Pilotprojekt in Harsefeld
Bundesministerin Klara Geywitz in der "Smart-City"
Bei einem Besuch in Harsefeld informierte sich Klara Geywitz (SPD), Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, über das nachhaltige Bauprojekt "Smart-City" von Viebrockhaus.
Wohnen der Zukunft - das soll die "Smart-City" am Rande des Harsefelder Neubaugebiets als Pilotprojekt zeigen. Nach einigen kurzen Grußworten zu Beginn der Veranstaltung hörten sich Geywitz, Vertreter des Bauvorhabens und der Politik in einem fast fertigen Haus der "Smart-City" einen Vortrag von Viebrockhaus-Seniorchef, Andreas Viebrock, an, der das Bauprojekt erklärte.
Das CO₂-neutrale Bauprojekt von Viebrockhaus umfasse 19 Einfamilienhäuser. Dank besonders nachhaltiger, umweltschonender und intelligenter Planung brauche das neue Quartier keine Ausgleichsfläche und kein Regenrückhaltebecken mehr. Das liege vor allem an der Gartengestaltung, der unterirdischen Speicherung von Regenwasser, begrünten Dächern, der Schaffung von Versickerungsmulden und an der geringen Versiegelung und Verdichtung der Böden.
Mit Grund und Boden werde sparsam umgegangen, erklärte Vie-brock weiter. So sehe es auch der Paragraf 1 im Baugesetzbuch vor. Pro Person werden 175 Quadratmeter Fläche in der "Smart-City" verbraucht. Das sei deutlich weniger als bei anderen Bauvorhaben auf dem Land, die oft mit einem Flächenverbrauch von rund 500 Quadratmetern pro Person angelegt sind.
Das neue Quartier solle auch das "Wir-Gefühl" stärken, so Vie-brock. Mit dem Energiekonzept seien die Häuser miteinander vernetzt und könnten untereinander Energie-Sharing betreiben. Doch hier gebe es ein Problem: Da das Quartier fast 200.000 Kilowattstunden Strom erzeuge, ausreichend für 60 Haushalte, müsse die "City" an die Börse, um dort den Strom zu vermarkten. "Das ist für weder für den Direktvermarkter noch für den Netzbetreiber attraktiv", sagte Viebrock.
Das Quartier sollte gemeinschaftliche Second-Life-Batterien als Stromspeicher nutzen, doch das lasse das Gesetz gar nicht zu, so Viebrock weiter. Um die Gesetze einzuhalten, könne nicht das Quartier als Ganzes, sondern nur in einer Kleinteiligkeit angemeldet werden, um den Gang an die Strom-Börse zu vermeiden, führt Viebrock weiter aus. Ein weiteres Problem: Zwischen der Anmeldung der jeweiligen Häuser müssen zwölf Monate liegen. Das heißt: Erst in drei Jahren könne das letzte Haus an das Energiekonzept angeschlossen werden. "Solche Regularien sind tödlich für echte Quartierskonzepte", betonte Viebrock.
Die Ministerin Geywitz zeigte sich interessiert an den Plänen von Viebrockhaus und griff das Thema Baugesetzbuch auf. Dieses solle im kommenden Jahr grundlegend überarbeitet werden. Weiter gehe es für sie um die Einsparung von Flächen, ökologische Planungen, Klimafreundlichkeit, heimische Waldwirtschaft, die Wasserspeicherung, Recycling und um kommunale Wärmepläne und Verbindungen von Häusern der Zukunft. "Wir brauchen viele Innovationen", sagte Geywitz. Besonders müsse das Wohnmodell "Einfamilienhaus" überdacht werden. Wo zuerst Familien ihren Platz finden, wohnen später, wenn die Kinder ausgezogen sind, meistens nur noch wenige Personen auf zu großem Raum.
Besonders gefiel Geywitz die Vorstellung von Viebrocks neuer Idee: dem „Power Townhouse“. Ein Reihenhaus mit der Möglichkeit, die Größe der einzelnen Wohnungen je nach Wunsch und Platz zu variieren. Jede Wohnung habe zudem Platz für eine Terrasse mit kleinem Garten. "Eine großartige Idee für den sozialen Wohnungsbau", so die Ministerin. Um das Vorhaben voranzubringen, wünscht sich Viebrock von Ministerin Geywitz ein beschleunigtes Verfahren für den Typenwohnbau. Wenn das kommen sollte, dann verspreche Viebrock bis spätestens Anfang 2024 mehr als 1.000 soziale Reihenhauswohnungen zu bauen. "Wir wollen ein Teil der Lösung sein", sagte Viebrock.
Redakteur:Saskia Corleis |
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