Demo für sicheren Radweg: Bürgerprotest bei Unterschriften-Übergabe in Ahlerstedt- Bokel
jd. Ahlerstedt. Wer im Landkreis Stade mit dem Drahtesel unterwegs ist, bekommt es immer wieder am eigenen Leib zu spüren: Vielerorts sind die Radwege schlimme Holperstrecken. Da schützt auch die beste Sattelfederung nicht vor Rückenschmerzen. Einer, der ein Lied von maroden Radwegen singen kann, ist der Ahlerstedter Bürgermeister Uwe Arndt. Er bemüht sich seit Jahren darum, dass die Radlerpisten in seiner Gemeinde saniert werden. Die Menschen vor Ort machten jetzt ihrem Unmut mit einer kleinen Demo an der L 124 Luft. Zur Übergabe von rund 500 Protest-Unterschriften an den Leiter der Stader Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Hans-Jürgen Haase, kamen sie mit Transparenten.
Tiefe Risse im Asphalt, von Baumwurzeln hochgedrückte Stellen und weggebrochene Kanten: Der Zustand der Radwege in der Gemeinde Ahlerstedt ist exemplarisch für viele Kommunen im Landkreis. Überall besteht ein Sanierungsstau bei den Zweirad-Strecken - vor allem entlang der Landesstraßen. Da in Niedersachsen seit Jahren kaum Geld für entsprechende Maßnahmen bereitgestellt wird, können selbst die schlimmsten Strecken nur provisorisch ausgebessert werden.
Doch von diesem Flickwerk haben die Bewohner von Bokel und Wangersen die Nase voll: Sie wollen, dass der Radweg, der ihre beiden Dörfer verbindet und ins „Zentrum“ Ahlerstedt weiterführt, grundlegend saniert wird. „Dieser Weg ist eine Zumutung. Man kann von Glück sagen, dass hier noch niemand schlimm gestürzt ist“, sagt Sonja Finkel, die gemeinsam mit Johannes Brinkmann die Protestaktion initiiert hat. Zur Unterschriften-Übergabe hatten die beiden mehr als 120 Bürger mobilisiert.
Nicht ohne Grund waren etliche Familien mit ihren Kinder darunter: Viele Eltern sind in großer Sorge um ihren Nachwuchs. „Der Weg wird auch als Schulweg genutzt“, erläutert Finkel. Außerdem seien nachmittags dort viele Kinder mit dem Rad unterwegs, um zum Fußball- oder Faustballtraining, zum Musikunterricht oder zu Verabredungen mit Freunden zu fahren. Man sei auf das Fahrrad angewiesen, da es kaum Busverbindungen gebe.
Behördenchef Haase nahm den Unterschriften-Stapel zwar entgegen, sah sich aber nicht als Adressat des Protestes: „Es ist eine Entscheidung der Politiker in Hannover, so wenig Mittel für die Instandhaltung der Radwege bereitzustellen.“ In seinem Geschäftsbereich, der das gesamt Elbe-Weser-Dreieck umfasst, stünden für die Radwege-Sanierung pro Jahr lediglich 700.000 Euro zur Verfügung, so Haase. Immerhin gebe es in diesem Bereich rund 400 Kilometer Radwege entlang von Landesstraßen. Haase will die Unterschriften nun nach Hannover schicken: „Damit die Verantwortlichen im Ministerium mal mitbekommen, wie wütend die Bürger sind.“
Ob die Strecke Bokel-Wangersen in absehbarer Zeit saniert wird, ist mehr als fraglich: Schließlich wendet Haase fast ein Drittel seines Gesamtetats in diesem Jahr bereits für die Erneuerung einen anderen Radroute in der Gemeinde Ahlerstedt auf: Am kommenden Montag beginnen die Arbeiten am Radweg in Ahrensmoor-Nord entlang der L 127. Kostenpunkt: 182.000 Euro.
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