Kälteschock: Sudanesische Flüchtlinge mögen keinen Schnee
jd. Harsefeld. In den vergangenen Tagen herrschte das große Bibbern. An Minusgrade im zweistelligen Bereich sind wir Norddeutsche schließlich kaum noch gewöhnt. Doch es gibt auch einige Menschen, für die diese frostigen Temperaturen einen regelrechten Kälteschock darstellen: Die beiden Sudanesen Uday und Ahmed hat das Fröstel-Wetter eiskalt erwischt. Aus ihrer Heimat, der Krisenregion Darfour, kennen die zwei Flüchtlinge keinen Frost. Dort beginnen gerade die wärmsten Wochen des Jahres. In Darfour klettert das Thermometer derzeit auf 40 Grad im Schatten. Auch nachts ist es mit 25 Grad kaum kühler.
Uday und Ahmed sind froh, hier in Deutschland in Sicherheit leben zu dürfen. Sie setzen alles daran, sich zu integrieren, und haben bereits gute Deutschkenntnisse erworben. Doch in einer Hinsicht haben sie sich im wahrsten Sinne des Wortes noch nicht "akklimatisiert": "Es dürfte hier etwas wärmer sein", sagt Uday. Das deutsche Kühlschrank-Klima sei doch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Das winterliche Schmuddelwetter der vergangenen Wochen haben die Sudanesen noch halbwegs ertragen. "Doch Schnee und Frost gehen gar nicht", sind sich Uday und Ahmed mit ihren Mitbewohnern aus der Harsefelder Flüchtlingsunterkunft einig.
Der weißen Pracht können die Männer aus dem sonnigen Süden rein gar nichts abgewinnen: "Mir läuft es eiskalt über den Rücken, wenn ich Schnee nur sehe", sagt Uday. Seine erste Bekanntschaft mit den Flocken machte er vor drei Jahren, als er auf der Flucht vor den bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Darfour nach Europa kam: "Ich habe gestaunt, was da vom Himmel rieselt." Bei ihm zu Hause gebe es keinen Winter - und weder Frühling noch Herbst: "Wir haben keine Jahreszeiten wie in Europa, sondern eigentlich nur Sommer."
In der südlich der Sahara liegenden Region im Westen des Sudans ist es im März und April am wärmsten und im Juli und August am kältesten - wenn man überhaupt den Begriff kalt verwenden darf: Selbst dann liegt die durchschnittliche Temperatur bei mindestens 20 Grad. Das war für Ahmed dann typisches "Mützenwetter": "Mir wird schnell kalt und ich habe mir dann ein Tuch, das Bestandteil unserer Landestracht ist, um den Kopf gewickelt."
Ein Tuch reicht Ahmed angesichts der bitteren Kälte hierzulande allerdings nicht: Trotz Fellkapuze sei ihm kalt am Kopf. "Wenn ich draußen bin, habe ich immer Angst, dass meine Ohren erfrieren. Ich habe dann das Gefühl, sie brechen ab." Ahmed, Uday und auch die anderen Flüchtlinge aus dem Sudan hoffen, dass das Thermometer endlich nach oben klettert. Dann dürfe es auch gerne regnen, meint Uday: "Regen ist immer noch besser als Schnee."
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