Tüftler aus Harsefeld baut Schlafanhänger
Kompaktes Nachtquartier: Auf Radtour mit dem Mini-Wohnwagen
Seit Corona boomen Reisen mit dem Wohnmobil oder dem Wohnwagen. Wer zudem noch nachhaltig sein will, setzt auf die Öko-Variante des Caravans: den Fahrrad-Camper. Das womöglich kleinste Modell dieses mobilen Nachtquartiers hat jetzt ein pensionierter Ingenieur aus Harsefeld konstruiert. Jörg Reitmann baute sich nach eigenen Skizzen einen Wohnanhänger für den Drahtesel im Mini-Format.
Das kleine Gefährt hat mit einer Breite von 80 Zentimetern sowie einer Höhe und Länge von jeweils rund 1,20 Metern (ohne Deichsel) höchst bescheidene Ausmaße. Dass es tatsächlich einem ausgewachsenen Menschen als Schlafplatz dienen soll, lässt sich auf den ersten Blick nicht vermuten. Doch was im zusammengeklappten Zustand eher wie eine Transportbox auf zwei Rädern aussieht, entpuppt sich nach dem Ausklappen der Seitenteile als ein recht komfortables Nachtlager - zumindest für diejenigen, bei denen ein Zelt als Referenzobjekt in Sachen Reisekomfort dient.
Bei der Vorführung im heimischen Carport verwandelt der Hobby-Tüftler, der in seinem Berufsleben als Führungskraft bei Airbus rund ein Dutzend Patente angemeldet hat, die graue Box mit ein paar Handgriffen in sein nächtliches Domizil. Schnell ist die Matratze ausgebreitet, die Bettwäsche ausgeschüttelt - und schon kann man sich zur Ruhe betten. "Diesen kleinen Luxus mit der Bettwäsche gönne ich mir", erklärt der 69-Jährige. "Schlafsack und Isomatte müssen in meinem Alter nicht mehr sein."
Drinnen erweist sich der Anhänger als Raumwunder: Unter der Matratze befindet sich noch Stauraum - und selbst wenn sich Reitmann zur Nachtruhe ausbreitet, stehen zu beiden Seiten noch Ablageflächen zur Verfügung. Der schmale Einstieg auf der Rückseite ist hoch genug, um beim Frühstück oder Abendbrot als Sitzplatz zu dienen. "Dank der Leichtbauweise wiegt der Anhänger leer lediglich 30 Kilogramm", berichtet Reitmann. "Ich hatte folgende Herausforderung an mich beim Bau des Anhängers: Ich muss darin bequem sitzen und liegen können, ich muss ihn leicht auseinander- und wieder zusammenklappen können und er sollte deutlich unter zwei Meter lang sein."
Dabei halten sich die Kosten in Grenzen: "Vieles an Material habe ich ohnehin in meiner Werkstatt - wie etwa die Stahlbleche, die die Rahmen für die gesamte Konstruktion bilden." Der Rest stammt überwiegend aus dem Baumarkt, darunter die Hohlkammerplatten für das Gehäuse. Ansonsten schlägt überall Reitmanns Erfindergeist durch: Das meiste hat er sich nach seinen Vorstellungen zusammengeschraubt, -geschweißt oder -gedengelt. Da werden schon mal die unteren Enden von Walking-Stöcken zu Standfüßen umfunktioniert, damit der Anhänger nachts Halt hat. Und mittels der Solarpaneele auf dem Dach lädt er unterwegs sein Handy auf.
Dass Reitmann sein Vorhaben relativ zügig umsetzen konnte, verdankt er auch seiner Erfahrung mit "rollenden Kisten": Für die Harsefelder Seifenkistenrennen hat der Ingenieur im Ruhestand immer wieder Modelle gebaut, mit denen es die Fahrer aufs Siegertreppchen schafften. Zwei größere Probefahrten mit seinem Anhänger hat er auch schon absolviert - eine an die Nordsee, die andere durch die Heide nach Braunschweig. Auf den Campingplätzen sorgte er für erstaunte Blicke. Bei einer Testfahrt erlitt er Achsbruch. Dabei zeigte sich aber ein weiterer Vorteil der Klapp-Bauweise: Der gesamte Anhänger ließ sich in Windeseile auseinandernehmen, um ihn im Kombi zu verstauen.
Reitmanns Traum ist es, dass sein Schlafanhänger irgendwann mal in Serie geht. Modell "Sharky" würde er ihn dann nennen. Bis es so weit ist, wird weiter am Prototyp gefeilt - ganz nach dem alten Ingenieurs-Motto: "Versuch macht klug."
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