Blüh-Revolution auf der Wiese: Harsefeld und Ahlerstedt wollen Flächen ökologisch aufwerten
jd. Harsefeld/Ahlerstedt. Lasst tausend Blumen blühen: In Harsefeld und Ahlerstedt soll nach dem Willen der Politik die Kulturrevolution auf der grünen Wiese stattfinden. Gutbürgerlich gepflegte Grünflächen sollen einer bunten Blüten-Anarchie und wildem Blumenwuchs weichen. In Harsefeld will man sozusagen die ländlich-sittliche Variante des großstädtischen "Guerilla Gardening" einführen und im Nachbardorf Ahlerstedt sollen sich am Ackerrain künftig Hummeln und Bienen tummeln.
Das Insektensterben ist in aller Munde: Höchste Zeit, etwas zu unternehmen. Blühstreifen, Wildblumenwiesen oder Bienenweiden heißen die Zauberwörter. In Harsefeld setzen Verwaltung und Politik auf bürgerliches Engagement, um aus schnöden Rasenflächen ökologisch wertvolle Kleinbiotope zu machen. Laufen soll die Wildwuchs-Aktion im Rahmen eines Projektes der Naturschutzorganisation NABU. Deren Vertreterin Maren Meyer-Grünefeldt stellte kürzlich die Möglichkeiten vor, gemeindeeigene Grundstücke entsprechend zu gestalten.
Die Idee ist es, Bürger zu mobilisieren, damit diese sich künftig um die Pflege der Flächen kümmern. Initiativen, Anwohner-Gemeinschaften oder Vereine werden damit beauftragt, bestimmte Bereiche zu betreuen. Die Blumenwiesen sollten naturnah gepflegt werden, so die NABU-Expertin. Dazu zähle auch der Verzicht auf den "Großputz" im Herbst. "Man kann mit einfachen Mitteln Gemeinde-Grundstücke ökologisch aufwerten", sagt Meyer-Grünefeldt. Solche Projekte würden bezuschusst, um etwa die Anschaffung von Saatgut für Wildblumen zu finanzieren.
Das Angebot des NABU, solch ein Projekt fachlich zu begleiten, will der Flecken Harsefeld annehmen. Einig waren sich alle Politiker darin, dass das Projekt keine Eintagsfliege sein darf. Dafür will man aber zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Mit den Naturwiesen soll einerseits eine Nahrungsquelle für Insekten geschaffen werden, andererseits soll mit den auf Dauer angelegten Maßnahmen der Zusammenhalt der Bürger gefördert werden. Laut Rathauschef Rainer Schlichtmann haben einige Bürger bereits Unterstützung signalisert. Zunächst sollen Flächen ausgewählt werden, danach will der Flecken eine Info-Veranstaltung ausrichten.
Blühen statt unterpflügen
In Ahlerstedt wiederum sollen die Ränder der Äcker zu grünen Oasen werden. Bei einer Wegebereisung ist Bürgermeister Uwe Arndt aufgefallen, dass an etlichen Wegen die Randstreifen untergepflügt wurden: "Das ist unzulässig, weil es sich um Gemeindegrund handelt. Dabei geht es nicht um 40 oder 50 Zentimeter, sondern um bis zu drei Meter breite Streifen." Manchem Landwirt sei offenbar gar nicht bewusst gewesen, dass es sich nicht um seinen Grund und Boden handele.
Arndt hatte die betroffenen Bauern zu einem klärenden Gerspäch gebeten und vorgeschlagen, die bisher unerlaubt bewirtschaften Randstreifen in insektenfreundliche Blühstreifen umzuwandeln. Seine Anregung sei auf breite Zustimmung gestoßen. Nun soll ein zunächst auf zwei Jahre befristetes Projekt laufen: Die Gemeinde sät gemeinsam mit den Landwirten entlang der Ackerflächen Wildblumen aus. Für konventionell wirtschaftende Bauern ist das wohl ein fast revolutionäres Projekt.
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