Von Bausünden und gestauten Bächen: Die liebe Not mit dem Wasser
jd. Ahlerstedt. Ein Landwirt redet Tacheles: Gut funktionierender Hochwasserschutz ist für alle wichtig. "Den Leuten würde das Wasser zwar nicht bis zum Hals stehen, aber selbst bis zu den Fußknöcheln wäre es schlimm genug - und zwar dann, wenn die Brühe durch die gute Stube läuft", sagt Hans-Martin Vogt. Für den Landwirt aus Ahlerstedt ist der Hochwasserschutz ein wichtiges Thema. Dabei denkt er nicht nur an das eigene Interesse. Sicher will er seinen Hof und die dazugehörigen Ackerflächen vor Regenfluten gut geschützt wissen, doch ihm geht es vor allem um das Allgemeinwohl. Vogt engagiert sich im Gewässer-Unterhaltungsverband Aue. Aufgabe des Verbandes ist es, Bäche und Gräben so freizuhalten, dass sie die Wassermassen nach heftigen Regengüssen aufnehmen und möglichst schnell abtransportieren.
Vogt findet es ein wenig ungerecht, dass der Verband kürzlich in der Kritik stand. Der Harsefelder Angelverein hatte sich beklagt, dass bei der jährlichen Bagger-Mähaktion im Bachbett der Aue etliche Fische verendeten, darunter auch geschützte Arten (das WOCHENBLATT berichtete). Es gebe die klare Richtlinie, die Angler vorab zu benachrichtigen. Diese könnten dann den Bagger begleiten, um gegebenenfalls Fische zurück ins Wasser zu werfen, so Vogt: "Da hat offenbar etwas nicht mit der Kommunikation geklappt."
Ihn ärgere, dass die Bauern immer als Buhmänner dastehen, so der Landwirt. Seit Jahren sei er im Unterhaltungsverband ehrenamtlich tätig. Der Verband sei für alle Bürger wichtig. Vogt verwehrt sich gegen die Behauptung, dass man nur die Belange der Landwirte im Auge habe. "Ohne unsere Arbeit würden nach Starkregenfällen ganze Siedlungsgebiete unter Wasser stehen", meint Vogt. Der Verband sorge dafür, dass immerhin 22 Wasserläufe mit einer Gesamtlänge von rund 75 Kilometern freigehalten werden. "Dabei müssen wir uns obendrein noch mit den Bausünden der Vergangenheit herumplagen", sagt Vogt.
Unter anderem kritisiert er, dass die Gemeinde Ahlerstedt Baugebiete in hochwassergefährdeten Gebieten geschaffen hat. Als Beispiel nennt er die Straße Auetal im Ortsteil Klethen. "So dicht an der Aue hätte niemals eine Bebauung erfolgen dürfen", erklärt Vogt. Aber auch mit Privatleuten müsse sich man sich herumärgern: "Da gibt es Fischteich-Besitzer, die einfach die Aue aufstauen, um das Wasser in ihre Teiche zu leiten." Einer habe sogar ein richtiges Wehr angelegt. "Wir mussten einen Anwalt einschalten, damit dieses Ding beseitigt wird", so der Landwirt.
Selbst kleine Manipulationen am Gewässersystem könnten fatale Folgen haben. Wenn etwa bei der Verrohrung eines Grabens ein zu geringer Querschnitt gewählt werde. "Dann fließen die Regenfluten nicht schnell genug ab und am Ende steht eine komplette Straße unter Wasser." Vogt erinnert an das Hochwasser von 2002: Damals hatte die Aue in Harsefeld und Horneburg ganze Ortsteile geflutet.
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