Stolze Recken, holde Maiden: Schwertgeklirre auf dem Beekhoff
jd. Beckdorf. Gelebte Tradition und eine Zeitreise ins Hohe Mittelalter: Das konnten die knapp 4.000 Besucher auf dem Beckdorfer Beekhoff am vergangenen Wochenende erleben. Die Beckdorfer Kranzbinder feierten ihr Erntefest. Außerdem wurde die historischen Hofanlage in ein kleines Heerlager verwandelt. Rund 200 stolze Ritter, holde Maiden und tapfere Knappen schlugen für zwei Tage ihre Zelte auf. Denn zeitgleich mit dem Erntefest wurde das Blidenfest ausgerichtet.
"Mist, wieder daneben" - Blidenmeister "Sire Guldan", mit bürgerlichem Namen Patrick Busch, ist nicht zufrieden. Der 40 Kilogramm schwere Steinbrocken, der stündlich von dem mittelalterlichen Katapult abgefeuert wurde, verfehlte erneut sein Ziel. Der Stein flog zu weit. "Nimm rund 100 Kilo aus dem Gegenwicht", so die Anweisung des Sires an seinen Gehilfen Siegbert von Klemp. Rund zweieinhalb Tonnen Steine lagern in dem als Gegenwicht bezeichneten Holzkasten, der die Wurfgeschosse so richtig auf Fahrt bringt. Bis zu fünf Tonnen passen hinein, dann würden die Geschosse bis zu 300 Meter weit fliegen. So sind es nur 150 Meter.
Die Mittelalter-Truppe rund um den Sire und seiner Lady Leila (Melanie Vollmert) versteht einiges von historischem Kriegshandwerk. Auch in der zivilen Handwerkskunst sind viele versiert. So können die Besucher handgeschmiedetes Werkzeug, selbstgedrechselte Tische und Truhen sowie kunstvoll gewobene Gewänder bestaunen. Bei den Freizeitrittern, die verschiedenen Rollenspiel-Gruppen aus ganz Norddeutschland angehören, ist alles weitgehend authentisch: Sie kochen am offenen Feuer und führen dem Publikum sogar vor, wie anno dazumal stilecht getafelt wurde.
Auch wenn sich beim Blidenfest, das an die Belagerung der Dannsee-Burg im Beckdorfer Moor im Jahr 1311 erinnern soll, alles um die Vergangenheit dreht: Die Besucher hatten sogar die Möglichkeit, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Unter die mittelalterlichen Marktbeschicker, Ritter und Kaufleute hat sich eine Wahrsagerin gemischt. In ihrem prächtig ausstaffierten Zelt legte "Dagenda Rabe" für ein paar Münzen die Karten. Die geheimsvolle Dame heißt im "normalen" Leben Christina Hacker und ist für das Fest eigens aus Berlin angereist. Sie und ihr Begleiter sind immer wieder angetan von dem besonderen Ambiente dieses Mittelalter-Spektakels.
Dieses historische Flair zieht auch Udo Onika von den "Schauschwertkämpfern Niederelbe" in seinen Bann. Er ist vor sechs Jahren der Gruppe beigetreten, die auch einen Ableger in Agathenburg hat. "Ich hatte ein Anfänger-Training mit dem Schwert gebucht und war sofort fasziniert", berichtet Onika: "Gleich am ersten Abend habe ich meiner Frau erklärt, dass ich alle anderen Hobbys an den Nagel hänge." Inzwischen ist der Kaufmann selbst Schwertkampf-Trainer und reist mit seinem Tross regelmäßig zu mittelalterlichen Schau-Veranstaltungen. Auf dem Beekhoff mimte er den frommen Mann: Er trat als Bremer Erzbischof auf.
Die Ritter aus Billstedt
Patrick Busch und Melanie Vollmert gehören zu einer Mittelalter-Gruppe aus Hamburg. Ihr Orden nennt sich "Notre Billstedt". eine Kontaktaufnahme ist ganz neuzeitlich über das Internet möglich: www.notre-billstedt.de. Beide sind Mitglied der Kranzbinder, organisieren unter dem Label "Ruf der Ritter" aber auch bundesweit Mittelalter-Feste.
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