Pflicht für Radler: Fahrbahn statt Fußweg
jd. Harsefeld. Info-Flyer und Öffentlichkeitsarbeit: Harsefeld will Umdenken bei Drahtesel-Lenkern erreichen "Die Radfahrer machen nicht, was sie sollen" - Diese Erkenntnis dürfte auch in Harsefeld nicht neu sein. Nun haben es Verwaltung und Politik aber schwarz auf weiß. Ein Planungsbüro war beauftragt, die Verkehrssituation im Ortskern unter die Lupe zu nehmen. Vor allem die Marktstraße, in der viele Radler lieber den Fußweg als die Fahrbahn nutzen, stand im Fokus. Erste Ergebnisse wurden jetzt im Bau- und Wegeausschuss vorgestellt. Die Erkenntnisse sollen in ein Verkehrskonzept einfließen, das die Gemeinde im Sommer auf den Weg bringen will.
Um einen Eindruck von der Situation für die Radfahrer in Harsefeld zu gewinnen, waren die Fachleute der Planungsgemeinschaft Verkehr (PGV) aus Hannover im Geestflecken unterwegs. Sie schauten sich besonders kritische Stellen an und sie befragten Passanten, wie häufig sie ihren Drahtesel nutzen.
Dabei kam heraus, dass sich Zweidrittel der Befragten täglich aufs Rad schwingen. Als problematisch wird die Lage in der Marktstraße gesehen: Immerhin jeder dritte Radler findet, das sich die Verkehrssituation nach der Schaffung einer Tempo-30-Zone verschlechtert hat. Ähnlich hoch ist die Zahl derjenigen, die meinen, es habe sich nichts geändert. Auch das Tempolimit hat nach Ansicht vieler Radler nicht den erwünschten Erfolg gebracht: Weit mehr als die Hälfte der Befragten meint, dass die Autofahrer genauso schnell wie früher durch die Marktstraße fahren.
Dort sind die Radler zwar verpflichtet, die Fahrbahn zu nutzen, doch die meisten ignorieren diese Vorschrift - die einen aus Unkenntnis über die Regeln der Straßenverkehrsordnung, die anderen, weil sie einfach Angst haben, auf der engen Straße, die täglich rund 10.000 Pkw passieren, unter die Räder zu geraten. Eine Hauptaufgabe der Planer wird es nun sein, die Drahtesel auf die Fahrbahn zu bekommen.
Nach deren Ansicht müssen für die Marktstraße drei Ziele abgesteckt werden: Erstens: Die Radfahrer haben konsequent auf der Straße zu fahren. Willkommener Nebeneffekt: Die Autofahrer werden ausgebremst, sodass viele womöglich entnervt auf die Umgehungsstraße ausweichen. Zweitens: Das Tempolimit muss rigoroser überwacht werden und gegebenenfalls sogar auf 20 km/h herabgesetzt werden. Drittens: Per Piktogramm auf der Fahrbahn soll den Radlern an sensiblen Stellen wie den Kreiseln angezeigt werden, wo sie zu fahren haben.
Die Planer machten aber auch deutlich, dass diese Maßnahmen wenig fruchten, wenn nicht ein Umdenken in den Köpfen der Radfahrer beginnt. Anregungen sollen per Info-Flyer, Öffentlichkeits-Kampagne und besonderen Aktionen wie einem autofreien Sonntag erfolgen.
Bevor all diese Überlegungen spruchreif sind, wird es noch einige Zeit dauern. Zunächst wird ein Workshop veranstaltet, zu dem Vertreter von Behörden, Vereinen und Interessenverbänden eingeladen sind. Am Ende sollen die Harsefelder Radfahrer dann machen, was Experten, Behörden und Politiker für gut und richtig befinden.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.