"Unsere Tafel hat kein Minus": Harsefelder Tafel-Ausgabestelle ist stolz darauf, ohne öffentliche Zuschüsse zu arbeiten
jd. Harsefeld. "Bei unserer Tafel läuft es rund. Wir haben im Gegensatz zu den Stadern kein Defizit und haben es auch nie gehabt", sagen Christa Wittkowski-Stienen, ehrenamtliche Leiterin der Harsefelder Ausgabestelle der Stader Tafel, und ihr Mann Dieter Stienen, der ihr bei dieser Aufgabe tatkräftig zur Seite steht. Sie beziehen sich auf einen WOCHENBLATT-Bericht über finanzielle Schwierigkeiten bei der Stader Ausgabestelle ("Stader Tafel braucht Finanzspritze") und auf eine Diskussion in der Öffentlichkeit: "Wir möchten nicht, dass der falsche Eindruck entsteht, der Harsefelder Tafel-Ableger habe ein finanzielles Problem".
Um die vom Diakonieverband entfachte Debatte um eine möglich Bezuschussung durch die Kommunen gerade zu rücken, haben sich die Stienens an das WOCHENBLATT gewandt: "Wir in Harsefeld wollen nicht mit Steuergeldern bezuschusst werden. Wir sind stolz darauf, uns selbst zu finanzieren. Diese Klarstellung sind wir unseren rund 60 ehrenamtlichen Tafel-Mitarbeitern, die in fünf Jahren mehr als 55.000 freiwillige Stunden geleistet haben, schuldig." Der Lieferwagen mit Kühlaggregat, der zum Transport der Lebensmittel diene, sei gesponsert, die Räumlichkeiten für die Warenausgabe stelle die Kirchengemeinde entgeltfrei zur Verfügung und sämtliche laufenden Kosten wie Benzin oder Kfz-Versicherung ließen sich aus den jährlichen Einnahmen von rund 12.000 Euro bestreiten.
"Die Probleme in Stade betreffen uns nicht", erklärt Dieter Stienen: "Es ist auch immer genügend Ware vorrätig. Wir kooperieren mit allen Supermärkten und Discountern in der Samtgemeinde". Auch Hygiene-Schulungen seien keine großen Kostentreiber: Diese Seminare habe man in Harsefeld stets preisgünstig organisieren können. Auch gegen die in der Öffentlichkeit kursierende Behauptung, die Flüchtlinge würden große Kosten verursachen, verwahrt sich Dieter Stienen: "Der Tafel-Bundesverband stellt Gratis-Infoblätter in allen erdenklichen Sprechen bereit." Spezifische Hinweise habe man zudem mit den Flüchtlingsbetreuern vor Ort erarbeitet. Auch das sei kostenlos.
Harsefeld sei komplett "abgenabelt" von der Stader Tafel - finanziell und de facto auch organisatorisch, so die Stienens: "Wir verwalten uns selber, wir besorgen selber unsere Lebensmittel und wir laufen als eigene Haushaltsstelle. "Den Tafel-Koordinator des Diakonieverbandes habe ich erst ein einziges Mal zu Gesicht bekommen - auf unserem Tag der offenen Tür im Schlepptau der Verbands-Geschäftsführerin", ergänzt Ehefrau Christa: "In Harsefeld wissen wir Ehrenamtliche, was wir tun. Unsere Arbeit muss auch künftig kein Hauptamtlicher koordinieren."
Dank des Bürgermeisters
Voll des Lobes für die Harsefelder Tafel-Aktiven ist Samtgemeindebürgermeister Rainer Schlichtmann: "Aus Gesprächen mit den Mitarbeitern der Tafel hier vor Ort weiß ich: Sie sind stolz darauf, dass alles so reibungslos läuft - und vor allem: dass die Tafelarbeit in Harsefeld ohne Einsatz von Steuergeldern funktioniert." Er danke jedem Tafel-Mitarbeiter für den wichtigen Einsatz zugunsten bedürftiger Mitbürger.
Rund 100 Euro pro Ausgabetermin
Im vergangenen Jahr hatte die Harsefelder Zweigstelle der Stader Tafel nach Angaben der Stienens 101 mal geöffnet. Einzelpersonen entrichten einen Obolus von 1,50 Euro, Familien zahlen 3 Euro. Pro Ausgabetermin werden so mehr als 100 Euro eingenommen. Bei der Harsefelder Ausgabestelle sind mehr als 780 Personen aus fast 460 Haushalten registriert. Im Schnitt werden pro Ausgabetermin rund 300 Personen versorgt. Dass nicht eine eigenständige "Harsefelder Tafel" gegründet werden kann, hängt mit den Bestimmungen des Bundesverbandes der Tafeln zusammen.
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