Windows-Frust: Computer im Koma / Nach Installation von Windows 10 verabschiedete sich Notebook von WOCHENBLATT-Redakteur ins Nirvana
(jd). Computer-Nutzer fühlten sich in den vergangenen Monaten geradezu genötigt, die Windows-Version 10 zu installieren. Mit aufploppenden Nachrichten, die zuletzt fast den gesamten Monitor einnahmen, wies Microsoft darauf hin, dass es endlich Zeit sei, das neue Betriebssystem herunterzuladen. Viele gaben dem drastischen Drängen nach und ließen Windows 10 auf ihren Rechner aufspielen. Immerhin war es gratis. Ein Vierteljahr nach dem Ende der Aktion herrscht bei etlichen Windows-Usern Ernüchterung: Ihr Computer ist zur lahmen Krücke geworden oder stürzt dauernd ab. Auch WOCHENBLATT-Redakteur Jörg Dammann ärgert sich, dass er dem geschenkten Gaul nicht ins Maul geschaut hat. Was er mit der Windows-Chaosversion erlebte:
"Am Ende wurde ich doch schwach: Zwei Tage, bevor das Gratis-Angebot des amerikanischen Software-Riesen auslief, klickte ich auf den Button 'Upgrade now'. Mein Notebook ist zwar schon etwas betagt, doch die Online-Prüfung durch Microsoft ergab, dass mein Mobilrechner für das Betriebssystem geeignet sein soll. Aber bereits bei der Installation erschien ständig der berüchtigte Bluescreen. Nichts ging mehr. Frustriert übergab ich die Sache meinem Sohn. Der Hardcore-Gamer und Computer-Freak schaffte es nach ein paar Tagen, Windows 10 zum Laufen zu bringen.
Doch längst nicht alle Treiber funktionierten. So blieb das Notebook stumm wie ein Fisch. Erst nach mehrstündiger Recherche Im Internet fand ich eine Lösung. Auch einige Software-Programme hatten sich ins Nirvana verabschiedet - allen voran die Office-Suite. Microsoft hatte verschwiegen, dass Office 2010 vom neuen Windows deinstalliert wird. Für die Neu-Aktivierung des Programm-Pakets benötigte ich den Produktschlüssel. Schließlich war auch der nach längerer Suche gefunden.
Die richtigen Probleme sollten aber noch kommen: Immer öfter saß ich vor einem schwarzen Bildschirm. Abrupt schaltete Windows in den 'Dauerschlafmodus'. Nach drei kompletten Neu-Installationen, die keine Besserung brachten, fasste ich vor zwei Wochen den Entschluss, 'downzugraden': Ich wollte mein gutes altes Windows 7 wiederhaben. Das war gar nicht so einfach. Die wichtige Update-Funktion fiel ins Online-Koma. Sämtliche Sicherheits-Updates der vergangenen fünf Jahre waren nicht verfügbar. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Dateien von einem Softwareportal herunterzuladen. Die Datenmenge war gigantisch: Fast drei Gigabyte Software musste ich Datei für Datei 'zu Fuß' entpacken und installieren. Zwei Wochen lang war das meine Feierabendbeschäftigung.
Ach ja: Ich habe jetzt beim Chiphersteller Intel den 'Windows-Check' gemacht. Da heißt es klipp und klar: Meine Hardware ist nicht kompatibel zu Windows 10. Das habe ich inzwischen auch gemerkt. Microsoft lag also falsch."
90 Prozent wollen wieder Windows 7
Vom Windows-Frust zahlreicher Computer-Nutzer weiß auch IT-Experte Andreas Hofmann zu berichten. "Wir mussten noch nie so viele Probleme mit einem Betriebssystem beheben wie jetzt bei Windows 10", sagt der Inhaber der Firma "GHB Computer Welt" in Buxtehude-Neukloster. Ständig kämen User, die wieder auf Windows 7 "downgraden" möchten. "Doch dafür brauchen wir einige Tage", erklärt Hofmann: "Microsoft hat das Download-Tempo für die wichtigen Sicherheits-Updates zu Windows 7 drastisch gedrosselt. Eine bodenlose Frechheit." Laut Hofmann wollen rund 90 Prozent seiner Kunden Windows 7 verwenden.
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