Vortrag beim Beratungsring Harsefeld
Agrar-Influencer: Landwirte müssen mehr in die Öffentlichkeit
Wie kann der Dialog zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft gefördert werden? Diese Frage stellt sich der aus den Medien bekannte Landwirt Christian Lohmeyer aus Hoya. Der Agrar-Influencer, der er seine Erfahrungen und Einsichten in die Herausforderungen und Chancen der modernen Landwirtschaft mit seinen Followern auf verschiedenen Kanälen teilt, hielt kürzlich den Gastvortag auf der Mitgliederversammlung des Beratungsringes Harsefeld. Mehr zur Versammlung lesen Sie hier:
Durch seine Präsenz in den sozialen Medien, insbesondere auf Facebook, erreicht Lohmeyer eine große Reichweite und trägt die Anliegen der Landwirtschaft in die Öffentlichkeit. Seine Beiträge sind nicht nur informativ, sondern auch direkt, unterhaltsam und inspirierend. Als Gast in TV-Talkshows wie Markus Lanz macht er deutlich, dass die aktuellen Proteste der Landwirte nicht nur auf die Diskussionen über Agrardiesel und Kfz-Steuer zurückzuführen sind, sondern auf eine Vielzahl von strukturellen Problemen, denen die Branche gegenübersteht.
Unsichere politische Rahmenbedingungen
Lohmeyer bewirtschaftet mit seiner Familie einen klassischen Ackerbaubetrieb, den er 2011 von seinem Vater übernommen hat. Ein Hauptproblem sieht er in der wachsenden Bürokratie, die viele Betriebe überlastet und den Hofeigentümern die Motivation nimmt. Häufig zeigt sich, dass die nächste Generation unter diesen Bedingungen nicht mehr das Risiko eingehen will, den Hof fortzuführen. Dabei geht es nicht um das finanzielle, sondern um das politische Risiko. Kredite für Investitionen in einen Stall sind meist erst nach 20 Jahren abbezahlt. Unter den jetzigen Bedingungen ist das eine sehr lange Zeit, in der viele Änderungen der politischen Rahmenbedingungen eintreten können.
Stickstoffbedarf nur noch zu 80 Prozent gedeckt
Angefangen bei Bürokratie-Themen wie dem Umgang mit dem Wolf, der für Schafhalter zunehmend zur Herausforderung wird, bis hin zu Fragen rund um Nitratwerte und Nährstoffausträge, sei die Landwirtschaft mit einer Vielzahl von Vorschriften konfrontiert. Lohmeyer betont, dass Problem wie beispielsweise die Nährstoffeintragungen häufig nur der Landwirtschaft zugeschrieben werden. Tatsächlich gebe es mehrere Ursachen. Er nannte als Beispiel undichte Abwasserleitungen oder auch Kläranlagen, die bei zu großen Regenmengen ungeklärtes Abwasser in die Bäche und Flüsse abgeben. Der Landwirtschaft sei es bereits gelungen, die Düngemengen deutlich zu reduzieren. Die Reduzierung geht bereits so weit, dass der Stickstoffbedarf der angebauten Pflanzen nur noch zu 80 Prozent gedeckt werden darf. Als Folge kann vielfach die Qualität für Brotgetreide nicht mehr erreicht werden.
Die Öffentlichkeitsarbeit verbessern
Hinzu kommt ein Imageproblem: Viele Menschen hätten zudem den direkten Bezug zur Landwirtschaft verloren, so Lohmeyer. Statt Informationen aus erster Hand vom Hof nebenan zu erhalten, hätten große Teile der Bevölkerung oft nur die Möglichkeit, auf Medienberichte zurückzugreifen, die nicht immer die Realität auf den Höfen widerspiegeln. Dies führe zu einem Verständnisdefizit, denn vielen sei vermutlich nicht klar, innerhalb welcher Rahmenbedingungen sich die häufig sehr gut ausgebildeten Landwirte wirtschaftlich mit Familie und Hof bewegen. Er motiviert die Landwirtinnen und Landwirte, offen zu sein und z. B. öfter das Gespräch mit „Zuschauern“ am Feldrand zu suchen.
Der Bauernverband, aber auch die Landwirtschaft insgesamt habe es nach Lohmeyers Meinung in der Vergangenheit versäumt, den direkten Austausch mit Anwohnern und der Bevölkerung zu suchen. Es müsse eine bessere Öffentlichkeitsarbeit erfolgen. Er ist der Überzeugung, dass es an den Landwirten selbst liegt, aktiv zu werden und die Bevölkerung verständlich über ihre Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen aufzuklären. Es sei an der Zeit, dass der Dialog zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft intensiviert werde, so Lohmeyers Appell.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.