flecken Harsefeld wird demnächst die neue Heimat für eine Gruppe junger Flüchtlinge sein. Eine größere Anzahl jugendlicher Asylbewerber soll in eines der beiden Mehrfamilienhäuser ziehen, die das Bauunternehmen Viebrock in Kürze am Paschberg (gegenüber dem REWE-Markt) fertiggestellt haben wird. Das gesamte Gebäude wird von der Betreuungsfirma B+S Soziale Dienste angemietet, die sich im Landkreis Stade um die sogenannten unbegleiteten minderjährigen Ausländer (UMA) kümmert. Die jungen Leute stammen aus der UMA-Unterkunft in der Turnhalle der Stader Fröbelschule. Das provisorische Quartier in Stade, in der derzeit noch 26 UMA leben, muss bis spätestens 31. Mai geräumt sein. Dann läuft die Betriebsgenehmigung durch das Landesjugendamt aus.
Viebrockhaus-Geschäftsführer Wolfgang Werner bestätigt auf Nachfrage, dass die Initiative zur Unterbringung der jungen Flüchtlinge in Harsefeld von Andreas Viebrock ausgegangen sei. Dieser habe auf einen Aufruf von Landrat Michael Roesberg reagiert, Wohnraum für die UMA bereitzustellen. Wie mehrfach berichtet, hatte sich B+S bereits in Kutenholz und in Dornbusch vergeblich darum bemüht, entsprechende Einrichtungen zu schaffen. Derzeit plant B+S in Düdenbüttel ein weiteres Wohnprojekt für in Obhut genommene deutsche Jugendliche (siehe nebenstehenden Artikel).
Nach Auskunft von Werner soll die Übergabe des Gebäudes in Harsefeld in den kommenden Tagen erfolgen: "Ende Dezember sind bereits die Möbel eingeräumt worden." Ein fester Einzugstermin sei ihm aber nicht bekannt. Den genauen Zeitpunkt, wann die jungen Flüchtlinge nach Harsefeld kommen, konnte auch Sebastian Beck, einer der vier B+S-Geschäftsführer, noch nicht nennen: "Erst wenn alles fertig ist, kann die Abnahme durch das Landesjugendamt erfolgen."
In der Wohneinrichtung werden die jungen Leute rund um die Uhr betreut. Neben den Einzelzimmern für die Bewohner und Aufenthaltsräumen gibt es auch Übernachtungsmöglichkeiten für das Personal. "Knapp 20 Mitarbeiter werden im Schichtsystem vor Ort sein", sagt Beck. Zum B+S-Mitarbeiterstab in Harsefeld zählen u.a. Erzieher, Sozialpädagogen und Psychologen.
Laut Beck ist das Haus auf 27 Personen ausgelegt. Die jungen Leute würden die Wohn-Einrichtung in der Regel mit Erreichen der Volljährigkeit verlassen. In Ausnahmefällen sei auch eine Unterbringung bis Ende 20 möglich. Beck legt Wert auf die Feststellung, dass es sich von Anfang an nicht um eine reine UMA-Unterkunft handeln wird: "Hier entsteht eine normale Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe." B+S betreut in Harsefeld auch Jugendliche, die von den Jugendämtern aus den verschiedensten Gründen aus ihren Familien genommen werden. In dem Bereich der Jugendhilfe ist das privat geführte Unternehmen schon länger - vor allem in Hamburg - tätig.
Kritik aus dem Harsefelder Rathaus
Keine Kritik am Projekt selbst, dafür aber an der Vorgehensweise von B+S übt Harsefelds Rathauschef Rainer Schlichtmann: "Wir sind von B+S nicht informiert worden." Er habe über andere Kanäle von dem Vorhaben erfahren, so Schlichtmann: "Bis heute hat B+S nicht mit uns das Gespräch gesucht."
Dabei wäre mehr Aufklärung wichtig gewesen, so Schlichtmann: In Harsefeld gebe es wie zuvor andernorts "eine gewisse Grundskepsis" gegenüber einer UMA-Unterkunft. Sowohl in der Politik als auch bei Bürgern habe er kritische Töne wahrgenommen. Die Verwaltung habe aber ohnehin keine Handhabe: "Es gibt einen gültigen Bebauungsplan."
Schlichtmann hat sich bereits an den Landkreis gewandt. Es müsse die Frage geklärt werden, wie die Integration der jungen Flüchtlinge nach deren Auszug aus der UMA-Unterkunft erfolgen solle, so der Rathauschef: "Dann kommt auf die Gemeinde und unsere ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuer womöglich eine weitere Aufgabe zu."
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